Panagia tis Kyras
Ein Besuch der kleinen byzantinischen Kreuzkuppelkirche in den Hügeln östlich von Sazliköy gehört nicht zum „Pflichtprogramm“ einer Karpaz-Tour. Zu viel Sehenswertes wurde im Laufe der Zeit entwendet, meistens gedankenlos, zuweilen aber auch mit einer gehörigen Portion krimineller Energie.
Objekt der Begierde war das Mosaik in der Apsis. Ein Stein davon, in der Tasche getragen, sollte nach einem lokalen Aberglauben Hauterkrankungen mildern und gegen schlechte Blutwerte schützen. Und man bediente sich. So wurde schon in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts geklagt: „So wenig ist von den Mosaiken übrig geblieben, dass es schwierig ist, ihre Entstehungszeit festzustellen.“ Und die lag so weit zurück, dass selbst noch die verbliebenen Mosaikfragmente für professionelle Kunsträuber interessant wurden. Den traurigen Zustand nach dem Zugriff Unbekannter reflektiert ein Bericht des Europarates von 1990, worin es u. a. heißt: „Dieses Mosaik wurde gestohlen. Die Figur der Jungfrau wurde aus der Wand gerissen (und ein kleines Freskostück unterhalb des Mosaiks). Nur ein kleiner Teil des goldenen Untergrunds blieb in der Kirche erhalten.“
Das Apsismosaik
Die kleine Kirche wird in das 12. oder 13. Jahrhundert datiert, ihre Apsis aber entstammt einem Vorgängerbau, der vermutlich im 6. Jahrhundert errichtet wurde. Immerhin war 1961, als der Mosaikschmuck vollständig freigelegt und restauriert wurde, noch so viel davon erhalten, dass eine zeichnerische Rekonstruktion des Bildprogramms möglich war. Danach war die Apsiskonche mit einem goldenen Hintergrund ausgelegt. Davor stand die Gottesmutter allein ohne Jesus mit ausgebreiteten Armen (Maria orans), gekleidet in einen purpurfarbenen Schleier, ein dunkelblaues, hoch gegürtetes Unterkleid und rote Schuhe. Die Figur war etwa 1,20 m groß. Anhand der wenigen Mosaikreste ließ sich auch bestimmen, dass Maria auf einem Fußschemel stand, ihr Kopf von einem Nimbus (Heiligenschein) umrahmt war und ihr Gesicht und die Hände aus fleischfarbenen (pink und weiß), winzigen Steinchen gebildet wurden.
Wenige Fragmente von Fresken des 13. Jahrhunderts und einige Steinchen des Mosaiks, dazu die Reste von zwei verbauten Säulenpfosten des spätantiken Vorgängerbaus sind alles, was heute noch zu sehen ist.
Das Projekt Panagia tis Kyrás wurde von der EU finanziert.