Streifzüge durch die südliche Peloponnes

Pylos und die nähere Umgebung

Navarino-Bucht und Giálova-Lagune

Pylos

Blick auf die Navarino-Bucht

Ausflugsboote befahren die fünf Kilometer lange und vier Kilometer breite Bucht. Sie steuern die kleinen und größeren Inseln an, die den Golf vom offenen Meer abriegeln. Auf diesem engen Gewässer also stießen 425 v. Chr. Athener und Spartaner aufeinander und damals verloren die Spartaner den Nimbus, nie zu kapitulieren und immer bis zum Tod zu kämpfen. Noch größer wurde das Gedränge, als die osmanische Flotte und die Schiffe der verbündeten Engländer, Franzosen und Russen sich im Oktober 1827 in der Bucht versammelten. Das nachfolgende Gemetzel stellte die Weichen für den Ausgang der griechischen Freiheitsbewegung, obwohl in der Seeschlacht keine Griechen mitgekämpft hatten.

Die Schlacht in der Navarino-Bucht
Es gärte in Griechenland seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert – angefeuert von der einflussreichen griechischen Diaspora und den europäischen Philhellenen. Und besonderes Gewicht besaß die Unterstützung durch die russischen Zaren, die sich als Hüter der orthodoxen Kirche verstanden. So kam es wiederholt zu Aufständen, die schließlich 1821 in den griechischen Freiheitskampf gegen die osmanische Besatzungsmacht mündeten. Es war ein zähes Ringen mit schnellen Erfolgen und katastrophalen Fehlschlägen – letztere oft genug ausgelöst durch Rivalitäten und scheinbar unüberbrückbare Differenzen im griechischen Lager.
Die Aufstandsbewegung schien schon fast niedergeschlagen, als endlich nach langem Zögern die Großmächte Russland, England und Frankreich eingriffen und im Vertrag von London (1827) einen Waffenstillstand zwischen den griechischen Revolutionären und dem Osmanischen Reich forderten. Als zukünftige Lösung sahen die Alliierten einen griechischen unabhängigen Staat, der aber Bestandteil des Osmanischen Reiches bleiben sollte. Die Hohe Pforte beantwortete die ultimativen Forderungen nicht, entsandte stattdessen eine türkisch-ägyptisch-tunesische Kriegsflotte, die von den Schiffen der Alliierten in der Bucht von Navarino (wo die osmanische Flotte Versorgungsgüter entlud) gestellt wurde. Das Aufeinandertreffen Dutzender schwer bewaffneter Schiffe auf engstem Raum und ohne Schießbefehl, strapazierte die Nerven der Beteiligten aufs äußerste und so passierte, was absehbar war: ein paar im Grunde harmlose Bootsmanöver wurden fehlgedeutet und lösten im Handumdrehen die brutale Kanonade aus, der an die 4.000 Besatzungsmitglieder der osmanischen Flotte zum Opfer fielen (und etwa 60 Schiffe), während die Alliierten 182 Kämpfer verloren aber keine Schiffe.
Was an diesem 20. Oktober 1827 geschah, war die Ouvertüre zur endgültigen Befreiung Griechenlands. 1829, im Frieden von Adrianopel (heute: Edirne), wurde die Unabhängigkeit des Landes von der Hohen Pforte anerkannt und 1832, anlässlich einer Konferenz in London, konnte Griechenland als unabhängige Monarchie unter dem bayerischen Prinzen Otto von Wittelsbach etabliert werden.


Wie eine natürliche Barriere schützt die langgezogene Insel Sfaktiría die Bucht vor den Stürmen des Ionischen Meeres. Sie ist ungefähr viereinhalb Kilometer lang und an ihrer schmalsten Stelle 500 m breit. An ihrem Nordende gibt es eine schmale, 150 m breite, nicht mehr genutzte Durchfahrt, den Sikia-Kanal, und am Südende verläuft die Haupteinfahrt in die Bucht. Die Felsinsel ist mit Büschen dicht bewachsen, erreicht Höhen von rund 90 Metern und weist senkrecht abfallende Ufer auf. Besucht wird sie häufig wegen der Gedenkstätten, wie die des Prinzen Paul Marie Bonaparte (sein Vater Lucien war ein jüngerer Bruder Napoleons), der als 18jähriger am griechischen Befreiungskrieg teilnahm und beim Reinigen seiner Waffe zu Tode kam. Das war 1827, fünf Jahre später, 1832, wurde er auf Sfaktería beigesetzt, nachdem sein Körper fünf Jahre in einem Fass mit Rum konserviert worden war. Oder das Grab des piemontesischen Offiziers und Freiwilligen im griechischen Befreiungskrieg, Graf Santorre di Santarosa, der 1825 fiel sowie das Denkmal für den französischen Hauptmann Mallet. Er gehörte zum Expeditionskorps de Morée unter dem Kommando des Nicolas-Joseph Maison. Sehenswert auch die Gedenkstätte für die 1827 gefallenen russischen Marineangehörigen mit einer dem heiligen Nikolaus geweihten Holzkirche.

