Streifzüge durch die südliche Peloponnes

Die Mani-Halbinsel: Unterwegs in der Äußeren Mani

Traditionell gliedert sich der mittlere „Finger“ der Peloponnes in die Äußere Mani (Exo Mani) im Nordwesten und die Innere Mani (Mésa Mani) im Südwesten sowie die Untere Mani (Káto Mani) im Osten. Nach der jüngsten Verwaltungsreform gehört die Äußere Mani zum Regionalbezirk Messenien, die Innere und Untere sind dem Regionalbezirk Lakonien zugeordnet.

Peloponnes, Mani-Halbinsel

Nach einer kurzen Wegstrecke östlich von Messeniens Metropole Kalamata beginnt die kurvenreiche Berg- und Talfahrt durch die attraktive Landschaft der Äußeren Mani. Auf niedrigem Gelände gedeiht noch üppige Vegetation, die rasch spärlicher wird, wenn die vorbeiziehenden Berghänge des Taygetos die 1000-Meter-Marke überschreiten. Seine höchste Erhebung, der Profítis Ilias (2.407 m), zeigt sich kahl und abweisend und noch im Frühsommer gesprenkelt mit glänzenden Schneeresten. Nach kurvigem Aufstieg öffnet sich dann unvermittelt das grandiose Panorama der maniotischen Westküste bis weit über Kardamili hinaus. Kámbos wird passiert und Prosílio mit der Kirche Agios Geórgios nebst Campanile und dann schlängeln sich etliche Haarnadelkurven hinunter ans Meer nach Kardamili.

Peloponnes, Mani-Halbinsel

Panorama mit Kardamíli

Der Ort ist ein immer noch bescheidenes Zentrum des Tourismus in der Mani. Es gibt hier kleine Hotels, eine abwechslungsreiche Gastronomie und gute Einkaufsmöglichkeiten, auch gekennzeichnete Wanderwege, einen winzigen Hafen und sogar einen längeren Strand, der freilich dicht mit Kieseln bedeckt ist. Zur Bekanntheit Kardamilis hat zweifellos die langjährige Anwesenheit von Patrick Leigh Fermor beigetragen. Der englische Schriftsteller und im 2. Weltkrieg Special-Operations-Agent wurde weltbekannt durch sein 1958 veröffentlichtes Buch „Mani: Reise ins unentdeckte Griechenland“, 1960 erstmals in Deutsch erschienen und nach vielen Auflagen 2012 in neuer Übersetzung. Fermor ließ sich mit seiner Frau Joan, einer prominenten Fotografin, in Kardamilis Kalamitsi-Bucht nieder, baute dort ein Haus und hielt enge Kontakte zu den Heroen der Reiseliteratur wie Bruce Chatwin, Robert Byron, Freya Stark, Lawrence Durrell, den er in Zypern besuchte.

Peloponnes, Mani-Halbinsel

Kardamílis Hafen

Kardamili hat eine lange Geschichte. Sie reicht mindestens dreitausend Jahre zurück. Homer erwähnt den Ort im 9. Gesang der Ilias, in dem der Heerführer Agamemnon dem tief gekränkten Achilles sieben Städte anbietet, darunter Kardamili, um ihn zu besänftigen und zur Rückkehr in den Kampf um Troja zu bewegen:“Sieben geb` ich ihm dort der wohlbevölkerten Städte: Enope (in Messenien) und auch Kardamyle . . . Hire . . . Phera . . .“

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Troupakis-Mourtzinos-Komplex

