Ierapetra

Südlichste Stadt Europas - mit diesem Werbespruch schmückt man sich hier gerne. Und in der Tat: Die Quecksilbersäule fällt selbst im Winter kaum unter 12 Grad Celsius, und im Hochsommer werden schon mal "afrikanische" Temperaturen erreicht.

Obwohl viertgrößte Stadt Kretas - nach Iraklion, Chania und Rethimnon - konnte Ierapetra deren Bedeutung nicht annähernd erlangen. Der Tourismus mit all seinen Nebenerscheinungen hat hier längst nicht das Ausmaß erreicht wie an der Nordküste; selbst in den Sommermonaten, wenn andernorts Einheimische zwischen Scharen von Touristen zu verschwinden scheinen, dominiert hier immer noch griechisches Alltagsleben. Der fruchtbare Boden rings um die Stadt - ein naher Stausee liefert auch im Sommer das notwendige Nass - und ein ganzjährig mildes Klima ließen die örtlichen Bauern europaweit zu wichtigen Lieferanten von Frühgemüse werden. Der Nachteil: Kilometerweit ist die Ebene um die Stadt von den Plastikplanen der Gewächshäuser überzogen - wahrlich kein ästhetischer Anblick. Ganz zu schweigen von den Plastikfetzen, die bisweilen die Landschaft verschandeln.

Ierapetra selbst besteht zum größten Teil aus mehr oder weniger gesichtslosen modernen Betonbauten. Nur die Altstadt aus türkischer Zeit - unmittelbar am sehenswerten kleinen Hafen - mit ihren verschachtelten Häusern und kleinen Gassen vermag noch südländischen Charme zu vermitteln und lädt zum Bummeln ein.

Entlang der Uferpromenade reihen sich zahllose Restaurants und Cafés, die selbst im Juli und August noch ein freies Plätzchen bieten. Zwar haben sich vor allem an den wunderschönen Stränden östlich der Stadt viele Hotelanlagen angesiedelt, doch deren Gäste kommen nur selten in die Stadt.

Napoleon auf Kreta
Über die frühe Geschichte Ierapetras ist wenig bekannt; in hellenistischer Zeit verfügte die Stadt jedoch über einen ausgedehnten Machtbereich im Osten Kretas, prägte sogar eigene Münzen. Ein Erdbeben vernichtete 1508 große Teile Ierapetras, das jedoch unter den Venezianern erneut aufgebaut wurde. Trotz Ausbaus der Festung konnte die Übergabe der Stadt an die Türken 1647 nicht verhindert werden.

Ein Ereignis ging in die Annalen Ierapetras ein: Im Juni 1798 soll Napoleon auf seinem Weg nach Ägypten in der Stadt übernachtet haben - noch heute wird das betreffende Haus mit Stolz gezeigt.

Sehenswertes
Nur wenige Schritte vom Hafen entfernt erinnern ein hoch aufragendes Minarett und ein schön gestalteter Reinigungsbrunnen an die türkische Zeit. Gemaserter rosa Marmor um den Brunnen und kleine Ouzeris unter schattigen Bäumen schaffen eine anheimelnde Atmosphäre.

Die wahrscheinlich schon im 13. Jh. errichtete Festung wurde von den Venezianern ausgebaut und stellt heute das Wahrzeichen der Stadt dar. Von hier aus kann man einen schönen Blick über den Hafen genießen.

Das kleine archäologische Museum ist in einem alten osmanischen Schulgebäude untergebracht. Unter den ausgestellten Fundstücken ist vor allem ein reich mit bewegten Szenen verzierter Sarkophag aus Terrakotta interessant, ein so genannter Larnax aus der Nachpalastzeit. Interessant auch eine Statue der Demeter, der Göttin der Landwirtschaft und des Getreides.





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