Buffavento
Aufstieg und untere Burganlage
Wo beginnt der Weg nach oben? Nach einigem Suchen wird man ihn am Hang entdecken und ihm über Felsstufen und lockeres Gestein in vielen Windungen hinauffolgen, dabei lichten Baumbestand durchqueren und eine gute Dreiviertelstunde heftig schwitzen. Dann steht man, noch nach Atem ringend, vor dem Eingangsturm, dem einzigen Zugang zur Burg, der deshalb auch besonders massiv angelegt wurde. Verteidigungsanlage und Tor zugleich, kontrollierte hier die Burgwache das Kommen und Gehen. Der anschließende zerklüftete Innenhof lässt erahnen, mit welchen Schwierigkeiten die Baumeister auf diesem Terrain zu kämpfen hatten. So ruht aus Platzmangel die rechte Seite des Eingangsturms auf dem angrenzenden Fels und im Innenhof mühen sich Stützmauern, Geröll und Boden vor dem Abrutschen zu bewahren. Auch die früher mit Zinnen bestückte Brustwehr an der Hangkante hat eine stützende Funktion. Das noch aus byzantinischer Zeit stammende Mauerwerk liegt 12 m tiefer auf dem Fels auf und stabilisiert so den Innenhof.

Auf dem Gipfelplateau
Oberburg und Gipfel
"Der Aufstieg ist so anstrengend und gefährlich, wie ich es noch nirgendwo erlebte. Meistens mußten wir unsere Hände und Füße zu Hilfe nehmen und wohin wir auch unsere Blicke richteten: was wir sahen, ließ uns die Haare zu Berge stehen..." Die Hände sollte man auch heutzutage beim Hinaufkraxeln zu Hilfe nehmen - ein stabiler Handlauf bietet sich dafür an. Daß dem Besucher unserer Tage wie einst 1683 dem flämischen Maler und Weltreisenden Cornelis de Bruyn "die Haare zu Berge stehen" werden, ist aber eher unwahrscheinlich, hat doch der Aufstieg zum Gipfel durch eine solide, mit einem Geländer gesicherte Treppe seine so oft kolportierten Schrecken verloren. Natürlich können Abgründe und Steilwände und eine grenzenlose Sicht in alle Himmelsrichtungen mulmige Gefühle auslösen. Wer sich nicht zum Gipfelstürmen zwingt, wird sich in guter Gesellschaft wiederfinden . . .
Gebäude auf dem Gipfelplateau
Im Zentrum des Plateaus, auf einem mannshohen Felspodest, stehen die Überreste eines Bauwerks, das vermutlich Angehörigen der königlichen Familie als Unterschlupf diente, wenn unten im Lande Unfrieden herrschte. Bescheidene dekorative Elemente am Bau und unscheinbare Spuren von Putz und Wandmalereien lassen jedenfalls den Schluß zu, dass dieses Gebäude nicht nur rein militärischen Zwecken diente. Ob auf diesem höchstgelegenen Bau der Burg die von Estienne de Lusignan erwähnte Beobachtungsstation lag und Signalfeuer entzündet wurden, ist nicht überliefert: "Jede Nacht wurde auf Buffavento eine Wachmannschaft postiert, die, sobald sie Schiffe erspähte, Signalfeuer oder Fackeln entzündete, um die Nachricht nach Nicosia und Kyrenia zu übermitteln..." An diesem "Frühwarnsystem" mit Hilfe weitreichender Feuersignale war auch die 48 km östlich gelegene Burg Kantara beteiligt.
Nur noch die Grundmauern des angrenzenden Gebäudes sind geblieben, vermutlich war hier die Kaserne für die Wachmannschaft der Oberburg. Auf der anderen Seite zieht sich eine verfallenen Zeile von vier Räumen über dem Abgrund entlang. Ihre in charakteristischer Backsteintechnik gerahmten Eingänge und Fensterleibungen und überall umherliegende Backsteine verweisen auf ihren Ursprung in byzantinischer Zeit.
Die nördliche Spitze des Plateaus (wurden vielleicht hier die Signalfeuer gezündet?) liegt wie eine Aussichtsterrasse über dem Steilhang. Erst auf den zweiten Blick entdeckt man unterhalb, in das steinige Gelände eingepaßt, eine weitere Zisterne. In dieser Berglandschaft ohne Bäche und Quellen waren es die beiden großen Zisternen und die vielen Kleinreservoirs in den Kellern, die ein Überleben an diesem extremen Ort für eine gewisse Zeit möglich machten.
Buffavento - Plan der Burg
1 Eingangsturm 2 Gebäude mit Balkon 3 Großes Gebäude 4 Wohngebäude aus byzantinischer Zeit 5 Runderker 6 Zisterne 7 Stallungen oder Vorwerk 8 Treppe zur oberen Burganlage 9 Zentrales Gebäude 10 Kaserne 11 Häuserzeile aus byzant. Zeit 12 Nordspitze des Burgplateaus 13 Zisterne