Famagusta Geschichte - Unter den Briten
Noch ein weiterer Umstand erschwerte das Leben in Famagusta: „Der Platz ist sehr ungesund wegen der Sümpfe in der Nachbarschaft und der defekten Kanalisation. Fieber ist weit verbreitet“, klagte 1878 der englische Beamte A. R. Savile. Und etwa um die gleiche Zeit stellte der Großwildjäger und Afrikaforscher Sir Samuel White Baker nach einer Reise durch Zypern fest: „Unglücklicherweise liegt ein ernsthaftes Hindernis in dem ungesunden Aufenthalte in dieser sonst wertvollen Station Famagusta, welcher es für einen Waffenplatz untauglich macht.“ (Für Baker war Famagusta ein potentieller Stützpunkt von strategischem Rang.) Zu beseitigen waren daher die „gefährlichen Miasmen, die aus der ruinenbedeckten, räucherigen alten venetianischen Stadt aufsteigen.“ Das gesamte Terrain sei einzuebnen und zu drainieren. „Der Wert des auf diese Weise aus den Ruinenhaufen gewonnen Landes würde unschätzbar sein (...) eine der vornehmsten Ursachen des gegenwärtigen ungesunden Aufenthalts würde weggeräumt.“ Der Graben der Zitadelle sollte trocken gepumpt und der Zufluss von See abgeschnitten werden, „der jetzt einen stehenden und schädlichen Pfuhl bildet und nur Unkraut, Mosquitos und Malaria nährt.“
Englische Soldaten inspizieren venezianische
Kanonen
Die englische Administration hielt sich zum Glück nicht an Bakers
radikale Lösungsvorschläge. Sie setzte Pumpen und Bagger allein
bei der Trockenlegung versumpfter Flächen innerhalb und außerhalb
der Stadtmauern ein und unternahm so erste Schritte zur Bekämpfung
des Malariaproblems.
Nach der Wende zum 20. Jahrhundert sorgte die Neugestaltung des Hafens
für eine Wiedergeburt des traditionsreichen Handelsplatzes.
Bei der zweiten Volkszählung unter englischer Regie (1900) wurden
in Famagusta (Alt- und Neustadt) 3.825 Einwohner gezählt, davon 2.969
Griechen und 856 Türken, letztere nahezu ausschließlich in
der Altstadt.
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