Rundgang durch den Palast (Ausgrabungsstätte) von Malia

Malia: Das Östliche Lager <strong>(9)</strong> des Palastes zeigt noch deutlich
die Abflussrinnen der großen Vorratsbehälter

Das Östliche Lager (9) des Palastes zeigt noch deutlich die Abflussrinnen der großen Vorratsbehälter



Geschichte / Karte

Wir nähern uns dem Palast von der Kasse her über seinen Westhof, der von sog. Prozessionswegen aus hellem Kalkstein durchzogen wird. Hier fällt auf, dass die Westfassade des Bauwerkes keine einheitliche Front bildet, sondern mehrere Vor- und Rücksprünge aufweist.

1 Acht runde Mauerfragmente werden heute allgemein als ehemalige Getreidespeicher interpretiert, das Dach wurde von einem Mittelpfeiler getragen. Einige Forscher vertraten jedoch auch die These, es habe sich hierbei um Zisternen gehandelt.

2 Südlicher Eingang mit einem plattenbelegten Vorraum. Der Eingang selbst ist schmaler als der Vorraum.

3 Kernos. Der an dieser Stelle gefundene Kalkstein von etwa 90 Zentimetern Durchmesser weist 34 Vertiefungen auf, eine davon ist etwas größer als alle anderen. Da ähnliche Steine auch an weiteren Eingängen gefunden wurden, gingen die meisten Forscher von einer kultischen Funktion aus: Hier wurden den Göttern kleine Opfergaben dargebracht - Früchte, Öl, Wolle und Getreidekörner. Andere Wissenschaftler wiederum billigtem dem Kernos nur eine ganz banale Funktion zu: Der Stein habe den Türwächtern als Brettspiel gedient.

Malia: Bis heute gibt der sog. Kernos Wissenschaftlern und Besuchern Rätsel auf

Bis heute gibt der sog. Kernos Wissenschaftlern und Besuchern Rätsel auf

4 Eine kleine Treppenanlage wird häufig als Theaterareal bezeichnet, obwohl die Stufen zum Sitzen viel zu niedrig sind.

5 Die Räume rechts vom Südeingang beherbergten wahrscheinlich Werkstätten.

6 Zentralhof. Im 48 mal 22 Meter großen Hof blieb der ursprüngliche Plattenbelag nur an einigen Stellen erhalten.

7 Altar. Heute von einem häßlichen Plastikdach abgedeckt, befindet sich hier eine von einer Mauer umgebene Vertiefung mit vier Basen aus ungebranntem Lehm - möglicherweise eine Art Rost für Tieropfer.

8 Osteingang

9 Östliches Lager. Hier standen vermutlich zahlreiche große Vorratskrüge (pithoi), die deutlich erkennbaren Abflussrinnen wollten wohl die kostbaren Flüssigkeiten - Öl oder Wein - bei Bruch eines der Gefäße ableiten oder auffangen.

10 Heiligtum. Über eine Vorhalle, die sich einst mit einer Stoa und einem Lichthof zum zentralen Hof hin öffnete, gelangte man in die sog. Pfeilerkrypta mit zwei Steinquadern in der Mitte, in die religiöse Zeichen - zwei Sterne und zwei Doppeläxte - eingraviert sind. Auch hier muss die Interpretation offen bleiben: Handelt es sich um Steinmetzzeichen - oder hatten die Einritzungen eher magischen Charakter ?

11 Magazine

12 Große Treppe. Sie führte vermutlich in ein nicht mehr erhaltenes Obergeschoß.

Malia: Über die Große Treppe (12) erreichte man einst wohl ein Obergeschoß

Über die Große Treppe (12) erreichte man einst wohl ein Obergeschoß

13 Loggia. Vier Stufen führen in diesen oft auch als Thronsaal bezeichneten Raum, möglicherweise ein Kultraum für den Herrscher oder Obersten Priester. In einem anschließenden kleinen Zimmer, auch als Saal der Leoparden bekannt (13 a), wurden zahlreiche kostbare Funde gemacht, darunter eine Steinaxt mit Leopardenkopf sowie ein knapp ein Meter langes Bronzeschwert mit Verzierungen aus Gold und Bergkristall, die alle vermutlich bei kultischen Zeremonien Verwendung fanden. Sie sind im Archäologischen Museum in Iraklion ausgestellt.

14 Pfeilerhalle. Der größte Raum der Anlage (9,4 mal 9,3 Meter); von den einst sechs Pfeilern sind nur noch die Basen erhalten. Im ersten Geschoß befand sich möglicherweise eine Art Bankettsaal für religiöse Feiern.

Malia: Die Reste der sog. Pfeilerhalle

Die Reste der sog. Pfeilerhalle



15 Turm

16 Hof des Turms

17 Lichthof

18 Megaron. Der Bereich um diesen großen Raum, dessen zahlreiche Türen sich nach drei Seiten öffneten - ein bei minoischen Bauten häufiger anzutreffendes Architekturelement - wird allgemein als "königliche Gemächer" bezeichnet, möglicherweise handelt es sich um Audienzräume.

19 Archiv. Hier fand man Siegel und Tafeln in Linear-A-Schrift. Der Pfeiler in der Mitte war wahrscheinlich in kultische Handlungen einbezogen.

20 Kultisches Reinigungsbecken. Von einem Vorraum aus, früher auch als Megaron der Königin bezeichnet, führen sechs Stufen in einen kleinen, mit unverziertem Stuck verkleideten Raum von 2 mal 2,5 Metern Größe, in dem entweder flüssige Spendeopfer dargebracht wurden oder zeremonielle Reinigungen stattfanden (Lustralbecken).

21 Die assymetrische Einordnung des versetzt liegenden Gebäudes macht schon deutlich, dass es aus einer späteren Zeit stammt.

Malia: Scherbe für Scherbe wurden die riesigen Vorratsbehälter (pithoi)
von den Archäologien wieder zusammengefügt

Scherbe für Scherbe wurden die riesigen Vorratsbehälter (pithoi) von den Archäologien wieder zusammengefügt

22 Nordhof

23 Magazine

24 Nordeingang

25 Prozessionsstraße

26 Gebäudereste aus der Zeit der Alten Paläste.

Die Prozessionsstraße führt vom Nordeingang zur Agora, einem von Gebäuden umstandenen rechteckigen Platz. Ganz in der Nähe, von einem Schutzdach überdeckt, die sog. Pfeilerkrypta mit Steinbänken an den Wänden - möglicherweise ein Raum für Versammlungen der Würdenträger der Siedlung.

Rings um den Palast wurden zahlreiche weitere Gebäudegruppen und Nekropolen aus unterschiedlichen Zeiten der minoischen Ansiedlung freigelegt. In einer Nekropole 500 Meter nördlich des Palastes aus der Zeit der Alten Paläste wurde der berühmte Goldschmuck mit den Bienen gefunden (1700 v. Chr., Archäologisches Museum Iraklion), ein Hinweis auf die große Bedeutung der Bienenzucht bei den Minoern.





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