Streifzüge durch die südliche Peloponnes

Die Mani-Halbinsel

Der mittlere der drei „Finger“ der Insel des Pelops ist die Halbinsel Mani. An ihre kargen Flanken im Osten rollt die Brandung des Lakonischen Golfs und ihre kaum weniger raue Westküste grenzt an den Messenischen Golf. Das mächtige Taygetos-Gebirge und seine Ausläufer durchziehen die Mani von Nord nach Süd. Sie lassen starke landschaftliche Kontraste entstehen. Die Gebirgskette flacht sich nach Süden hin mehr und mehr ab und läuft im Kap Matapan, dem südlichsten Punkt der Balkanhalbinsel, aus. Es ist eine eigenartige Landschaft, die manche Besucher so nicht erwarten: steil und steinig, baumlos und wasserarm, eine erbarmungslose Erde, die ihre Bewohner zermürbt und abwandern lässt – verfallende Terrassenmauern, verödete Dörfer, einstürzende Turmhäuser hinterlassend.

Peloponnes, Mani-Halbinsel

Aber es gibt auch eine zaghafte Hoffnung auf eine bessere Zukunft. So setzen mutige Kleinunternehmen auf Tourismus für Individualisten, die gerne Radtouren unternehmen oder die Bergwelt erwandern, die es zu den vielen uralten Kirchen hinzieht und die schon immer mal in einem der festungsartigen Wohntürme maniotische Lebensart nachempfinden wollten. Es gibt inzwischen etliche Beispiele für erfolgreiche Tourismusinitiativen der nachhaltigen Art. Alternativen sind ohnehin nicht in Sicht – zu gering sind die wirtschaftlichen Ressourcen. Und allein mangels Stränden wird Massentourismus hier nie Fuß fassen können.

Es war immer eine Schinderei, auf der Mani zu überleben – in dieser Steinwüste mit nur spärlicher Vegetation, die Viehwirtschaft gar nicht zuließ und Ackerbau nur auf terrassierten Hängen erlaubte, zumeist kleinen Flächen, eingefasst von mühsam aufgeschichteten Steinmauern, von denen heute viele verfallen sind und ein trauriges Bild abgeben, wie nahe Pigádia am Fuß des Profítis Ilías und auf dem Bergplateau von Nikólakkos oder – besonders eindrucksvoll – unterhalb von Tsikaliá weit im Süden der Mani. Nur der Olivenbaum, der zähe, unverwüstliche, gedeiht in großer Zahl und schenkt der Landschaft grüne Tupfer.

Peloponnes, Mani-Halbinsel
Vor Zeiten schien sich ein Ausweg aus der Notlage abzuzeichnen: Piraterie. Keine ungewöhnliche Beschäftigung damals am Mittelmeer. Nahezu jeder, der über ein geeignetes Schiff verfügte, widmete sich der Räuberei zur See, um an möglichst kostbare Ware zu kommen oder, was noch lukrativer war wegen des zu erwartenden Lösegelds, Gefangene zu machen. Reguläre Flotten pflegten das Gewerbe genauso wie unzählige Privatleute und kirchennahe Kreise wie die Malteser. Die maniotischen Piraten hatten einen besonderen Verwendungszweck für erbeutete Schiffe, deren Holz sie als Brennstoff zur Herstellung von Branntkalk nutzten. Gelöscht wurde er dem Mörtel beigemischt, mit dem sie die Bruchsteine ihrer Wohntürme stabilisierten. Die Mani entwickelte sich in kurzer Zeit zum „berühmtesten griechischen Piratennest“. Die Manioten zahlten zähneknirschend Steuern an osmanische Potentaten, erkauften sich aber auch damit ihre Unabhängigkeit. Sie mischten kräftig mit in den maritimen Angelegenheiten am Mittelmeer und stärkten ihren Ruf als die „barbarischsten Piraten des Mittelmeers“. Begünstigt wurde ihr Treiben durch die Rückzugsmöglichkeiten, die ihnen ihr heimisches Terrain bot mit seinen Buchten und Fjorden, Schluchten, Grotten und Höhlen. (Der Umfang der Peloponnes wird ohne Buchten mit 670 km angegeben, mit Buchten aber sind es 1.250 km!). Im Verlauf des 19. Jahrhunderts war Schluss mit der Piratenherrlichkeit, als die Großmächte Dank überlegener Waffen den Schutz des freien Handels im Mittelmeer übernehmen konnten.





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