Iráklion, die Inselhauptstadt
Malerisch ist die Inselhauptstadt Iráklion gewiß nicht, denn dort brodelt und pulsiert das Leben permanent. Die Erkundung der Stadt bedeutet auf jeden Fall ein Eintauchen in die wechselvolle Geschichte der Insel.
Tour durch Iraklion mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten
Wo einst einer der Hafenplätze von Knossós lag, gründeten 824 die Sarazenen eine befestigte Siedlung unter dem Namen Rabd-el-Kandak („Burg mit dem Graben“). Während der byzantinischen Herrschaft wandelte sich dieser Name in Chandax.
Wo El Greco geboren wurde
Unter den Venezianern, die die Stadt und auch die gesamte Insel mit dem Namen Candia belegten, entwickelte sich die Siedlung zum Mittelpunkt des gesamten sozialen, wirtschaftlichen und religiösen Lebens der Insel und wurde Sitz eine römisch-katholischen Erzbischofs. Vor allem nach dem Fall von Konstantinopel 1453 avancierte die Candia darüber hinaus zu einem geistigen und kulturellen Zentrum im östlichen Mittelmeerraum. Berühmte Maler wie Michael Damaskinos und der in Iráklion geborene Domenikos Theotokopulos, der später als El Greco Weltruhm erlangen sollte, sind aus dieser Epoche hervorgegangen.
150 000 Tote bei der Belagerung
Mit zunehmender Gefährdung des östlichen Mittelmeerraums durch türkische Truppen wurde Candia, wie viele andere venezianische Außenposten mit einer neuen Befestigungsmauer umgeben. 21 Jahre lang, von 1648 bis 1669 dauerte dann der Kampf um die Stadt, bis die Verteidiger aufgeben mußten. 30 000 Verteidiger und 120 000 Türken sollen bei diesem Gemetzel ihr Leben verloren haben.Die unter türkischer Herrschaft Megalo Kastro (Großes Kastell) genannte Stadt verlor nach diesem Ereignis an Bedeutung.
Nachdem Kreta 1898 selbständig geworden war, erhielt der Ort wieder seinen ursprünglichen Namen Iráklion. Er erinnert an die Sage, nach der dort Herakles an Land ging, um den berühmten kretischen Stier zu bändigen. Erdbeben und vor allem Bombardierungen der Deutschen und Briten im 2. Weltkrieg zerstörten große Teile der Altstadt Iráklions, so daß heute in weiten Teilen moderne, meist phantasielose Betonbauten das Gesicht der kretischen Hauptstadt bestimmen.
Wie erwähnt leben 130 000 Menschen in Iráklion, fast ein Viertel der Gesamtbevölkerung Kretas. Kein Wunder, denn über die viertgrößte Stadt Griechenlands wird ein Großteil des Handels mit dem Festland und dem Ausland abgewickelt. Durch den Hafen und vor allem den Flughafen erweist sich Iráklion als touristisches Drehkreuz Kretas. Das hat natürlich auch seine Schattenseiten: In der Saison landen oft in Minutenabständen Urlauberjets auf dem nur 4 km westlich der Stadt liegenden Flughafen, über manches Haus und Hotel donnern sie zum Greifen nahe hinweg.
Iráklion hat im Laufe der Jahre viele Landbewohner angezogen, scheinbar unkontrolliert wächst die Stadt außerhalb der alten Mauern. In den letzten 30 Jahren verdoppelte sich ihre Einwohnerzahl, ein weiterer Anstieg zeichnet sich ab.
Der erste Eindruck, den viele Reisende von Iráklion bekommen, ist deshalb wenig schmeichelhaft. Zahllose halbfertige Betonbauten ragen in den Himmel, staubige Straßen und endloses Verkehrschaos nerven auch die Urlauber. Doch hat die Stadt auch schöne Seiten, sie müssen nur entdeckt werden.
Bei allem Touristenandrang: Noch dominiert hier auch der kretische Alltag. Am alten Hafen können Sie morgens zusehen, wenn die Fischer, die in der Nacht unterwegs waren, ihren Fang aus den Netzen holen, die Fische zum Teil an Ort und Stelle filettieren und direkt am Kai an wartende Kunden verkaufen. Von fotografierenden und filmenden Touristen lassen sie sich längst nicht mehr von der Arbeit abhalten.
Bummelmeile 25.Avgosto
Ebenso entdecken können Sie noch kleine Läden, deren eingeschränktes Sortiment und staubige Auslagen sich augenscheinlich seit Jahrzehnten nicht geändert haben. Daneben laden edle Boutiquen und Schmuckgeschäfte zu einem ausgedehnten Einkaufsbummel ein. In der Straße 25.Avgosto zwischen Fischerhafen und Morosini-Brunnen reihen sich zahllose Souvenirläden, Autovermietungen, Reiseveranstalter und Banken aneinander.
Neben mehreren baulichen Resten aus venezianischer Zeit hält die Stadt mit ihrem Archäologischen Museum einen touristischen Höhepunkt bereit, den sich kein Tourist entgehen lassen sollte. Nirgends sonst werden so viele Funde aus minoischer Zeit präsentiert, die diese „Geburtsstunde europäischer Kultur“ so eindrucksvoll demonstieren