Grand Hornu
Dieser Ort ist ein Beispiel funktionaler „urbaner Planung“ im Zuge der Industrialisierung. Zum Komplex gehören die ehemaligen Arbeiterquartiere an der Rue Henri de Gorge, Rue des Arts, Rue Ste.Victoire und Rue Ste.Louise, Stallgebäude, Heuschuppen, eine ehemalige Zuckerfabrik und Speicher sowie das Herrenhaus der De Gorge-Familie.
Die Architektur der aus Backstein erbauten Ortsanlage ist durch neoklassizistische Elemente geprägt. Durch die dreibogigen Eingangsportale des eigentlichen Industriekomplexes von Grand Hornu gelangt man in einen gepflasterten Vorhof und anschließend auf die arenaförmige Place Verte. Linker Hand befinden sich die ehemalige Maschinenfabrik, rechter Hand das dreiflügelige Verwaltungsgebäude mit Dreiecksgiebel in der Mitte. Hinter dem Verwaltungsgebäude erblickt man das Château Bossu, das ehemalige Herrenhaus der Industriellenfamilie De Gorge. An der Gestaltung von Grand Hornu und der 425 Wohnhäuser dieser Arbeitergartenstadt war der aus Tournai stammende Architekt Bruno Renard beteiligt, auf den auch die Gestaltung der Rue Granier und des Place Reine Astrid in Tournai zurückgeht.
Industriekomplex von Grand Hornu © OPT Ricardo de la Riva
Gegründet wurde Grand Hornu durch Henri De Gorge, der die Konzession für die Kohlegruben von Grand Hornu erworben hatte. 1825 ließ er Grand Hornu zu einem industriellen Zentrum mit angegliederten Arbeiterunterkünften nach den Vorstellungen der englischen Gartenstadt errichten. Neben vier Räumen besaß jedes Wohnhaus eine Dachkammer und einen Garten nebst einer Remise. Wie lebendig die Arbeitergartenstadt Grand Hornu um 1899 war, unterstreichen die damals bestehenden 22 Cafés. Eine Schule war ebenso eine Selbstverständlichkeit in der im 19. Jh. als modern anzusehenden Industriesiedlung wie eine Bibliothek und ein Tanzsaal. Ab 1850 waren die Straßen der Siedlung durch Gaslaternen erleuchtet. Nachbildungen und Originale dieser Beleuchtung zieren noch heute die Häuser der Rue Henri De Gorge und der umliegenden Straßen.
Neben der Kohleförderung wurden in Grand Hornu Dampfmaschinen entwickelt und hergestellt, die beim Steinkohleabbau zum Einsatz kamen. Mit Hilfe dieser Maschinen wurde außerdem jeder Haushalt ab 1830 mit Warmwasser versorgt. Beheizt wurden die 55 qm großen Häuser, die in der Regel von sechs Personen bewohnt wurden, durch Kohleöfen.
Skulptur von Felix Roulin © OPT JP Remy
Heute ist das Museum für zeitgenössische Kunst dank seiner wechselnden Ausstellungen mit überregionaler Ausstrahlung d e r Anziehungspunkt der einstigen Industriesiedlung in der Nähe von Mons.
Weitere Informationen
Musée des Arts Contemporains
Site du Grand-Hornu
Rue Sainte-Louise, 82
7301 Hornu
Tel. +32 (0)65 65 21 21
http://www.mac-s.be
Suchen bei schwarzaufweiss
Das könnte Sie auch interessieren