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Mons

Die „Stadt auf dem Hügel“, im niederländischen Bergen genannt, war über Jahrhunderte mit dem Steinkohlebergbau verbunden und im Jahr 1295 bereits Hauptstadt der Grafschaft Hainaut. Sie ist die Geburtsstadt von Orlando di Lasso, einem der bedeutendsten Komponisten des 16.Jahrhunderts. Auch der niederländische Maler Vincent van Gogh hielt sich ein paar Jahre in Mons auf. Er war, wie der Briefwechsel mit seinem Bruder zeigt, vom Elend der Grubenarbeiter sehr betroffen. Das Haus, in dem er zwischen 1879 und 1880 lebte, befindet sich in Cuesmes an der Rue du Pavillon

Belgien - Wallonien - Mons Ein Hingucker: das Rathaus von Mons © fdp
Ein Hingucker: das Rathaus von Mons © fdp

Ausgangspunkt eines Stadtspaziergangs ist die Grand Place mit einer Vielzahl von Cafés, aber auch dem Hôtel de la Couronne Impériale (1772). Das Hôtel de Ville (Rathaus) ist zwischen 1459 und 1467 aus Sandstein und Backstein entstanden. Hinter der dem Grand Place zugewandten Fassade des Rathauses öffnet sich ein Innenhof (Cour d'Honneur). Die Innenausstattung des Rathauses unterlag dem wechselnden Zeitgeschmack. Brüsseler Wandteppiche von 1707 sind hier ebenso zu sehen wie vergoldete Stuckdecken von 1682. Von der Tordurchfahrt aus befindet sich rechts im Erdgeschoss der Salle des Saquieaux. Dessen Name erinnert daran, dass Mons einstmals Stadttore besaß, die am Abend geschlossen wurden. Die Schlüssel wurden in einem "sacquiaux", einem Lederbeutel, bis zum nächsten Tag unter Aufsicht eines Schöffen in einem Raum des Rathauses aufbewahrt. Rechts neben dem Zugangstor ist in der Mauer das Standardmaß des Hennegaus, „Pied du Hay Nau", mit einer Länge von 29,5 Zentimetern eingelassen. An Markttagen diente es der Überprüfung der gekauften Tuchmengen. Am Hauptportal des Rathauses sitzt linker Hand das „Singe de Grand-Gare“, ein blank poliertes Äffchen, das als Glücksbringer gilt.

Belgien - Wallonien - Kein pinkelnder Knabe als Attraktion, sondern ein hockendes Äffchen © fdp
Kein pinkelnder Knabe als Attraktion, sondern
ein hockendes Äffchen © fdp

Der Glockenturm von Mons und die Stiftskirche der hl. Waldetrudis

An der Südwestseite des Square de Château steht der barocke, zum UNESCO-Weltkulturerbe zählende, 84 Meter hohe Glockenturm, der zwischen 1662 und 1672 erbaut wurde. Unweit von hier, in der Rue Marguerite Bervoets und Rue des Telliers, befindet sich das ehemalige Jesuitenkolleg der Stadt.

Belgien - Wallonien - Barock verspielt: der Glockenturm von Mons © fdp
Barock verspielt: der Glockenturm von Mons © fdp

In dessen Nachbarschaft erhebt sich die Stiftskirche Sainte-Waudru (15.-17.Jh.). Sie wurde durch 30 reiche Stiftsdamen zu Ehren der 688 verstorbenen Waldetrudis, Gründerin eines kleinen Klosters in Castrilocus, dem späteren Mons, errichtet. Nach ihrem Tod wurde Waldetrudis, selbst Mutter von vier Kindern, vor allem von kinderlosen Frauen als Heilige verehrt. Diese Frauen kamen nach Mons, um eine Nacht in der Kirche zu verbringen. Erschien ihnen Sainte-Waudru im Traum, so glaubten sie, alsbald schwanger zu werden.

