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Reiseführer Nordzypern

Blumenkohl

Hat der Blumenkohl seinen Ursprung auf Zypern? Viele Autoren sind sich dessen sicher. Seine Wiege, so schreiben sie, stehe im einst wasserreichen Tal von Degirmenlik (griech. Kythréa). Von hier habe er seinen Siegeszug durch die Küchen der Welt angetreten , nachdem 1604 eine erste Schiffsladung des köstlichen zyprischen Gemüses Genua erreicht hatte.

Blumenkohl

"In großer Menge vorhanden . . ."

Lassen wir zunächst einige Augenzeugen zu Wort kommen, die sich zwar nicht zu den Ursprüngen des Blumenkohls äußern, aber seine Existenz auf Zypern bestätigen wie der junge Jan Sommer aus dem niederländischen Middelburg, der um 1625 die Insel bereiste und diese Beobachtung machte:
"Alhie wächset der Blum- oder Kropffkohl ins wilde hinein / wie ich mit eigenen Augen gesehen / und solches gar überflüssig / weil etwa die Griechen selbigen nicht zu kochen wissen / oder nicht gerne essen". (Aus seinen Erinnerungen "Wasser- und Land-reyse / gethan nach der Levante, oder Morgen-ländern . . .", Amsterdam, 1664).
Um das Jahr 1779 berichtete der französische Naturforscher Charles Nicolas Sigisbert Sonnini de Manoncourt aus Zypern:
"Alle Gemüse, und besonders der Blumenkohl, sind vortrefflich, und in so großer Menge vorhanden, dass nicht nur die Schiffe für ihre eigene Consumtion hinlänglich davon haben, sondern auch noch große Vorräthe in weniger fruchtbare Länder mitnehmen können." (Aus seinem Bericht "Reise nach Griechenland und der Türkei auf Befehl Ludwigs XVI. unternommen", Berlin, 1801).
Doch schon 1880 schien der Blumenkohl nur noch ein Schattendasein zu führen, wie der in Zypern tätige deutsche Archäologe Max Ohnefalsch-Richter in der Zeitschrift "Unsere Zeit" festhielt:
"Der Blumenkohl, als dessen Vaterland Cypern gilt, den man z.B. noch heute im Österreichischen den "Cyprischen" nennt, ist nur in den größten Städten der Insel bekannt."

Von der Bildfläche verschwunden

Als der englische Schriftsteller Colin Thubron 1971 Zypern durchwanderte, war das delikate crème-weiße Gemüse offenbar vollends in Vergessenheit geraten. Selbst am Ort seines (angeblichen) Ursprungs, wo Thubron sich schon "in allen erdenklichen Blumenkohlgerichten" schwelgen sah, bekam er zu hören: "Blumenkohl? Haben wir hier nicht. Ich habe nie davon gehört. Vielleicht können Sie welchen in Nicosia bekommen." Und Thubron erzählt weiter:
"Später hielt ich eine alte Frau an und fragte sie. ´Blumenkohle...´ sagte sie argwöhnisch. ´Es gibt keine. Die Türken haben sie umgebracht.´
´Aber es sind doch keine Leute...´
Sie sagte rasch: ´Sie sind abgerissen worden. Demoliert.´
´Es ist ein Gemüse´, sagte ich beharrlich.
Sie wischte sich mit einem schmutzigen Ärmel über den Mund, als könne sie so besser sprechen, und antwortete endgültig: ´Die Türken haben sie aufgegessen.´
So, dachte ich mir, verhält es sich also mit dem Ursprung von Gemüsen..."


Des Rätsels Lösung?

Nicht nur in Österreich nannte man ihn einst den "Cyprischen", auch in Deutschland. Unter dem Stichwort "Blumenkohl" notiert das "Universal-Lexikon der Kochkunst" in seiner 4. Auflage von 1890 , dass zu den "besten und zum Anbau empfehlenswerthesten Sorten" auch "der Cyprische Frühe" zähle. Mithin spricht vieles für eine wie auch immer geartete "Blumenkohl-connection" zwischen der fernen Insel und Europa. Vielleicht liegt Edward Hyams richtig, wenn er in seinem Buch "Plants in the Service of Man. 10.000 Years of Domestication" (London, 1971) Syrien als Ursprungsort des Blumenkohls identifiziert. Was 1604 erstmals von Zypern nach Europa exportiert wurde, sei ein dem Broccoli ähnliches Gewächs gewesen. Auch Jane Grigson in ihrem "Vegetable Book" (London, 1978) meint, es seien die Araber gewesen, die im Mittelalter in der Gegend von Aleppo die Kultivierung des Blumenkohls begründet hätten.

Längst ist der Blumenkohl in Zypern wieder ein gängiges Gemüse. Zwei populäre Gerichte stellen wir hier vor. Das erste brilliert mit einer genial-einfachen, ein großartiges Geschmackserlebnis vermittelnden Zubereitung: "Karnibahar Salatasi" (Blumenkohlsalat). Das andere, "Karnibahar Tava" (Fritierter Blumenkohl), verlangt schon ein wenig Küchenerfahrung...

 


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