DAS PORTAL DEUTSCHSPRACHIGER REISEJOURNALISTEN

Die Seele eines Landes offenbart sich in der Musik

Musik aus aller Welt

Winfried Dulisch präsentiert

Gregorianische Gesänge:

Live und auf CD

Weitere Hör- und Reisetipps für Musikfreunde sind zu finden unter

Musik aus aller Welt.

 


Sein Buch „Der Gesang der Mönche – Die Wiederentdeckung des heilsamen Gregorianischen Chorals aus Stift Heiligenkreuz“ erschien 2009. Seitdem kann Prof. Pater Dr. Karl Wallner von sich behaupten: „Ich bin der einzige Zisterziensermönch, der jemals einen Bestseller geschrieben hat. Aber nennen Sie mich trotzdem einfach nur ‚Pater Karl’. So sprechen mich alle Leute an, die uns hier im Stift besuchen.“

Neben seiner Berufung zum Leben im Kloster nennt Pater Karl als seine weltlichen Berufe: „Musikverleger, Werbefachmann, Rektor einer theologischen Hochschule und Chef einer Tonträger-Produktionsfirma.“ Die einzigen Vertragspartner des Plattenproduzenten Pater Karl sind The Cistercian Monks Of Stift Heiligenkreuz.

Blues Brothers

Die Zisterziensermönche aus dem niederösterreichischen Stift Heiligenkreuz dürfen sich vergleichen lassen mit The Blues Brothers. Beide Gesangsgruppen haben jeweils mehr als eine Million Tonträger verkauft und sind unterwegs im Namen des Herrn. „Im Namen des Herrn – das haben wir mit den Blues Brothers gemeinsam“, bestätigt Pater Karl, der Medien-Aktivitäten seiner Mitbrüder managt. „Aber im Gegensatz zu den Blues Brothers wir sind nicht unterwegs.“


Pater Karl verweist auf das Denkmalschutz-Zeichen an der Pforte: „Hinter diesen Mauern singen wir seit 1133 mehrmals täglich die immer gleichen Gebete.“ 2008 wurde diese Tradition auf eine Probe gestellt. Die Londoner Filiale von Universal Music produzierte in dem Kloster 15 Kilometer vor den Toren von Wien eine CD mit Gregorianischem Choralgesang. Das Album platzierte sich in England sofort in den Top-Ten der Pop-Charts.



„Wie gesagt – die Pop-Charts“, erinnert sich der Theologie-Professor mit durchaus weltlichem Stolz. „Solch einen Erfolg hatten vorher nur zwei andere Österreicher – Falco und DJ-Ötzi.“ Dabei erklingt auf "Chant – Music for Paradise" einfach nur meditativer, reiner Choralgesang. Und zwar genau so, wie ihn die Zisterzienser im Stift Heiligenkreuz an jedem Tag, den Gott erschaffen hat, zum Himmel schicken.

Keine Vorschriften

Die Tontechnik fügte keine Wummer-Bässe oder Techno-Rhythmen hinzu. Sogar auf scheinheilige Kirchenhall-Effekte haben die Produzenten verzichtet. „Universal hat uns keine Vorschriften gemacht“, bestätigt Pater Karl. Zum Dank dafür gelangten The Cistercian Monks Of Stift Heiligenkreuz weltweit in die Hitparaden.


„In Österreich bekamen wir sieben Platin-Alben. Außerdem Platin in Deutschland und England. Gold in Holland, Polen, Belgien und …“. Der Himmel kennt die genauen Verkaufszahlen. „Ende 2010 hatten unsere Verkäufe die Millionen-Grenze überschritten. Für jede CD überwies Universal uns gerade mal 28 Cent.“ Deshalb gründeten die Mönche ihre eigene Plattenfirma und genießen dieses Privileg: „Wir stehen unter keinem kommerziellen Erfolgsdruck. Wir haben nur einen Verkündigungsauftrag.“



Der Zisterzienser-Orden betreibt in Heiligenkreuz eine Hochschule. Hier werden für den deutschsprachigen Raum – teilweise auch für Osteuropa und Übersee – Priester ausgebildet. „Den Erlös unserer CD-Verkäufe verwenden wir hauptsächlich für Theologie-Studenten aus Afrika, Asien und Südamerika.“

Abgelehnt

Die Welt kommt also nach Heiligenkreuz. Aber wären die Zisterzienser nicht auch gerne mal unterwegs im Namen des Herrn? „On the road – niemals! Wir sind Mönche. Unser Gesang ist unser Gebet. Wir gehören ins Kloster. Wir bleiben im Kloster.“ 250.000 Euro wollte ein Tournee-Veranstalter für Konzerte in fünf europäischen Kathedralen ausgeben. The Cistercian Monks Of Stift Heiligenkreuz haben das Angebot abgelehnt.


