Reiseführer Bremen
Ratskeller und Bremen als Weinstadt
Der Ratskeller in den Kellergewölben unter dem Rathaus hat als Wein-Gastronomie eine bis in das 15. Jh. zurückreichende Geschichte. In früheren Zeiten besaßen nur die Ratsherren dank eines Rheinwein-Monopols das Recht Rheinwein auszuschenken. In einer Quelle von 1370 wird erstmals erwähnt, dass es schon seit längerem die Pflicht für diejenigen gäbe, die Wein in die Stadt einführten, ihn zuerst dem Rat anzubieten und es niemandem erlaubt sei, Wein ohne eine Genehmigung auszuschenken. Eine Weinordnung in detaillierter Form ist in Bremen erst ab 1635 bekannt. Danach unterlagen alle Kaufleute dem Zwang, ihren Wein zunächst im städtischen Keller, dem Ratskeller, abzugeben. Mit Hilfe des gesetzlichen Vorkaufsrechtes behielt der Rat die besten Weine und gab die minderen zum freien Verkauf durch einzelne privilegierte Bürger frei. Nur kannenweise durften dagegen Privatleute den Wein kaufen und mussten pro 155 Liter eine Gebühr zahlen. Interessanterweise war es Bremer Bürgern gestattet, ausländische Weine unter Beachtung eines Preisdiktates frei auszuschenken.
Das Rheinwein-Geschäft verstanden die Ratsherren offenbar gut, denn der Ratskeller war über die stadtbremischen Grenzen hinaus bekannt. Bereits Mitte des 17.Jh. wurde er lobend in Merians Stadtführer erwähnt und konnte im Laufe der Jahre neben vielen anderen auch Gäste wie Heinrich Heine, Friedrich Engels und Wilhelm Hauff bewirten.
Wegweiser an der Rückseite unteren
Rathaushalle
Heute lagern im Ratskeller in der Regel 120-150.000 Flaschen deutscher Wein, vorwiegend in der „Schatzkammer“, dem Flaschenlager des Kellers, sowie die ältesten deutschen Fassweine. So lagert im Heiligtum des Ratskellers, dem Rosekeller, der 1599 erstmals erwähnt wurde, neben anderen ein Rüdesheimer von 1653.
Sicherlich steht der Ratskeller stellvertretend für die lange Tradion, die Bremen mit dem Wein verbindet. Aber Wein hat es in Bremen auch schon vor der Einrichtung des Ratskellers gegeben. Vor rund 2000 Jahren brachten die Römer die ersten Weinreben mit in das eroberte Germanien. Dank des vom Golfstrom begünstigten Klimas sind die deutschen Weinbaugebiete heute die nördlichsten der Erde. Im 11. Jahrhundert gab es allerdings noch weiter nördlich gelegene, nämlich in Bremen, angelegt von Erzbischoff Adalbert, und in den Tälern an Weser und Werra. Bis zum Dreißigjährigen Krieg (1616-1648) wurde aus den Trauben ein Landwein, der einfache Krätzer, gekeltert. Die Rheinweine waren aber deutlich schmackhafter, sodass vor allem diese auch im Norden besonders seit dem Hochmittelalter getrunken wurden.
Kein seltenes Bild in Bremen: Weinreben in Gärten
Im 17. Jahrhundert änderte sich der Weinbau und -handel in Europa radikal. Die Hochzeit des Rheinweins ging, vor allem durch die Folgen des Dreißigjährigen Krieges, zu Ende und voran getrieben besonders von den Holländern entwickelte sich in der ersten Hälfte des Jahrhunderts dank modernerer Anbauweisen, Sortendifferenzierung und schließlich anderer Herstellungsmethoden explosionsartig eine Vielzahl von großflächigen Weinbaugebieten mit einer Vielzahl von verschiedenen Weinen in Frankreich. Vor allem die Holländer organisierten den Export der Weine über franzöische Häfen nach Nordwesteuropa, wo die Nachfrage ständig stieg. Doch langsam stiegen auch die deutsche Hanse und damit auch Bremer Kaufleute in den Weinhandel im größeren Stil mit ein, da der Weinhandel während des Krieges nur noch über See möglich war. Der 1654 geschlossene Handelsvertrag mit der deutschen Hanse festigte den Warenaustausch besonders mit Bordeaux. Bereits zum Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts zeigte sich eine zunehmende Spezialisierung von Bremer Schiffern und Kaufleuten auf die Frankreichfahrt, und besonders in Bordeaux eröffneten immer mehr Bremer Händler eigene Kontore, wanderten gleich ganz dorthin aus oder unterhielten zumindest feste enge Handelsbeziehungen dorthin. Für den Großhandel war der Handel mit ausländischen Weinen ein gutes Gechäft, denn anders als der Handel mit Rheinweinen unterlag dieser in Bremen keinen Beschränkungen. So wundert es nicht, dass die Zahl der Bremer Weinhändler stetig zunahm, waren es 1749 noch 47, so stieg die Zahl bis 1765 bereits auf 97. Die neuen Kommissionshäuser des 19. Jahrhunderts schließlich prägten Bremens Ruf als Weinstadt des Nordens endgültig, denn sie widmeten sich anders als viele Kaufleute hundert Jahre zuvor, ausschließlich dem Weinhandel. Der Handel erreichte nicht nur nur bis dahin unerreichte Dimensionen, sondern brachte erstmals auch höherwertige Weine in größeren Mengen in die Hansestadt.
Stadtweinverkauf an der dem Domshof zugewandten Seite des Rathauses
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