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Reiseführer Nordzypern

Thermen

Wenn es um die architektonische Gestaltung, um Dekorationen und eine ausgefeilte Technik ihrer populären „thermae“ (Thermen) ging, konnten die römischen Herrscher anscheinend unbegrenzte Mittel mobilisieren. Und das nicht nur in Rom , wo die gigantischen Caracalla- und Diokletian-Thermen 2-3000 Besuchern gleichzeitig Platz boten. In allen Teilen des Riesenreiches entstanden prachtvolle Bäder – von den Hadriansthermen in Leptis Magna im heutigen Libyen bis zu den Kaiserthermen von Trier, den größten außerhalb Roms.

Die Ruinenlandschaft von Salamis: Reste von Mosaiken im südlichen Sudatorium: Hylas, der Gefährte des Herakles, erhebt einen Speer gegen eine Quellennymphe

Reste von Mosaiken im südlichen Sudatorium:
Hylas, der Gefährte des Herakles, erhebt einen Speer gegen eine Quellennymphe


Auch der labyrinthische Komplex der salaminischen Thermen zeigt noch Spuren einstiger Pracht. Reste von Wandmosaiken und Freskenfragmente, mit „opus sectile“ ausgelegte Böden, Marmorbänke und Überbleibsel der Heizungsanlage hätte man in diesem ruinenhaften steinernen Irrgarten nicht erwartet.

Badefreuden

Um die Funktion und Zuordnung der Räume zu verstehen, versetzen wir uns für einen Moment in die Rolle eines salaminischen Bürgers der Römerzeit. Nach einem entspannten Palaver mit Geschäftsfreunden am Rande der Palästra, hatte er sich auf dem Sportfeld mit Ballspiel vergnügt und war danach noch für einige Runden in das Schwimmbecken (lat.: natatio) gestiegen. Seine Kleidung hatte er im Apodyterium, dem Umkleideraum, abgelegt, dessen Lage heute nicht mehr bekannt ist. Wahrscheinlich hat unser Badegast gleich eines der Dampfschwitzbäder (Sudatorien) aufgesucht, wechselte von dort in das 29 x 13,70 m große Caldarium, das Warmwasserbad, traditionell das Zentrum römischer Bäder, um dort längere Zeit zu verweilen. Im anschließenden Tepidarium, einem mäßig warmen Abkühlraum, bereitete er seinen Körper auf das Kaltwasserbad in einem der achteckigen Frigidarien vor und er sprang vielleicht zum Abschluss noch einmal in eines der Schwimmbecken, um sich schließlich wieder zum Apodyterium zu begeben.

Die Ruinenlandschaft von Salamis: Das südliche Sudatorium mit seinem achteckigen Becken

Das südliche Sudatorium mit seinem achteckigen Becken

Als das von der Natur zurückeroberte Thermengelände nach Mitte des letzten Jahrhunderts von meterhohen Sandschichten freigeräumt wurde und die Rekonstruktion der Anlage anstand, stießen die Ausgräber am südlichen Eingang des Tepidariums auf Freskenfragmente, die Hylas bei der Abwehr der Quellennymphen zeigen. Im südlichen Sudatorium wurden gleich zwei Mosaiken freigelegt: Artemis und Apollon töten mit ihren Pfeilen die Kinder der Niobe und das andere zeigt den Flussgott Evrotas mit Leda und dem Schwan. Andere Mosaikreste - Girlanden, Medaillons, Früchte darstellend – kamen in Nischen des nördlichen Sudatoriums und des Caldariums ans Licht. Dabei machte man die Entdeckung, dass offenbar in frühchristlicher Zeit die heidnischen Motive übertüncht und manche sogar zugemauert wurden.

Die Ruinenlandschaft von Salamis: Reste von Mosaiken in den Badeanlagen

Reste von Mosaiken in den Badeanlagen

Bädertechnik

Auch wurde im eingebrochenen Boden des Tepidariums eine antike Fußbodenheizung, eine Hypokaustenanlage (von griech. hypokausis, etwa: Befeuerung von unten), freigelegt. Die Technik, Fußböden und Wände zentral zu beheizen, ist seit dem frühen 1. Jahrhundert v. Chr. bezeugt. Wichtigster Teil der Anlage war ein geräumiger Hohlraum unter dem Fußboden. Tonziegel zu Pfeilern gestapelt, trugen den Fußboden, der aus mehreren Schichten gebildet wurde: zunächst Ziegelplatten, dann folgte eine betonartige Schicht, schließlich eine Terrazzoschüttung. Die Wände waren aus Tonrohren (lat.: tubuli) oder Hohlziegeln aufgemauert. Von der Feuerstelle (praefurnium), wo mit Holz oder Holzkohle geheizt wurde, leitete ein nur schwacher Zug Rauchgase und erhitzte Luft langsam und mit hohem Nutzeffekt durch die Hohlräume. Gleichzeitig betätigte sich die Heizanlage auch als Warmwasserbereiter. Dazu wurden mehr oder weniger große Kessel aus Bronze oder Kupfer in den Durchzug der Heißluft eingebaut, wie übrigens auch Wasser in Badewannen auf diese Weise erwärmt wurde.

Die Ruinenlandschaft von Salamis: Noch deutlich sind Reste der Hypokaustenheizung zu erkennen

Noch deutlich sind Reste der Hypokaustenheizung zu erkennen

Noch eine weitere technische Einrichtung stand in Verbindung mit den Thermen. Die Bäder als größte Wasserverbraucher benötigten in unmittelbarer Nähe einen großen Wassertank mit zugehörigem Leitungs- und Kanalsystem, das neben der Wasserversorgung auch die Entsorgung zum Meer von Bädern und Latrinen zu bewältigen hatte. Diese Funktion als Wasserreservoir und Verteiler übernahm das langgestreckte, mit einem Tonnengewölbe überdeckte Gebäude vor dem südlichen Sudatorium. Bei einer Grundfläche von 30 x 5 m und einer angenommenen Wassertiefe von 4 m vermochte es beachtliche 600 m³ Wasser zu speichern.

 


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