Olivenhaine und Obstplantagen querend, erreicht man am Ortsrand ein Ensemble wehrhafter Bauten, das vor wenigen Jahren restauriert wurde. Es ist der sehenswerte Wohnkomplex des einflussreichen Troupakis-Mourtzinos-Clans, dem man seinen gesellschaftlichen Status und seine beträchtlichen finanziellen Ressourcen ansieht. Die Anlage entstand wohl gegen Ende des 17. Jahrhunderts auf einem felsigen Hügel, der es möglich machte, die Vorgänge in den nahen Küstengewässern des Messenischen Golfs und auf dem Weg aus der Mani nach Kalamata im Auge zu behalten. Neben diversen Turmbauten gab es ein Lagerhaus für Schießpulver und einen Gemüsegarten, Zisterne und Olivenpresse, ein Schmiede und die familieneigene Kirche Agios Spýridon, eine überkuppelte Basilika ohne Seitenschiffe mit westlichen Stilelementen wie Spitzbögen und runden Oberlichtern sowie eine achteckige Kuppel und einen doppelköpfigen Adler als Reminiszenzen an die byzantinische Vergangenheit. Während der Blütezeit des Troupakis-Mourtzinos-Clans im 18. und 19. Jahrhundert war Kardamili ein Tummelplatz für einheimische und fremde Piraten und das war auch noch der Fall, als sich mit Theódoros Kolokotrónis einer der führenden griechischen Freiheitskämpfer im Juni 1821 bei den Troupakis einquartierte, um die Rebellion gegen die Türken zu organisieren.

Einen Abstecher wert – jedenfalls für konditionsstarke Kraxler – ist ein Streifzug durch die Viros-Schlucht. Wie eine riesige Wunde hat sie sich in die Hänge des Taygetos-Gebirges eingegraben – und das auf einer Länge von zwanzig Kilometern. Durch die Schlucht verlief in antiker Zeit die holperige Verbindung von Sparta zu seinem Hafen Kardamili. Hoch über der Schlucht, auf ihren Kanten, haben sich die beiden Großdörfer Tséria und Exochóri mit je fünf Ortsteilen angesiedelt.

In Stoúpa, sieben Kilometer südlich, geht es deutlich quirliger zu als in Kardamili. Hauptgrund sind seine beiden Sandstrände und eine gut entwickelte touristische Infrastruktur. Auch Agios Nikólaos hat den Tourismus für sich entdeckt – nur geht es hier ungleich gemütlicher zu als in den „Hochburgen“ Stoúpa und Kardamili. Es gibt hier einen winzigen Fischerhafen und etwas außerhalb einen ruhigen Sandstrand. Die Gegend von Nomitsí ist reich an uralten byzantinischen Kirchen.

Peloponnes, Mani-Halbinsel

Agii Anargýroi in Nomitsí

Direkt an der Durchgangsstraße harrt die winzige Agii Anargýroi aus, eine einschiffige Kreuzkuppelkirche, deren Anfänge bis in das 10. Jahrhundert zurückreichen. Im 13. und 14. Jahrhundert erhielt sie im Zuge einer umfassenden Rekonstruktion ihre heutige Gestalt. Über dem Portal auf der Westseite erhebt sich ein Glockenstuhl. Gekrönt wird der ehrwürdige Bau von einem achteckigen Tambour, darauf die ziegelgedeckte Kuppel. Die Ausstattung mit Fresken geht auf drei verschiedene Epochen zurück. Kaum noch sichtbar: die frühesten Darstellungen aus dem 10. oder 11. Jahrhundert. Die Mehrzahl der Gemälde entstand im 14. Jahrhundert, darunter Christus als Pantocrator in der Kuppel, umgeben von acht Propheten. Die Evangelisten sind dargestellt und Szenen aus dem Leben Christi, seine Geburt, Kreuzigung und Himmelfahrt. Die jüngsten Dekorationen an der Nordwand werden lokalen Malern zugeschrieben, die um die Mitte des 18. Jahrhunderts hier tätig waren.

Thalámes ist bekannt für die riesige Platane , die dem Dorfplatz und seiner Taverne Schatten spendet, und für sein kurioses „Museum“ eines Privatmannes, der viele maniotische Exponate aus Kunst und Handwerk, Haushalt und Landwirtschaft zusammengetragen hat, was den einen „ein wenig an einen Trödelladen erinnert“, einen anderen an eine „ill assorted collection of junk“.

Peloponnes, Mani-Halbinsel

Landschaft zwischen Thalámes und Langáda

Agios Níkon ist der südlichste Ort der Exo Mani.





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