Reiseführer Nordzypern
Famagusta
Franziskanerkirche
„In dieser Stadt gibt es ein Haus des hl. Franziskus.
Es ist schön gebaut mit einem ansehnlichen Kloster. Dazu gehören
ein Dormitorium, viele Zellen und andere Räume, auch ein vortrefflicher
Garten und eine Vielzahl von Kanälen, Brunnen und Zisternen. Doch
der Wächter meinte, das Leben hier sei nicht gut . . .“, erzählt
Nicolas de Martoni in seiner „Peregrinatio“ aus dem Jahre
1394. Heute ist der weitläufige Klosterkomplex der Franziskaner bis
auf wenige markante Relikte aus dem Stadtbild verschwunden. Dazu zählen
die bizarr in den Himmel ragenden östlichen Fassadenreste, in die
sich unbefangen das osmanische Cafer Pascha Hamam geschoben hat.
Im Mittelalter gehörte der Bettelorden zu den großen auf Zypern
wirkenden Ordensgemeinschaften. Noch zu Lebzeiten des hl. Franziskus sollen
die ersten Franziskanermönche auf der Insel sesshaft geworden sein
(um 1217). Die Klosteranlage entstand gegen 1300 und bis ca. 1400 kamen
inselweit andere Dependancen hinzu.
Kirche des hl. Franziskus
Die unmittelbar neben dem Palazzo del Provveditore gelegene Kirche ließ
König Henri
II. erbauen. Eine direkte Verbindung zwischen Palast und Gotteshaus machte
die Kirche zu einer Art königlicher Kapelle, was nicht verwundern
kann, galt Henri doch als engagierter Förderer der Franziskaner.
Sein Nachfolger, Hugues IV., hielt es mehr mit dem Dominikaner-Orden.
Der Verbindungsweg verlor seine Bedeutung und wurde zu einer Übungsbahn
für Bogenschützen und auch schien Famagusta nicht mehr der rechte
Ort für eine königliche Residenz zu sein. Sie wurde nach Nicosia
verlegt.
Eine Besonderheit der Kirche scheint ihre Standfestigkeit beeinträchtigt
zu haben. Es war die Idee, nachträglich in Höhe des zweiten
Jochs ein Querschiff in der Form zweier Seitenkapellen einzubauen. Das
geschah während der genuesischen Besetzung (also nach 1373) und führte
noch vor der Beschießung durch die Osmanen zum Einsturz des Bauwerks.
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