Karriere im kretischen Bergland: Aussteiger heute

Kapetaniana

Kapetaniana, hoch oben in den Bergen Kretas

Schon zu Beginn meiner Fahrt in die Berge hätte ich gewarnt sein sollen: In Loúkia, einem kleinen Dorf am südlichen Rand der Messará-Ebene, ist das Hinweisschild nach Kapetanianá, dem Ziel meiner Reise, kaum zu entdecken. Der gemächliche Beginn der Bergfahrt ins südliche Gebirgsmassiv Kretas erweist sich rasch als trügerisch. Endlos scheinen sich die Serpentinen in die Höhe zu winden, immer wieder geben die Kurven zwar neue beeindruckende Ansichten des Gebirgsmassivs preis - des öfteren jedoch führt der Weg knapp am steilen Abgrund vorbei... Doch ein einzigartiger Blick über die Messará-Ebene und den dahinter auftauchenden Psilorítis lässt zumindest für Momente die Anstrengung der kurvenreichen Strecke in den Hintergrund treten. Die ersten Abzweigungen irritieren: Habe ich vielleicht die richtige Abfahrt verpasst ? Doch schließlich, nach endlos erscheinenden Kilometern, taucht es doch noch vor mir auf, das kleine Bergdorf Kaptanianá. Das Libysche Meer tief unten und 800 Höhenmeter trennen uns. Nicht weit von hier entfernt ragt der 1231 Meter hohe Kófinas wie ein bizarr verformter Kopf in den Himmel. Dass hier, den Göttern nahe, die Minoer eines ihrer Gipfelheiligtümer errichteten, wie ich später erfahre, kann man gut nachvollziehen.

Kapetaniana

Auf der Terrasse von Luisa und Gunnar Schuschnigg

In diesem abgelegenen Bergdorf, in dem heute nur noch etwa 150 Menschen leben, treffe ich auf Luisa und Gunnar Schuschnigg. Das österreichische Paar hat sich vor vielen Jahren hier niedergelassen und, wie man so schön sagt, häuslich eingerichtet. Gunnar, der ein Studium des Maschinenbaus und der Elektrotechnik hinter sich hat und mehrere Jahre im Ausland tätig war, hat sich hier als Wanderferien-Veranstalter etabliert, der keineswegs alltägliche Touren anzubieten hat (www.korifi.de). Eine oder zwei Wochen dauern die Wanderungen in kleinen Gruppen, bisweilen kann man auch tageweise teilnehmen. Abseits des Massentourismus führen die täglich vier- bis sechsstündigen Wanderungen zu einsamen Klöstern, Ausgrabungen, Schluchten und abgelegenen Badebuchten. Übernachtet wird in familiären Pensionen, manchmal auch in einem Kloster. Aber auch in Kapetanianá selbst, wo mehrere Gästezimmer zur Verfügung stehen.

Kapetaniana

Und hier erwartet die Gäste die große Überraschung: Denn Gunnar ist auch ausgebildeter Koch und betreibt eine winzige Taverne für seine wenigen Gäste. Hier oben in den Bergen, wo Weißkopfgeier lautlos ihre Runden drehen, auf der Terrasse zu sitzen und ein vorzügliches Menü zu genießen, das bedeutet zweifellos einen Luxus besonderer Art. Doch eines wollen beide ganz gewiß nicht: ein Großbetrieb in Sachen Reise werden. Sich einzulassen auf eine neue Umgebung, Lust an der Erfahrung einer für uns doch fremdartigen Kultur mitzubringen sowie ein gehöriges Maß an Neugier und Aufgeschlossenheit - das ist für einen Urlaub in und um Kapetanianá unabdingbar.





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