Palästra
Das Wort leitet sich von dem griechischen „pale“ (Ringkampf) her und bezeichnete ursprünglich eine mit Sand bedeckte Fläche für Ringkämpfe. Während noch in der griechischen Welt, die das Gymnasium (griech.: gymnasion) und die Thermen (von griech.: thermos = warm) hervorgebracht hatte, auf dem Grund der Palästra, dem großen säulenumstandenen Geviert, harte athletische Übungen absolviert wurden, um danach in die noch wenig komfortablen Bäder einzutauchen, fanden sportliches Training und Wettkämpfe unter den Römern kaum Anklang. War der sportliche Wettstreit ein Grundprinzip griechischer Eigenart, so favorisierten die Römer die lustvolle Bewegung bei Ballspielen und gymnastischen Übungen - die Palästra wandelte sich von einem Kampfplatz der Athleten zu einer den Thermen angeschlossenen Spielstätte
Das Gymnasium mit seinen mächtigen Säulen
Eine Palästra neuen Stils
Die schweren Erdbeben im 4. Jahrhundert hatten die aus
Kalksteintrommeln mit Stuckkapitellen errichteten hellenistischen Säulenreihen
der salaminischen Palästra einstürzen lassen. Da auch das Theater
und viele andere öffentliche Gebäude verwüstet waren, verwendete
man deren monolithische Marmorsäulen beim Wiederaufbau der Palästra,
auch wenn sie nicht immer das gewünschte Format besaßen. So
erhöhte man hier und da das Fundament, um Längendefizite auszugleichen.
Der Säulenumgang (Peristyl) flankiert drei Seiten des 52,5 m x 39,5
m großen Sportplatzes. Die vierte, östliche Seite wurde als
Portikus ausgebildet, als Säulenhalle mit geschlossener Rückwand,
hier in Gestalt der Thermenfassade.
1893, wenige Jahre, nachdem erste Grabungen die Palästra-Säulen
zutage gefördert hatten, begeisterte sich die englische Reisende
Agnes Smith Lewis über den
„reinen weißen Marmor, derer, die dort liegen, wie sie das Erdbeben gefällt hat, glatt abgebrochen an den Basen und den Kapitellen, aber sonst unversehrt. Der ewig wehende Sand, der sie für Jahrhunderte unter sich begrub, hat sie wunderbar erhalten. Die weißen Akanthus-Blätter ihrer Kapitelle sind makellos. Sie liegen entlang den drei Seiten eines länglichen Platzes mit anscheinend umlaufenden Kolonnaden. Alle ihre Fundamente, von denen sie herunterstürzten, sind an ihrem ursprünglichen Platz. Die vierte Seite ist noch nicht ausgegraben worden and remains as a steep sandbank“.
Doch auf einem winzigen freigelegten Teilstück entdeckte die Engländerin „a portion of beautifully-coloured pavement“. 10 x 50 m misst der damals noch zugewehte prächtige Ostportikus. Verschiedenfarbige Marmorfliesen (opus sectile), die schon Mrs. Lewis entzückten, bedecken seinen Boden. Da Zypern, abgesehen von drittklassigen Qualitäten, keine nutzbaren Marmorbrüche besitzt, mussten dekorative Steine immer importiert werden. Man griff deshalb auf das reichlich vorhandene „opus sectile“ der zerstörten Theaterorchestra zurück und fügte es im Ostportikus zu neuen Ornamenten zusammen. Dort unterteilen Marmorbänder den Boden in regelmäßige Segmente, die mit unterschiedlichen geometrischen Mustern ausgelegt sind. Eine der größeren Marmorplatten verrät, wer der Stifter der kunstvollen Arbeit war: Flavius Antiochus Ammianus Valerius, Roms Konsul in Zypern im Jahre 431.
Figurengruppe in einem Raum mit Schwimmbecken
Anbauten begrenzen im Süden und Norden den Portikus. Sie umkleiden
kleine quadratische Schwimmbecken (lat.: natatio). Das nördliche
ist mit Skulpturen ausgeschmückt, klassischen Vorbildern nachempfundene
Standbilder, denen vermutlich in frühchristlicher Zeit die schönen
Köpfe abgeschlagen wurden. Allerdings steht nur die Statue in der
Nordost-Ecke, auch sie kopflos, an ihrem ursprünglichen Platz. Alle
anderen fanden sich demontiert und zu „heidnischem Bauschutt“
degradiert, achtlos über das Thermengelände verstreut.
Statuen rund um ein ehemaliges Schwimmbecken
Die Latrine
Wenn sich Reiseführer mit ihren Besuchergruppen der Südwestecke der Palästra nähern, können sie sich im nächsten Moment eines schmunzelnden Auditoriums sicher sein. Wann besichtigt man schon eine Latrine, geschweige denn eine Gemeinschaftslatrine wie diese, in der nicht weniger als 44 „consessores“ (Sitznachbarn) gleichzeitig Schulter an Schulter einem menschlichen Rühren nachgeben konnten? Dieser Ort war eine prachtvolle, dabei technisch anspruchsvolle öffentliche Bedürfnisanstalt, die den großen Menschenansammlungen im Thermengymnasium Rechnung trug. Die „consessores“ saßen auf marmornen Sitzen im Halbkreis unter einem von Marmorsäulen getragenen Dach. Vor ihnen plätscherte ein Brunnen, keine Trennwände störten das gesellige Beisammensein und ihre Sicht auf das Treiben im Säulengeviert war durch keine Sichtblende versperrt – was freilich umgehend abgestellt wurde, als in Salamis das Christentum Einzug hielt.
Die Toilettenanlage neben dem Gymnasium
In der Mitte des Halbkreises sprudelte Wasser aus der Wand in eine steinerne Schüssel, die als Handwaschbecken diente und zugleich den Wasserfluss zum breiten Spülwasserkanal unter den Sitzen regelte und auch noch Wasser auf die davor verlaufende schmale Rinne verteilte. Diese hatte eine besonders delikate Funktion, denn in ihr wurden die zur Gesäßreinigung benutzten, an kurzen Stöcken befestigten Schwämmchen ausgewaschen.