Reiseführer Kos

Kos-Stadt: Dyonisos-Heiligtum, Casa Romana, Odeon

An der viel befahrenen Odós Grigóriou E, die Richtung Insel-Westen führt, findet sich unter Straßenniveau eine frei zugängliche Grabungsstätte, auf der zwei sich diagonal gegenüberliegende antike Ruinen freigelegt wurden. Von beiden sind nicht viel mehr als die Umrisse der Grundmauern mit wenigen Steinen und ein etwas Pflasterung zu sehen. Aber da die Stätte ohnehin auf dem Weg zur wirklich sehenswerten Casa Romana liegt, kann ein Blick darauf nicht schaden.

Griechenland - Kos-Stadt - Diyonisos-Altar

Reste des Diyonisos-Altars

Das Diyonisos-Heiligtum bestand aus einem dorischen Tempel und dem Diyonisos-Altar. Diyonisos war der Gott des Weines, der in der Historie auch unter dem lateinischen Namen Bacchus auftaucht, ein Verweis auf sein laut in Erscheinung tretenden Gefolge. Die hellenistischen Bauten stammen aus dem 2. Jahrhundert v. Chr.. Der Altar-Bau in einer damals typischen Bauform hat an einer der Längsseiten eine Art flache Rampe. Dass man das Heiligtum überhaupt mit Diyonisos in Verbindungen gebracht hat, hängt wohl damit zusammen, dass man ein Fries mit entsprechenden Darstellungen gefunden hat.

Griechenland - Kos-Stadt - in der Casa Romana

In der Casa Romana

Schräg gegenüber ist die Casa Romana absolut einen Besuch wert. Bei dem von außen nicht als solches erkennbaren Bau, handelt es sich im Inneren um das Wohnhaus eines Koers aus der Oberschicht zur Zeit der Spätantike im 2./3. Jahrhundert n. Chr., als die Insel Teil des Römischen Reiches war.

Griechenland - Kos-Stadt - in der Casa Romana

Wieder waren es italienische Archäologen, die die Ruine 1933/34 nach dem Erdbeben ’33 freilegten, was bis 1936 abgeschlossen war. Die einst prächtige Villa im römischen Stil wurde unter Einbeziehung der antiken Funde zwischen 1938 und 1940 rekonstruiert und gibt einen Eindruck davon, in welchem Luxus viele Menschen dieser Schicht offenbar lebten.

Griechenland - Kos-Stadt - in der Casa Romana

Die Decken des in Teilen zweigeschossigen Baus werden in einigen Bereichen von ionischen und korinthischen Säulen getragen, die zu Darstellungszwecken im Gros allerdings Nachbildungen sind, Originalfragmente finden sich dennoch, verbaut und als Ausstellungsobjekt.

Griechenland - Kos-Stadt - in der Casa Romana

Das Haus besitzt drei unterschiedlich große Innenhöfe jeweils mit Brunnen oder zumindest mit Wasserbecken. Der Boden um den zweitgrößten Innenhof rund um das Becken zeigt ein prächtiges Mosaik mit Darstellungen u.a. von Raubtieren, Fischen und einem zentralen Reiter zu Pferd.

Griechenland - Kos-Stadt - in der Casa Romana

Weitere Bodenmosaike aus Marmor finden sich teilweise in den an die Innenhöfe angrenzenden ehemaligen Wohnräumen. Die Wände der Räume sind nur fragmentarisch erhalten, zeigen Marmorvertäfelungen und Mauerwerk, aber vermitteln einen Eindruck, wie es in der Antike zu Lebzeiten der Bewohner hier wohl ausgesehen haben wird.

Griechenland - Kos-Stadt - in der Casa Romana

Statuen, teilweise lebensgroß, nur als Rumpf oder kleine Büsten, teilweise als Replik, „beleben“ auf eigentümliche Weise die Räume, die wie in einem heute modernen Haus zu finden sind, also Wohn- und Schlafräume, Esszimmer, Wasch- wie auch Lagerraum, eine Küche mit Ofen, Herd und Grill in einem, Latrine (Toilette) usw.. In solchen Häusern gab es sogar oftmals eine Fußbodenheizung, die mit heißem Wasser betrieben wurde.

Griechenland - Kos-Stadt - in der Casa Romana

Krüge und Kannen, Schüsseln und Teller sowie Kerzenhalter aus Ton, Gefäße aus farbigem Glas, steinerne Baufragmente z.B. mit Tierdarstellungen, Schmuck und Münzen, all das versucht in der Ausstellung als Interieur ein Bild des Wohlstandes der Oberschicht jener Zeit zu transportieren.

Griechenland - Kos-Stadt - in der Casa Romana

Die auf dem Außengelände als Ruine darliegenden Zentralthermen sind wenig mehr als Ruinen, denen der Laie ohne erklärende Schrifttafeln wenig entlocken kann.

Griechenland - Kos-Stadt - in der Casa Romana

Wenige Meter weiter stößt man in Richtung stadtauswärts auf derselben Seite auf ein römisches Theater aus dem 2. Jahrhundert n. Chr., das Odeon. Die ebenfalls frei zugängliche Anlage ist von der Straße aus nicht gleich zu sehen, weshalb ein Wegweiser die Besucher*innen über eine von großen Zypressen gesäumte Allee durch einen kleinen Park schickt, bevor sich das Odeon mit seinen 14 Sitzreihen für etwa 750 Zuschauer*innen den Ankommenden öffnet.

Griechenland - Kos-Stadt - Odeon - römisches Theater

Nach der Entdeckung des Theaters durch italienische Archäolog*innen 1929 noch vor der Freilegung der Casa Romana fand eine Restaurierung statt, die einerseits zeigt, wie Konzertveranstaltungen und Theater damals funktionierten, andererseits eine augenscheinliche Diskrepanz geschaffen haben zwischen neu und alt, denn von dem Bühnenhaus sind nur Mauerfragmente erhalten und die Räumlichkeiten unter dem Theater sind für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Die Italiener fanden dort übrigens mit der Statue des Hippokrates eines der ältesten heute im Archäologischen Museum zu bewundernden Objekte.

Griechenland - Kos-Stadt - Odeon - römisches Theater

Auch wenn die Katakomben nicht zugänglich sind, zu Ausstellungszwecken waren sie es einmal und wurden zuvor auch restauriert, kann man wenigstens einen Blick durch die vergitterten Türen werfen und sich vorstellen, wie einst während des Kulturbetriebes Schauspieler*innen dort aus ihrer Alltagskleidung in ihre Kostüme schlüpften, sich vielleicht letztmalig ihren Bühnentext in Erinnerung riefen und Requisten hinaus- und wieder hineingetragen wurden.

Griechenland - Kos-Stadt - Odeon

Ein Fußbodenmosaik neben dem Odeon ist ebenfalls nicht zugänglich

Bis heute wird das Odeon für Veranstaltungen genutzt und wenn es durch Tourist*innen ist, die vor auslösenden Kameras wenigstens einmal auf der Bühne gestanden haben wollen - „Sein oder nicht sein“, aber das war dann wieder eine andere Zeit und ein anderer Ort.

Griechenland - Kos-Stadt - blühenden Kakteen beim Odeon

Blühenden Kakteen direkt neben dem Odeon

Genau auf der anderen Seite der Hauptstraße (Odós Grigóriou E) liegt übrigens die weitläufige Westliche Grabungsstätte mit einigen sehenswerten Bodenmosaiken.

Griechenland - Kos-Stadt - Mosaik auf der Westlichen Grabungsstätte

Bodenmosaik auf der Westlichen Grabungsstätte

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