Streifzüge durch die südliche Peloponnes

Streifzüge durch die Unterstadt

Eingeklemmt zwischen steiniger Küste, Straße und Felswand fand sich ein schmaler Streifen Land, wo die Toten der Stadt beerdigt werden. Hier ruht auch Giannis Ritsos, der große Sohn der Stadt, der linke Poet, dessen Werke von Mikis Theodorakis vertont wurden. Nach vielen Jahren der Verfolgung nicht nur unter dem Obristen-Regime konnte er erstmals 1974 wieder an den Ort seiner Kindheit zurückkehren. In den folgenden Jahren entstanden die 36 Gesänge seines „Monovassiá“-Zyklus` , Erinnerungen an ein vergangenes Monemvasia, „wie es amtlich heißt“:

Deine Kinderjahre haben auf dich gewartet in vergessenen Winkeln, in niedergerissenen Gebäuden, in byzantinischen Gewölben - da war der Laden des Friseurs; da der des Schusters; da müsste das Fischgeschäft gewesen sein .....

Die Mittage gehämmert von den Zikaden Juli-August, Gluthitze und Salz, der herabgestürzten Laternen fasst du Stein oder Holz an, verbrennt sich dein Finger ….. Der Felsberg. Nichts sonst. Wilde Feigenbäume und rostbrauner Stein. Kampfbereites Meer. Gar kein Platz, um niederzuknien …..


Monemvasia
Noch zwei, drei Minuten und die Straße endet an der Westmauer, die vom Ufer bis an den Steilabfall des Felsens hinaufreicht. Das Haupttor erweist sich als enger, rechtwinklig abgeknickter Durchgang, in dem sich von Lkws angelieferte Kartons und Säcke stapeln, darauf wartend, mit Schubkarren in harter Knochenarbeit an ihren Bestimmungsort gebracht zu werden. West- und Ostmauer sowie die Seemauer stammen aus der Zeit der Türkenherrschaft (nach 1540). Manche Partien sind aber jüngeren Datums. Sie wurden von den Venezianern nach 1690 (wieder)errichtet. Das Haupttor besitzt noch seine ursprünglichen Torflügel, dicke mit Eisenplatten und geschmiedeten Nägeln verstärkte Holzbohlen und über dem Tor ist auch noch die breite Schießscharte erhalten, von der aus das Terrain vor dem Tor beschossen werden konnte.

Monemvasia
Wer das Haupttor passiert hat, bewegt sich von nun an auf holperigem Gelände, grob aneinander gefügten Pflastersteinen, manchmal glatt, manchmal kantig, auch mal wacklig und besonders heikel, wenn es über Stufen hinauf oder hinunter geht. In unmittelbarer Nähe des Tors liegt das restaurierte Geburtshaus des Giannis Ritsos. Davor eine Büste des Dichters.

Monemvasia
Die Hauptstraße – nicht mehr als eine enge, belebte Gasse, dicht bebaut mit zumeist schmalen Häusern, in deren tonnengewölbten Erdgeschossräumen Kafenia, Läden und Restaurants auf ausgabefreudige Kundschaft hoffen, die sie auch das triste Wintergeschäft überstehen lässt. Dieser wichtige Verbindungsweg führt zum Hauptplatz des Städtchens, Platia Cami, so benannt nach der Moschee (türk. Cami), die ursprünglich die Kreuzkuppelkirche Agios Petros war.

Monemvasia
Von den Türken wurde sie zu einer Moschee umgebaut, war einige Zeit auch ein Kafenion und beherbergt heute das besuchenswerte städtische Museum. Davor ist eine drohend aufs Meer gerichtete Kanone platziert. Sie trägt die Jahreszahl 1763, konnte aber noch nicht sicher einem Ereignis zugeordnet werden und auch ihre Herkunft ist ungeklärt. Glanzpunkt des kleinen Platzes ist die Kirche Christós Elkómenos (Christus in Ketten) und der dazugehörige Glockenturm, der im Stil eines italienischen Campanile errichtet wurde.

Monemvasia
Die Kirche wurde offenbar 1697 von den Venezianern neu gebaut oder ihre durch die Belagerung verursachten schweren Zerstörungen ausgebessert. Obwohl venezianisch beeinflusst, ist das Grundschema rein byzantinisch: eine Basilika mit Hauptschiff und zwei Seitenschiffen, über einem Achteck erhebt sich die Kuppel, drei Apsiden bilden den Ostabschluss und im Westen ist ein Narthex vorgelagert. Erhaltene Marmorarbeiten deuten auf einen Vorgängerbau aus der Zeit um 1000 hin. So stammt der Türsturz mit schönen floralen Motiven und die darüber angebrachte marmorne Reliefplatte, auf der ein Pfauenpaar zu sehen ist, aus jenem älteren Bau.

Monemvasia
Überquert man die den Platz tangierende Hauptstraße, steht man nach wenigen Schritten vor der Kirche der Panagía Myrtidiótissa (Kirche der myrtenbekränzten Maria). Sie wurde in der venezianischen Zeit des frühen 18. Jahrhunderts für einen Orden errichtet. Ein italo-byzantinischer Mischstil zeichnet sie aus, gut erkennbar an der Gestaltung der Westfassade mit seinem Quadermauerwerk und etlichen Ausschmückungen. Die einschiffige Kirche wird von einer hohen Tambourkuppel überragt. Einzig die schön geschnitzte Altarwand (Ikonostase) belebt den kahlen Innenraum. Darüber ein von zwei Drachen flankierter Christus am Kreuz.

Ein schlichte Westfassade und weitere italo-byzantinische Stilelemente weist auch die Kirche des Agios Nikolaos in der östlichen Unterstadt auf. Sie entstand 1703. Die Stiftungsurkunde ist im Dreieck über dem Westportal angebracht worden, darüber ein Flachrelief mit dem byzantinischen Doppeladler. Die drei Schiffe der Kirche enden in Apsiden und ein hoher Tambour mit Kuppel überragt den alten Bau, der schon seit Jahren leer steht und vom Verfall bedroht ist.

Monemvasia
Im nicht ganz so dicht bebauten und von Ruinengrundstücken durchsetzten Südosten der Stadt erhebt sich die frisch renovierte Kirche der Panagía Chryssaphiótissa (Unserer Lieben Frau von Chryssapha). Ihr östlicher Teil mit den drei Apsiden stammt aus dem 16. Jahrhundert. Der restliche Gebäudeteil wurde 1690 bei der Belagerung durch die Venezianer zerstört, nach der Einnahme der Stadt aber von ihnen wieder aufgebaut. Neben der Kirche wird in der kleinen Kapelle mit dem Namen „to ieró pigádi“ = der heilige Brunnen die kostbare Ikone der heiligen Jungfrau Maria von Chryssapha verwahrt. Wenn man von hier entlang der Seemauer nach Westen wandert, passiert man zunächst die Südpforte in der Mauer und einige schön restaurierte Gebäude und steht dann vor einem großen, wieder aufgebauten Patizier-Haus, das nach seinem früheren Besitzer „Stellakis-Haus“ heißt. Der für Monemvasia sehr typische Bau aus Bruchsteinen zeigt interessante architektonische Lösungen wie Überbauungen, Passagen, Nischen, eine Art Innenhof, den aufs Meer blickenden Balkon.

Folgt man dem Weg an der Seemauer weiter, gelangt man zur Südwestbastion.






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