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Reiseführer Nordzypern

Das Haus des Dervis Pascha

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von einem türkisch-zyprischen Zeitungsverleger gebaut, erhielt das herrschaftliche Hofhaus 1988 nach umfassender Restaurierung als volkskundliches Museum eine neue Bestimmung. Das große Stadtpalais ist ein wohlerhaltenes Beispiel traditioneller zyperntürkischer Wohnkultur der gehobenen Mittelschicht, die sich im 19. Jahrhundert formiert hatte und vorzugsweise das Arabahmet Viertel besiedelte. Mit seinen luftigen, die hochgeschätzte Intimsphäre bewahrenden Räumlichkeiten, vielen zeittypischen Einrichtungsgegenständen und der anschaulichen Sammlung volkskundlicher Utensilien zählt das Haus des Dervis Pascha zu den herausragenden Sehenswürdigkeiten in Lefkosa.

Derwisch Pascha Haus in Lefkosa (Nilkosia)

Gleich hinter dem Eingang liegt links ein weiträumiger Empfangsraum mit niedrigen Sitzbänken an den Wänden, davor stehen kleine Holztische. Noch vor kurzem konnten hier Besucher Getränke und einen kleinen Imbiß zu sich nehmen und so gestärkt zu einem Rundgang durch das Haus aufbrechen. Bleibt zu hoffen, dass dieses gern genutzte Angebot bald wieder verfügbar sein wird.

Hinter den spitzbögigen Arkaden um den Innenhof lagen früher die Vorrats- und Lagerräume sowie die Zimmer des Personals. Bade-, Wasch-, Toilettenräume und die Küche waren in einem Trakt vor der Nordseite des Hauses untergebracht. Der Wohnbereich der Familie nahm traditionell das gesamte obere Stockwerk ein. Eine Holztreppe führt aus dem Innenhof zu den Zimmerfluchten und überdeckten Terrassen.

Derwisch Pascha Haus in Lefkosa (Nikosia)

Im Unterschied zu den Lehmziegelmauern des oberen Stockwerks, denen ein Fachwerkgerippe Halt gibt, wurde das Erdgeschoß aus starken Steinquadern errichtet. Die Verwendung so unterschiedlicher Materialien wie Stein, Holz und Lehm in einem Bau war früher weit verbreitet. "Die Brauchbarkeit solcher Häuser auch für europäische Bedürfnisse", schrieb 1911 ein deutscher Reisender aus Zypern, "geht daraus hervor, dass auch englische Beamte dieser Bauweise gelegentlich den Vorzug geben, und dass auch deutsche Kolonisten im nahen Palästina ganz ähnlich bauen." Unter den Arkaden und den dahinter liegenden Räumen sind eine Menge Küchenutensilien, Glas und Keramik, landwirtschaftliche Geräte (z.B. Ölmühlen, Holzpflüge, Dreschschlitten) ausgestellt. Fotos in Schaukästen informieren über die umfangreichen Arbeiten zur Wiederherstellung dieses Gebäudes.

Derwisch Pascha Haus in Lefkosa (Nikosia)

Die Zimmer des oberen Bereichs verbindet eine großzügige, geschlossene, aber lichtdurchflutete Diele mit schöner Holzdecke. Einer der Räume besticht durch das Ziergitterwerk seiner Fenster und die Decke aus poliertem Holz, eingefaßt von einem schön geformten Sims. Man staunt über graziles, geschnitztes Kleinmobiliar, bewundert Trachten und Kostüme und viele bunte Stickereien in Vitrinen und Schaukästen, auch Glaswaren und selbst Waffen und immer wieder Kissen, Teppiche, Ruhebänke. Höhepunkt ist zweifellos der Selamlik, der prächtige Empfangsraum des Hausherren, ausgestattet mit Wasserpfeife und Holzkohlenofen, kleinen Tischen und zierlichen Vitrinen, ornamentierten Einbauschränken und niedrigen Wandbänken vor der Fensterfront, deren Vorhänge nur gedämpftes Licht in den Raum dringen lassen.

 


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