„Die Managerin von Tina Turner wollte mit uns über gemeinsame Projekte reden. Ich sagte ebenfalls ab.“ – Mussten die Mönche auf eine Zusammenarbeit mit der Pop-Diva wegen ihres Keuschheitsgelübdes verzichten? – „Das ist mal wieder so ein typischer Journalisten-Kalauer“, schmunzelt Pater Karl. „Nein. Aber solch eine Zusammenarbeit hätte unserer Glaubwürdigkeit geschadet. Und vor allem hätte es unseren klösterlichen Tagesablauf gestört.“

Beten und Arbeiten

Die Zeiten für das Beten und Arbeiten sind genau geregelt. Um fünf Uhr läuten die Glocken. Täglich 5.15 Uhr singen wir das Morgenlob, 6.20 Uhr Heilige Messe. Anschließend Arbeiten bis zwölf. Danach Mittagsgebet und Mahlzeit. Mittagspause. Dann wieder Arbeit bis 18 Uhr, Vesper, Abendessen, 20 Uhr Abendlob, Rosenkranz. „An diesem Stundenplan orientieren sich mehr als 1.000 Mönchs-Chöre auf der ganzen Welt. Wir alle singen die gleichen Gregorianischen Choräle.“

Aber wie fühlen sich die Heiligkreuzer, wenn ihre Gebete im Sauna-Bereich von Wellness-Paradiesen als Background-Gedudel missbraucht werden? – „Dieses Schicksal teilen wir mit unseren buddhistischen und russisch-orthodoxen Kollegen. Wir können damit leben, im Radio zwischen Lady Gaga und Robbie Williams gespielt zu werden. Der liebe Gott hat sicher seine Freude daran.“

Aber das ging zu weit. „Erst kamen zwei BBC-Kamerateams. Dann produzierte ein US-Sender einen 30-Minuten-Film über uns. Dann saßen wir auf der ‚Wetten dass’-Couch und Thomas Gottschalk präsentierte uns als ‚die älteste Boygroup der Welt’. Diese Talkshows waren manchmal mehr ein Opfer als ein Vergnügen. Aber wir haben das gut überstanden, weil wir Werbung machen für die Schönheit unserer Spiritualität und für die Schönheit des Gregorianischen Chorals.“

Einziger Zuhörer

Der Gregorianische Choralgesang geht zurück auf Papst Gregor I.; in dessen Amtszeit (590-604) wurde die Gesangsschule „Schola cantorum“ gegründet. Gregor soll auch der eigentliche Urheber gewesen sein für jene Regeln, die dem Heiligen Benedikt von Nursia (+547) zugeschrieben werden. „Diese Regula Benedicti regelt genau, wann wir welche Gebete singen. Und zwar in einer leeren Kirche. Gott ist unser einziger Zuhörer.“


Wirklich nur dieser eine Zuhörer? – „Seit unserem CD-Erfolg kommen viele neue Besucher und lauschen unseren Stundengebeten. Viele Besucher haben eine gewisse Schwellenangst vor dem katholischen Gottesdienst. Woanders werden sie manchmal zum Mitbeten und Mitsingen animiert, was viele Menschen überfordert. Bei uns können sie richtig entspannen. Und niemand muss im Gottesdienst befürchten, irgendetwas falsch zu machen."

Stauhelfer

Aber das größte Kompliment für die künstlerische Leistung seiner Mitbrüder hörte Pater Karl nicht von einem frommen Pilger, sondern von einem türkischen Migranten. „Er kann die Botschaft unserer Gesänge nicht nachvollziehen. Trotzdem legt er jeden Morgen, wenn er zur Arbeit nach Wien fährt, eine von unseren CDs in den Player. Er sagte mir, dass er jetzt nicht mehr aggressiv reagiert, wenn er im Stau steht.“

http://www.stift-heiligenkreuz.org/

Text & Fotos: Winfried Dulisch

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