Évora

 

Die Stadt ist wie ein Museum. Touristengerecht findet man innerhalb des römischen Stadtmauerrings Kultur und Geschichte verschiedenster Epochen Revue passieren lassen - die Römerzeit, die maurische Affäre, das kurze Streiflicht manuelinischen Überschwanges, einige Anklänge der Renaissance und den Barock. Évora ist ein Kunstwerk. Das sah auch die UNESCO so und erhob die gesamte Altstadt 1987 zum Weltkulturerbe. Obwohl Évora zu einer 25.000-Einwohner-Stadt herangewachsen, Erzbischofs-, Universitäts- und Hauptstadt der historischen Provinz Alto Alentejo ist, hat sie ihren ländlichen Charme dennoch nicht verloren.

Städtischer Mittelpunkt ist die Praça do Giraldo. Alle Wege führen zu dem beschaulichen, rechteckigen Platz. Durch die einheitliche Fassade der umstehenden Herrschaftshäuser wirkt er wie ein städtischer Patio. Fenster, Balkone, Türen, Säulen und Arkaden schmücken die herrschaftlichen Stadthäuser, Pastellfarben geben ihr den harmonischen Anstrich. Bis 1821 wurden zwischen der marmornen Fonte Henriquina, dem 1571 nach Heinrich dem Seefahrer benannte Brunnen, und der Igreja de Santo Antão von 1557 die Opfer der Inquisition hingerichtet.

Nicht weit vom Giraldo-Platz entfernt, kommt man zum aufregendsten Bauwerk Évoras und wohl schönsten Gotteshaus Portugals: die frühgotische Kathedrale Sé de Santa Maria. Die zweitürmige, asymmetrische Granitfassade glänzt durch das Hauptportal, in dessen marmornen Bogenläufen die Apostel kunstvoll eingemeißelt sind. Im dreischiffigen Innenraum wird mit wenigen Stilmitteln viel erreicht: die roten, weiß verfugten Granitquader, die bis ins 70 Meter hohe Tonnengewölbe reichen, becircen den Betrachter durch ihre Harmonie. Ein origineller Einfall war der mächtige Vierungsturm, der an der Spitze von acht Türmchen eingefaßt und einem schuppig gefliesten, schillernden Helm abgeschlossen wird. Vom gotischen Kreuzgang aus führen enge Wendeltreppen zur Dachterrasse der Kathedrale, die einen herrlichen Blick auf die Stadt bietet.

Ein paar Schritte weiter gelangt man zum überraschendsten Bauwerk Évoras: der Diana-Tempel aus dem 2./3. Jahrhundert. Er ist der besterhaltene Römertempel der Iberischen Halbinsel.

Diana-Tempel

Die außerordentliche Konservierung der vierzehn von ursprünglich achtzehn korinthischen Säulen gelang durch eine nach heutigen Maßstäben unglaubliche Kunstschändung. Im Mittelalter hatte man die Flächen zwischen den Säulen zugemauert und den Tempel in einen Schlachthof umfunktioniert. Erst 1870 entdeckte man die Säulen neu und legte sie frei.

Südländisch kahl und fast fensterlos ist die schlichte gotische Granitkirche von 1485, eines der beeindruckendsten manuelinischen Architektenwerken Südportugals. Den düsteren Innenraum belebt auch hier eine Komposition aus roten Quadern und weißen Fugen. Zum einstigen Gotteshaus der Franziskaner gehört die schaurige Capela dos Ossos. Für dieses Beinhaus lieferte der Tod die Innenausstattung: Die Kapelle ist komplett mit mehr als 5000 Totenschädeln, Knochen und Menschenhaar ausgekleidet.

Typisch für Évora ist der stark maurisch geprägte Mudéjar-Stil, eine Variante des Manuelinischen Stil, wie man sie zum Beispiel schön an den konischen Turmhelm, den luftigen Arkaden und den Bogenfenstern der Casa Cordovil erkennen kann. Auf dem dreieckigen Platz vor dem Adelshaus steht ein kurioser Marmorbrunnen aus dem 16. Jahrhundert, den eine steinerne Armillarsphäre, Symbol König Dom Manuels I., bekrönt.

 

Reisemagazin schwarzaufweiss

 

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