Zentralfriedhof und Kirche zum Gekreuzigten Heiland

Italienische Gotik sollte es sein, als der Wiener Architekt und Chef der Donaustadt-Baugesellschaft Josef Georg Carl Lauzil 1889 seinen Entwurf für die Gestaltung des Zentralfriedhofs nebst Kirche weit vor den Toren der Stadt einreichte. Typisch für die realisierte Backsteinarchitektur ist nicht nur die von einer großen Kuppel gekrönte Kirche, sondern die anschließende Aufbahrungs- und Einsegnungshalle sowie die Arkadenanbauten. Diese sollten den Gedanken des Camposanto zum Ausdruck bringen und zugleich in den Säulengängen die Gräber bekannter Zeitgenossen aufnehmen.

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Italienische Gotik am Stadtrand von Graz: die Kirche zum gekreuzigten Heiland

Auf dem Friedhof gibt es Bereiche für die Altkatholische Kirche, für Soldatengräber des Ersten und Zweiten Weltkriegs sowie für die Opfer des Bombenkriegs. Auch der 2500 Opfer des Nationalsozialismus wird mit einem Mahnmal gedacht. Es gibt Gräberfelder für Muslime ebenso wie für koptische Christen. Die Grazer Domherren fanden auf dem Friedhof wie Angehörige des Dritten Ordens der Franziskaner ihre ewige Ruhe.

Auf dem Friedhof kann man der Kulturgeschichte der Sepulkralarchitektur Schritt für Schritt folgen: Gotische Wegkapellchen finden sich ebenso wie monumentale Grabanlagen, man denke nur an die des K.u.K. Hoftischlermeisters und Handelskammerrates Anton Irschick, der sich in seiner Werkstatt verewigte und den Sinnspruch „Das Schicksal setzt den Hobel an und sagt der Welt ade“ auf der modellierten Werkbank eingravieren ließ. Monumental geraten ist auch die Gruft des Steinmetzmeisters Johann Franz mit einem knienden Trauernden. Der akademische Maler Josef Hugo Ettmár ließ seine Grabstätte mit einer malenden Muse schmücken, andere wählten jungfräuliche Engel oder Putti als Grabzier. Die Grabstätte der Familie Ascher gleicht einem Bergstollenmund mit verschlossenem Stollentor, das als Grabplatte die Namen der hier Bestatteten, u. a. des Bergbaugeneraldirektor Franz Ascher, trägt, während in Lebensgröße die Skulptur des toten Franz Ascher in Bergmannsuniform vor dem Tor Wache steht. Ein wunderschönes Jugendstilgrab in einer der Arkaden entwarf der Bildhauer Hans Brandstetter für Barbara Frohlik.

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In diesem "Stollen" ruht der Bergdirektor Franz Ascher, dessen Grabmal Fritz Kraus zu verdanken ist

Der Formel-1-Rennfahrer Jochen Rindt hat auf dem Zentralfriedhof ebenso seine letzte Ruhestätte wie der Gründer der Puch-Fahrradwerke Johann Puch, dessen Grabdenkmal das Porträt des Verstorbenen ziert. Rindt ist nicht der einzige Rennfahrer, der auf dem Zentralfriedhof begraben wurde. Franz Falk, der fünffache Grand-Prix-Sieger und Motorradstaatsmeister, ist auch hier beigesetzt worden. Falk begann seine Karriere als Rennfahrer auf einer Puch 250, also einem Ur-Grazer Produkt. Zu den bekannten Persönlichkeiten, die auf dem Friedhof bestattet wurden, gehört außerdem Andrea Franz, der sich als Grazer Stadtbaumeister einen Namen machte. Oktavia Auguste Aigner-Rollett, die erste promovierte Grazer Ärztin, wurde im Familiengrab bestattet, das Hans Brandstetter entworfen hat. Das Relief eines antiken Wagenrenners schmückt die Grabanlage der Familie Koller, die die Kollersche Wagenbau- und Karosseriewerke von 1830 bis 1931 betrieben. Ein Rundtempelchen als letzte Ruhestätte ließ sich schließlich der Industrielle Angelo Eustaccio errichten.

Zentralfriedhof
Triester Straße 164
8020 Graz
Stadtpfarre Zum Hl. Blut
Herrengasse 23
8010 Graz
Tel. 0316/829684 – 13 oder 27 oder 23

 

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