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Reiseführer Nordzypern

Steinzeitliche Kulturen

7.000 v. Chr. war lange Zeit die magische Zahl, die für die Erstbesiedlung Zyperns stand. Nach den Aufsehen erregenden Funden in den Küstenfelsen der Akrotiri-Halbinsel war eine vorsichtige Neubewertung der zyprischen Frühgeschichte vorzunehmen, die erste Landnahme in den Zeitraum um 9.500 v. Chr. zurückzudatieren. Über weiter Siedlungen, die offenbar eine Brücke zur vorkeramisch-neolithischen Epoche, der so genannten Chirokitia-Kultur (7 000 - 5 500 / 5 000 v. Chr.) herstellen, berichtet unser Kapitel "Frühe Spuren der Geschichte".

Etwa zwanzig Weiler der vorkeramischen Kulturstufe sind bis heute bekannt. Hier lebten kleine Gemeinschaften in eng aneinander gedrängten Rundhütten aus Flusskieseln und Lehmziegeln. Sie ernährten sich überwiegend von Pflanzen, ergänzt von dem Fleisch der Schafe, Ziegen, Schweine und Damhirsche, die nach der Ausrottung von Zwergflusspferd und Zwergelefant sehr wahrscheinlich von der levantinischen Küste aus nach Zypern eingeführt wurden. Eine erstaunliche technische und logistische Leistung bedeutete es, zunächst stabile und relativ große Seefahrzeuge zu konstruieren, um dann mit ihrer Hilfe die unterschiedlichsten Tierarten zu Zuchtzwecken auf die Insel zu holen! Es muss, wenn auch nur sporadisch, Handelskontakte zu den umliegenden Festlandsküsten gegeben haben. Das belegen die Funde von Klingen aus Obsidian, einem extrem harten, natürlichen Gesteinsglas, das auf Zypern nicht vorkommt. Es stammt aus dem anatolischen Ciftlik, während Funde von rotem Karneol, einem quarzähnlichen Schmuckstein, auf eine levantinische Herkunft hindeuten. Berühmt ist die nach ihrer bedeutendsten Stätte „Khirokitia“ benannte jungsteinzeitliche Kulturstufe für ihre vollendet geformten und mit geometrischen Reliefs oder Gravierungen versehenen flachen Steinschüsseln und erste figürliche Darstellungen menschlicher und tierischer Körper.

Wenn die Geschichtsschreibung von einem „Hiatus“ spricht, dann meint sie eine mehr oder weniger lange Zeitspanne, die ihr Geheimnis nicht preisgeben will. „Das Dunkel der Geschichte“ lässt sich nicht erhellen. Es bleiben nur Spekulationen. Und so ist es mit der Anfangsphase der keramisch-neolithischen Epoche Zyperns, die ein halbes Jahrtausend (5.500 – 5.000 v. Chr.) vor der Forschung verborgen hält.
Schon mehr als sechzig Siedlungen aus diesem bis etwa 3.800 v. Chr. reichenden Zeitalter sind heute bekannt. Freistehende Einraumhäuser mit gerundeten Ecken kommen jetzt in Gebrauch, aber auch die eigenartigen in den Fels gehauenen Grubenhäuser mit zentralem Stützpfeiler und Kegeldach, wie sie die Fundstätte „Aghios Epiktitos Vrysi“ auf dem Gelände des Hotels „Acapulco“ in Catalköy zeigt. Erste Versuche zur Kultivierung von Olivenbäumen und Weinstöcken werden unternommen, Keramiktechnologie setzt sich durch, rot auf weißem Grund bemalt oder als so genannte Kammstrichkeramik. Die Toten werden jetzt außerhalb der Siedlungen beigesetzt, während man sie in vorkeramischer Zeit in Hockstellung und mit Steinen beschwert in Schächten unter dem Haus begraben hatte.


Grubenhaus der Fundstätte Aghios Epiktitos Vrysi

Das keramische Neolithikum markiert den Übergang in eine außergewöhnlich dynamische und produktive Epoche, die wegen des ersten Auftretens kleiner Metallobjekte als Chalkolithikum (Kupfersteinzeit, ca. 3.800 – 2.400 v. Chr.) bezeichnet wird.


Eine deutliche Differenzierung des Alltagslebens ist in den bis heute ca. 80 Fundorten nachweisbar. Die Häuser, noch immer überwiegend steinerne Rundbauten, werden größer, die Böden sind sorgfältig gepflastert, eine Herdstelle steht im Zentrum. Es gibt Unterteilungen in einzelne Räume für ganz unterschiedliche Zwecke. Auch entstehen erste reine Lagerhäuser mit großen Keramikkrügen zur Vorratshaltung - sicheres Indiz dafür, dass die Landwirtschaft schon zur Überschussproduktion fähig war. Die wichtigsten Steinwerkzeuge (Axt, Krummaxt, Meißel) werden mit großer Sorgfalt gefertigt und erhalten elegante Linien.

Im Archäologischen Museum des Barnabas-Klosters: Fund aus Catalköy, Agios Epiktitos Vrysi, rote Keramik auf weißem Grund, aus dem späten Neolithikum um 4000 v.Chr.

Im Archäologischen Museum des Barnabas-Klosters: Fund aus Catalköy, Agios Epiktitos Vrysi, rote Keramik auf weißem Grund, aus dem späten Neolithikum um 4000 v.Chr.


Die noch bescheidene Auswahl an Keramikgefäßen der vorangegangenen Epoche erfuhr während des Chalkolithikums durch zahlreiche neue Formen, durch verbesserte Techniken der Oberflächenbearbeitung und Verzierungen mit kühnen abstrakten Motiven eine auffallende Weiterung. Besonders beeindruckende künstlerische Schöpfungen sind die häufig aus Steatit oder grünem Serpentin gefertigten kreuzförmigen Steinidole, in stark stilisierter Manier entworfene Darstellungen von Muttergottheiten mit ausgebreiteten Armen.


Kupfer, das diesem Zeitraum (mit) den Namen gab, fand noch wenig Verwendung. Möglich, dass schon einige geschmiedete Gegenstände aus heimischem Kupfererz hergestellt wurden. Aber die Technik des Schmelzens und Gießens war zu dieser Zeit auf Zypern noch unbekannt, wurde dagegen in Anatolien schon praktiziert und von hier können kupferne Fundstücke ihren Weg auf die Insel gefunden haben.

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