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Reiseführer Nordzypern

Kreuzkümmel

Beim Kreuzkümmel scheiden sich die Geister. Erst das Geschmackserlebnis stimmt versöhnlich. Wer über die Nase Kontakt zu ihm aufnimmt, registriert zumeist eine gewisse Penetranz. Andere werden, wenn nur das Wort "Kümmel" fällt, beklommen an die früher häufig aufgetischten, kümmelgesättigten Kohl- und Sauerkrautgerichte denken. Dabei hat unser nordeuropäischer Wiesenkümmel (Carum carvi) optisch zwar einiges, botanisch nur wenig, geschmacklich aber gar nichts mit dem Kreuzkümmel (Cuminum cyminum) gemeinsam.


Dem leichten, fruchtigen Fenchelaroma des Kümmels unserer kühl-gemäßigten Breiten kann der subtropische Kreuzkümmel mit seinem würzigen und süßlich-scharfen, schwach bitteren und pfefferartigen Aroma eine exotische Note entgegensetzen. Und im Gegensatz zu "unserem" Kümmel, der sich kaum mit anderen aromatischen Gewürzen verträgt, harmoniert der Kreuzkümmel mit vielen anderen intensiven Gewürzen, sei es Knoblauch oder Chili, Koriandergrün, Koriandersamen oder Paprikapulver.

Die unscheinbare, bis zu 50 cm hohe Kreuzkümmelpflanze aus der Familie der Doldengewächse stammt wahrscheinlich aus Turkestan. Ihr aromatischer Samen war schon in den frühen Hochkulturen Ägyptens und Assyriens eine begehrte Küchenzutat. Die Bibel erwähnt mehr als einmal das Gewürz, Griechen und Römer kannten es, Araber machten es an den südlichen Mittelmeerküsten heimisch, Spanier brachten es nach Mittelamerika. Über Persien gelangte der Kreuzkümmel nach Indien und Indonesien. Im Mittelalter, bevor der fernöstliche Pfeffer zu uns kam, war Kreuzkümmel auch in Europa als "Pfefferkümmel" ein Begriff. Seine Herkunft spiegelt sich in den unzähligen Namen wider, die noch bis weit in das 20. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum gebräuchlich waren. Man sprach von Mohrenkümmel oder Welschem Kümmel, nannte ihn Römischen, Türkischen, Ägyptischen Kümmel. Die von den alten Ägyptern verwendete Bezeichnung "kamnini", aus der die Griechen "kyminon" machten, wurde bei den Römern zu "cuminum", wovon sich das heutige geläufige Cumin/Kumin ableitet.

Sprach man früher den gelblichgrauen bis graubraunen 5 bis 7 mm langen und etwa 1,5 mm breiten Samen schier unglaubliche Heilkräfte zu, die Nasenbluten stoppten und Augenkrankheiten heilten, Nachtblindheit minderten, bei Magen- und Darmleiden halfen, Flöhe vertrieben und sogar bei Skorpionstichen wirkten, haben heute die ganzen oder zerriebenen Samen ihr Wirkungsfeld allein auf kulinarischem Gebiet. So durchzieht ihr Duft die Küchen und Restaurants von Marokko bis Indonesien und in den Ländern Mittelamerikas. Mexikanisches Chilipulver (man denke an "chili con carne") ist ohne ihn nicht denkbar. Er ist Bestandteil von Currymischungen, Chutneys und Relishes. Er würzt libanesische "falafels" und marokkanische "tagines" und in der Küche der Festlands- und Inseltürken spielt Kreuzkümmel unter den Gewürzen gleichfalls eine Hauptrolle. "Kimyon", wie ihn die Türken nennen, findet hauptsächlich für gegrillte Hackfleischgerichte (z. B. köfte oder Spieße wie Adana Kebap) Verwendung, aber auch für verschiedene Bulgurgerichte und "lahmacun", die köstliche Türkische Pizza.

 


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