Belgien - Wallonien - Ohne markanten Glockenturm: die Stiftskirche der hl. Waltrudis © fdp
Ohne markanten Glockenturm: die Stiftskirche der hl. Waltrudis © fdp

Die heutige Stiftskirche wurde nach Entwürfen des Baumeisters Matheus de Layens erbaut, der auch am Bau der St.Pieters-Kerk in Leuven beteiligt war. Für die Stiftsdamen allerdings lehnte er sich in seinem Entwurf an die St. Rombouts-Kathedrale von Mechelen an. Da der geplante 187 Meter hohe Turm nicht erbaut wurde, wirkt das Gotteshaus wie ein Torso. Auf der Westseite kann man noch erahnen, wo einst der Turm hätte gebaut werden sollen. Die 115 Meter lange Kirche wurde in mehreren Phasen errichtet: Begonnen wurde mit dem Chor und dessen sieben Kapellen zwischen 1450 und 1502; abgeschlossen wurde der Bau der Kirche 1637 mit der Anlage des Turms, der nur die Dachhöhe des Mittelschiffes erreicht.

Europäische Kulturhauptstadt 2015: Mons

Alabaster und Marmor musste es sein

Die Alabasterstatuen von Jacques Du Broeucq, Demut, Sanftmut, Hoffnung, Keuschheit und Gerechtigkeit darstellend, und  Teile des aus dem 16.Jh. stammenden Lettners aus schwarzem Marmor und Alabaster gehören zur besonders sehenswerten Kirchenausstattung.

Belgien - Wallonien - Mons - Alabasterarbeit von Jacques Du Broeucq © fdp
Alabasterarbeit von Jacques Du Broeucq © fdp

Der Reliquienschrein der Sainte-Waudru, der hl. Waldetrudis, ist ein Juwel sakraler Kunst. Ein wahrer Hingucker ist der vergoldete, mit Putten verzierte und an Lederriemen aufgehängte Prozessionswagen aus dem 18.Jh., der bis heute dazu dient die Reliquien der hl. Waldetrudis während der Prozession am Dreifaltigkeitssonntag (1.Sonntag nach Pfingsten) aufzunehmen. Die Kutsche wird dann von sechs Pferden durch die Stadt gezogen.

Belgien - Wallonien - Moms - Nur zum Doudou sieht man diesen prächtigen Prozesssionswagen in den Straßen der Stadt © fdp
Nur zum Doudou sieht man diesen prächtigen Prozesssionswagen
in den Straßen der Stadt © fdp

Der Doudou von Mons - ein Weltkulturerbe

Diese Prozession erinnert nicht nur an die Ortsheilige von Mons, sondern erfüllt auch ein Gelübde aus der Zeit der Pestseuche von 1349. Der von den sechs Pferden gezogene Prozessionswagen muss auf seinem Weg durch die Stadt wieder zur Kirche zurückkehren, was angesichts der steilen Rampe zur Kirche kein leichtes Unterfangen ist. Daher beteiligen sich viele Umstehende daran, den Wagen den steilen Anstieg zur Kirche hinaufzuschieben. Gelingt dies nicht beim ersten Mal, so bringt das, wie 1914 und 1944, Unheil für die Stadt.

An Trinitatis findet auch der legendäre Kampf des hl. Georg mit dem Drachen „Lumecon" statt. Georg stehen zehn chinchins, „Reiter“, als Beschützer zur Seite. Der Drachen hingegen wird von acht, in Schwarz gekleideten Teufeln und den sogenannten Drachenträgern umringt. Die in Weiß gehüllten sogenannten hommes blanc tragen den Drachen, der nicht nur den heiligen Georg attackiert, sondern auch die neugierige Menge.

Unweit von der Stiftskirche in der Rue de la Terre du Prince kann man noch Reste der Stadtmauer aus dem frühen 12.Jh. entdecken. Sie umschloss die Stiftskirche und das 1866 zerstörte Schloss des Herzogs von Hennegau. Über die Rue de la Chaussee, einen ehemaligen römischen Heerweg, gelangt man zur Grand Place zurück.

Wer sich für Industriearchäologie und aktuelle Kunst interessiert, der sollte unbedingt einen Ausflug in die Borinage nach Grand Hornu unternehmen.

Mehr zu Mons

Weitere Informationen

Office du Tourisme
Grand Place 22
und
am Bahnhof Place Léopold
www.monsregion.be

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