Von Zeus, Minos und Dädalus: Aus dem kretischen Mythenschatz

Häufig taucht ein Stier auf den minoischen Wandmalereien auf,
wie hier auf dem Nordwestportikus in Knossos

Häufig taucht ein Stier auf den minoischen Wandmalereien auf, wie hier auf dem Nordwestportikus in Knossos

In dem von den antiken griechischen Schriftstellern übermittelten Mythenschatz spielt Kreta eine herausragende Rolle. Auch wenn diese Mythen in verschiedenen Versionen vorliegen, so läßt sich doch ein gemeinsamer Kern der Geschichte erkennen.

Beginnen wir mit Uranos, der vom eigenen Sohn Kronos mit einer Sichel entmannt worden war. Auf dem Sterbebett prophezeite er seinem Sohn dasselbe Los, nämlich von einem seiner Söhne verdrängt zu werden. Daraufhin verschlang Kronos alle Kinder seiner Frau Rea.

Als Rea erneut schwanger war, begab sie sich heimlich nach Kreta und gebar dort in der Diktäischen Höhle auf der Lassíthiebene ihren Sohn Zeus. Mit Hilfe von Nymphen wurde das Baby aufgezogen, die Milch der kretischen Wildziege und Honig dienten ihm als Nahrung. Nach einigen Wochen wurde das Baby ins Ida-Gebirge verbracht, wo Kureten mit Schildern und Schwertern ein lautes Getöse anstimmten, um das Geschrei des Kleinen zu übertönen. Rea indessen hatte anstatt des Babys einen Stein in Tücher gewickelt, den Kronos an Kindes statt verschlang.

Als Zeus erwachsen war, gelang es ihm, sich in die Umgebung seines Vater Kronos einzuschleichen und ihm Senf im Wein zu verabreichen. Der übergab sich daraufhin und erbrach auch die Brüder und Schwestern des Zeus, Hestia, Hera, Hades, Demeter und Poseidon. Gemeinsam erschlugen sie den Vater und Zeus schwang sich zum Gebieter des Himmels auf.

Matala, wo dem Mythos nach Zeus an Land ging

Matala, wo dem Mythos nach Zeus an Land ging

Zeus verliebte sich in jungen Jahren des öfteren in verschiedene Frauen und Mädchen. Als Europa, die Tochter des Königs von Phönizien am Strand spielte, verwandelte er sich in einen Stier, den Europa aufgrund seiner Zutraulichkeit bestieg. Der Stier stürzte sich in die Fluten und entführte Europa nach Kreta, wo er bei Mátala an Land ging. Unter der immergrünen Platane von Górtys vergewaltigte er die Entführte. Europa gebar drei Söhne: Minos, Rhadamanthys und Sarpedon. Minos ging als König von Kreta in die Überlieferung ein.

Erzürnt über eine ihm von Minos angetane Schmach verleitete Poseidon, der Gott des Meeres, des Minos Frau Pasiphae dazu, sich einem Stier hinzugeben. Aus dieser Verbindung entstand der Minotaurus, ein Wesen, halb Mensch, halb Stier, das Minos in einem großen von Dädalus erbauten Labyrinth verstecken ließ. Das tributpflichtige Athen mußte alle drei Jahre 7 adlige Jünglinge und 7 Jungfrauen schicken, die dem Minotaurus zum Fraß vorgelegt wurden. Als wieder einmal die Tributleistung fällig wurde, schloss sich der mutige Königssohn Theseus freiwillig dieser Gruppe an, um das Ungeheuer zu töten. Ariadne, Tochter des Minos, verliebte sich in den angekommenen Theseus und gab ihm den berühmten Faden der Ariadne mit, mit dessen Hilfe Theseus, nachdem er den Minotaurus getötet hatte, den Weg aus dem Labyrinth zurückfand. Doch der mutige Theseus mußte auf seinem Rückweg Ariadne auf Naxos zurücklassen, war sie doch dem Gott Dionysos geweiht. In seinem Kummer vergaß der junge Held wie verabredet die schwarzen Segel bei seiner Heimkehr zu raffen. Als König Ägeus diese Zeichen der Trauer von Ferne erblickte, wähnte er auch seinen Sohn tot und stürzte sich aus Kummer ins Meer, das seitdem das Ägaische genannt wird.

Dädalus, der Pasiphae geholfen hatte, war bei Minos in Ungnade gefallen und durfte die Insel nicht verlassen. Doch der geschickte Handwerker baute für sich und seinen Sohn Flügel aus Federn und Wachs, mit deren Hilfe sie sich in den Himmel erhoben. In ungestümem Leichtsinn kam Ikarus dem Himmel zu nahe, das Wachs löste sich in der Hitze auf und er stürzte ins Meer, seitem das Ikarische genannt. Dädalus aber konnte nach Sizilien fliehen. Als Minos ihn dort verfolgte fand er dabei den Tod.





Das könnte Sie auch interessieren

.