In der Haupteinfahrt zur Bucht liegt das Inselchen Fanari. Es beherbergt die Gedenkstätte für die 1827 gefallenen Franzosen und einen wichtigen Leuchtturm. Man hat von hier phantastische Ausblicke auf Pylos und Niókastro, auf die Strände der Bucht und die offene See. Ganz nahe ragen zwei gewaltige Felsen, die Koutsounes, aus dem Wasser. Marathónisi (Fenchelinsel) oder auch Chelonáki (kleine Schildkröte) heißt die winzige Insel in der Mitte der Bucht, wo der griechische Staat eine Erinnerungsstätte für die 1827 gefallenen Engländer errichten ließ.

Von hier lassen wir uns zum gegenüber liegenden Dörfchen Giálova fahren, genauer: zu einem der beiden Ortsteile, der seine landwirtschaftliche Vergangenheit hinter sich gelassen hat und sich ganz einem bescheidenen Tourismus (Hotel und Ferienhäuser, Tavernen, Bars, schöne Strände) widmet. Der andere Ortsteil liegt rund einen Kilometer nördlich. In unmittelbarer Dorfnähe breitet sich die Lagune (griechisch: Limnothálassa) Divari (gr.: Brutplatz) aus, populär: Giálova-Lagune. Sie ist ein bedeutender Bestandteil des „Natura 2000“ - Projekts, einer EU-Initiative, die es sich zum Ziel gesetzt hat, ein zusammenhängendes Netz von Schutzgebieten zu errichten, um auf diese Weise die biologische Vielfalt gefährdeter Pflanzen- und Tierarten und ihrer natürlichen Lebensräume zu bewahren. Die Lagune umfasst etwa 2,5 km², ihre Tiefe bewegt sich zwischen 50 cm und 1 m. Es gibt einen künstlichen Zufluss aus der Navarino-Bucht. Hohe Sanddünen trennen die Lagune von der Voidokiliá-Bucht und von der offenen See. Am Grund der Lagune gedeihen salzresistente Gräser und im Umfeld des Gewässers begegnet man salztoleranten Pflanzen wie Kopfbinsen, Strandhafer, Strandbinsen, Dornige Bibernelle. Auch Kopfiger Thymian, Phönizischer Wacholder und Mastixstrauch sind anzutreffen. 16 Tierarten genießen einen besonderen Schutz auf diesem Gelände, allein sieben Fledermausarten, darunter die Wimperfledermaus und die Blasius Hufeisennase, zwei Fischarten (Zebrakärpfling und Peloponnes-Barbe), fünf Schildkrötenarten, darunter die Grüne Meeresschildkröte und die Europäische Sumpfschildkröte sowie zwei Schlangenarten (Leopardnatter und Vierstreifennatter). 270 Vogelarten wurden über das Jahr gezählt, darunter seltene Vertreter wie der Rötelfalke, der Kaiseradler und der „king of the lagoon“, der Fischadler. Ein gutes halbes Dutzend Reiherarten findet sich regelmäßig ein, Sichler und Goldregenpfeifer sind zu sichten, Stelzenläufer, Brachvögel, Kampfläufer... Neben dem Schutz von 16 Tierarten beschäftigt man sich auch mit dem Erhalt von 16 Lebensräumen (Habitats), die sich in dieser Gegend entwickelt haben wie die „Kalkigen Felshänge mit chasmophytischer Vegetation“ (die sich in Felsrissen ansiedelt). Neben diesem winzigen Habitat gibt es weiträumige wie „Baumartiges Gebüsch mit Wacholder“ oder „Mediterranes und thermoatlantisches salzliebendes Buschland“.





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