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Reiseführer Nordzypern

Rom ergreift die Macht

Durch seine plötzliche Binnenlage inmitten des weit nach Osten ausgreifenden Imperium Romanum verlor Zypern seine traditionelle Bedeutung als strategischer Außenposten. Ein gewisses Gewicht behielt es aber noch als günstig gelegener Militärstützpunkt, der den Römern bei ihrer Einkreisungspolitik gegen Ägypten, die letzte hellenistische Monarchie, gute Dienste leistete. Vor allem aber war es sein Reichtum an Holz, die Vielfalt seiner Agrarprodukte, seine mineralischen Bodenschätze, eine hoch entwickelte Gesellschaft, denen das Interesse der neuen Machthaber aus dem westlichen Mittelmeer vorrangig galt. Darin unterschieden sie sich nicht von den Eroberern vergangener Epochen und einmal mehr stellte sich auch die Bevölkerung gleichmütig auf das neue Regime ein.

Historische Zypernkarte
"Insula Cypros", älteste bekannte Karte Zyperns.
Römische Militärkarte auf Ziegenhaut (um 250 n.Chr.)

An der Spitze der römischen Provinz Zypern (die zeitweise dem kleinasiatischen Kilikien zugeordnet war), stand ein Prokonsul, in der Regel war dies ein römischer Senator, ihm zur Seite gestellt wurden ein Schatzmeister und der militärische Stellvertreter. Nea Paphos im Südwesten der Insel trat an die Stelle der einstigen Metropole Salamis und wurde Sitz der Provinzregierung. Abgesehen von den ungenierten Bereicherungs- und Spekulationsorgien der frühen Jahre, arbeitete die römische Verwaltung im ganzen korrekt, mit viel Freiraum für die städtischen Selbstverwaltungsorgane.

Kleopatra

Zwei kurze romantische Intermezzi unterbrachen den alles in allem friedfertigen Fortgang der zyprischen Belange. Das war im Jahre 47, als Caesar seiner damals gerade 22jährigen Geliebten Kleopatra, der Tochter des letzten Ptolemäerkönigs, die Insel als Morgengabe übereichte. Und noch ein zweites Mal empfing Kleopatra, inzwischen liiert mit dem römischen Staatsmann Marcus Antonius, Zypern als Geschenk. Als er ihr mit den Worten "die Süße Deiner Liebe gleicht dem Weine Zyperns" die Insel übereignete, kündigte sich schon das Ende der Romanze an. Roms Octavian besiegte das Paar. Beide begingen Selbstmord, Kleopatra besonders ausgefallen durch einen Schlangenbiss. Octavian, der später den Namen Augustus erhielt, errang durch den Sieg die Alleinherrschaft über das Imperium. Er wurde der Begründer des "Augusteischen Zeitalters", der Blütezeit römischer Literatur und Kunst. Zugleich besiegelte er die Zugehörigkeit Zyperns zum Römischen Reich und das Schicksal Ägyptens als römische Provinz (30 v. Chr.).

Pax Romana

Die Befriedung des Mittelmeers durch Rom verschaffte Zypern die ungefährdete Teilhabe an einem Weltreich, das in seinen sicheren Grenzen Wirtschaft und Kultur nach Kräften förderte. Die schon in der hellenistischen Zeit prosperierende Inselwirtschaft profitierte von einer durchorganisierten, mit einheitlichen Rechts-, Währungs- und Maßsystemen ausgestatteten Wirtschaftsordnung.
Wohlstand, so berichten zeitgenössische Quellen, breitete sich in allen Bevölkerungsschichten aus. Noch heute zeugt das Ruinengelände von Salamis beispielhaft von der großzügigen Anlage öffentlicher und privater Bauten - von Villen über Tempel und Foren bis zu Aquädukten, Thermen und Stadien. Ein modernes Straßensystem entstand. Es umrundete die Insel in Küstennähe und verband auf diese Weise alle wichtigen Hafenstädte miteinander, während eine weitere Route das Inselinnere zwischen Salamis im Osten und Soloi im Nordwesten erschloss. Meilensteine mit lateinischer Aufschrift gaben die Entfernungen zwischen den Siedlungen an. Der Gebrauch des Lateinischen blieb für lange Zeit eine Ausnahme, war doch Griechisch die offizielle Sprache im römischen Osten. Die Vorrangstellung griechischer Sprache und Kultur unter den römischen Offiziellen begünstigte nicht unwesentlich den Hellenisierungsprozess.

Christentum

In die Zeit der römischen Herrschaft über Zypern fällt ein Ereignis von besonderer Tragweite: Das Auftreten der Apostel Paulus und des aus Zypern gebürtigen Barnabas, die anlässlich ihrer ersten Missionsreise (44-49 n. Chr.) das nahe Zypern mit seiner großen jüdischen Gemeinde besuchten und die Fundamente für die Christianisierung der Insel legten.

Apostel Paulus
Bildnis des Apostels Paulus

Mit der Bekehrung des römischen Prokonsuls Sergius Paulus wurde Zypern, wenn auch nur für kurze Zeit, das erste von einem Christen regierte Land. Die starke jüdische Diaspora, überwiegend Flüchtlinge, die sich nach Zypern retten konnten, bildete den Nährboden für das Christentum. Doch der neue Glaube traf auf hartnäckigen, zunächst weit verbreiteten und gelegentlich sogar gewalttätigen Widerstand, dem Barnabas zum Opfer fiel. Die Ausbreitung des Christentums, der Abfall von den alten Religionen, war offensichtlich ein mühsamer Prozess, der erst im frühen 4. Jahrhundert abgeschlossen war. Im Jahrhundert darauf konnte sich die zyprische Kirchenführung im Streit um die Selbständigkeit ihrer Kirche gegen das Patriarchat von Antiochia durchsetzen - ein einschneidendes Ereignis, das Volk und Kirchenhierarchie eng aneinander band und ihnen die Gewissheit einer starken religiösen und kulturellen Geschlossenheit gab, aus der sich die Identität der zyprischen Griechen speiste.

Der Aufstieg von Konstantinopel

Nach dem Tode des römischen Kaisers Theodosius I. wurden die Weichen für die endgültige Trennung der auseinanderdriftenden beiden Hälften des Römischen Reiches gestellt (395 n. Chr.) Sein Sohn Honorius wurde erster Kaiser des Weströmischen Reiches, sein zweiter Sohn Arkadios übernahm das Regiment in den oströmischen, griechisch-orientalischen Territorien des einstigen Riesenreichs. Byzantion am Bosporus, eine alte griechische Gründung, wurde als Konstantinopel zur Hauptstadt des Oströmischen Reiches ausgerufen. Während der lateinische Westteil in den Stürmen der germanischen Völkerwanderungen des 5. Jahrhunderts unterging, entwickelte sich die östliche Reichshälfte zu einem eigenständigen mächtigen Staat, der als Byzantinisches Reich noch fast ein ganzes Jahrtausend das Geschehen am östlichen Mittelmeer entscheidend mitbestimmen sollte. Das byzantinische Zeitalter, in dem hellenische, christliche und orientalische Traditionen und Anschauungen zu einer eigentümlichen Kultur verschmolzen, hat die Griechen Zyperns mehr als jede andere Epoche ihrer wechselvollen Geschichte geprägt.

 


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