Olivenernte auf Kreta

Olivenbäume im Frühjahr auf dem Weg nach Mochlos

Olivenbäume im Frühjahr auf dem Weg nach Mochlos

Wenn im November die meisten Touristen die Insel verlassen haben, kehrt Ruhe ein auf Kreta. Doch weit gefehlt, wer meint, jetzt beginne eine Zeit der Muße. Von November bis in den März reicht die Zeit der Olivenernte und vor allem auf dem Lande ist fast jeder stolzer Besitzer einer mehr oder weniger ansehnlichen Zahl von Olivenbäumen.

Olivenbäume sind überall auf Kreta zu finden, sie gedeihen in Höhen bis über 600 Meter, man findet große Pflanzungen in den Ebenen, aber auch bescheidene Gruppen von Bäumen in abgelegenen Bergregionen und Schluchten. Oliven stellen die Kulturpflanze Kretas schlechthin dar, bereits aus minoischer Zeit sind Abbildungen bekannt, die Menschen bei der Oliven-Ernte zeigen. Olivenöl wurde gar als Heilmittel gegen verschiedene Krankheiten angewandt. Und in der Tat scheinen neuere wissenschaftliche Untersuchungen die positiven Wirkungen des häufigen Olivenölverzehrs zu bestätigen. Auf eine Kurzformel gebracht: Dort, wo die Menschen viel Olivenöl verwenden, treten z.B. Herzkrankheiten signifikant seltener auf.

Einer der ältesten Olivenbäume Kretas südlich von Kavousi,
vermutlich über 1000 Jahre alt

Einer der ältesten Olivenbäume Kretas südlich von Kavousi, vermutlich über 1000 Jahre alt

Doch zurück zur Ernte. In den Wochen der Erntezeit sind die Familien, bisweilen unterstützt durch Verwandte oder auch saisonale Erntearbeiter, jeden Tag draußen bei ihren Bäumen. Im Prinzip können zwei Erntemethoden unterschieden werden. In beiden Fällen werden im Herbst große Planen oder Netze unter den Bäumen ausgelegt, um herunterfallende Oliven aufzufangen. Während man bei der einen Methode ausschließlich wartet, dass die Oliven von selbst fallen - was allerdings bedeutet, dass man bei allen Bäumen ständig von neuem sammeln muß - werden sie bei der am häufigsten angewandten Erntemethode vom Baum geschlagen. Dies geschieht traditionell mit Hilfe von langen Bambus- Stangen und Stöcken aus Zypressenholz, oder mit modernen Schlaggeräten mit vier Zinken. Nur die wenigsten vertrauen den motorgetriebenen Rüttelmaschinen. Wurden die Olivenbäume während des Jahres beschnitten und niedrig gehalten - was allerdings mit großem Arbeitsaufwand verbunden ist - so ist diese Arbeit weniger anstrengend als bei hoch gewachsenen alten Bäumen, wo man bisweilen sogar in die Krone klettern muß.

Die heruntergeschlagenen Früchte werden in einer Art Sieb von Zweigen und Ästen getrennt, in Säcke gefüllt und zur nächsten Olivenpresse gebracht. Fast jedes größere Dorf verfügt über eine derartige Ölmühle, die häufig genossenschaftlich betrieben wird. Hier werden die Blätter automatisch aussortiert, die Oliven gewaschen und zerstampft. Eine Zentrifuge trennt das verbliebene Wasser vom Öl. Die erste kalte Pressung liefert hochwertiges sogenanntes Jungfernöl, aus der folgenden Heißpressung gewinnt man dann noch einmal minderwertigeres Öl. Die verbliebene torfähnliche Trockenmasse wird als Viehfutter und vor allem als reichlich vorhandenes Brennmaterial verwendet. Traditionell verbleiben der Ölmühle 8 % der angelieferten Oliven-Menge als Bezahlung für die Arbeit.

Schätzungen gehen von über 30 Millionen Olivenbäumen auf Kreta aus und die erzeugte Ölmenge dürfte 100 000 Tonnen übersteigen. Doch genaue Zahlen existieren nicht. Wenn Sie also auf Kreta weilen, nehmen Sie sich ein Fläschchen Olivenöl mit, besseres Öl werden Sie nirgends bekommen.





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