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Dem Thema »Obsession« hat sich Van den Berghe in mehreren Fassungen gewidmet. Bei allen steht ein Paar im Mittelpunkt: In einer dieser Arbeiten sind beide gesichtslos dargestellt. In einer anderen ist nur die im Hintergrund an einem mit weißer Decke bedeckten Tisch sitzende Frau ohne Gesichtszüge wiedergegeben. Dargestellt ist in allen Gemälden das Ehepaar Gustave de Smet, dessen Sohn kurz zuvor bei einem Eisenbahnunglück ums Leben gekommen war. Ein wenig verloren erscheint das Paar in seiner häuslicher Umgebung, und Kummer und Schmerz scheinen sie aufzuzehren.

Aus der »klassisch expressionistischen Phase« stammen Arbeiten wie »Die Leie bei Deurle« oder »Die Pastorei von Bachte-Maria-Leerne« aus dem Jahr 1923. Sowohl die »geometrische Komposition« als auch die Naturverbundenheit bestimmen Van den Berghes stimmungsvolle Arbeiten, die allerdings jeden Bezug zur sozialen Lage der in der Leiegegend wohnenden Menschen vermissen läßt. Die dargestellten Menschen sind nicht von schwerer Arbeit gezeichnet, wie dies Jahrzehnte zuvor die belgischen Realisten in ihren Gemälden »schilderten«, auch von Mangel und kargem Leben auf dem platten Land ist nichts zu spüren. Nur die Natur, in kraftvollen Farben, scheint den Künstler beschäftigt zu haben. Auch Romanzen dürfen nicht fehlen, so »Die Verliebten im Dorf« (1925), das sich im Besitz des Groeningemuseum (Brügge) befindet. Derbe Gestalten, drall die Damen und stiernackig die Herren, stehen dem Betrachter gegenüber, der in eine »dörfliche Idylle« auf Leinwand blickt.

In »Der ewige Vagabund« - eine sich zurücklehnende Männerfigur beherrscht die linke Bildhälfte - ist die Leiegegend nur noch Staffage. Die Ruhelosigkeit des Menschen - durch eine dampfende Eisenbahn symbolisiert - und das triebhafte Verlangen, Sexualität, Nähe und Einsamkeit finden sich in einzelnen Bildteilen wieder. Die Sexualität beispielsweise erscheint als nackte, kopflose Frau in einem Fischernetz zu Füßen des Mannes, dessen Blick jedoch nicht auf die »Fleischeslust« fällt, sondern in die Ferne gerichtet ist.

Ins Surreale, in die Welt des Traums und des Unterbewußten, bringen den Besucher Gemälde wie »Mann in den Wolken« (1927), das zum Bestand des Musée de Art moderne et Art ancien (Brüssel) gehört. Es zeigt einen Mann in einem dunklen Anzug, der durch Wolkenbänder steigt, auf denen eine Traube und eine Birne, auf der nächsten Wolkenebene ein nackter Frauentorso im Meer und auf der darüberliegenden Wolkenschicht eine Rose abgelegt sind. Visionen und Visionäres, auch mit religiösem Unterton, und zudem auch Beklemmung, Angst und Todesahnung finden sich als Themen in dem künstlerischen Schaffen zwischen 1928 bis 1939. In dieser Zeit malt er in Öl »Den brennenden Engel über der Stadt«, einen Riesenengel inmitten des Feuerballs über Stadt. Naht die Apokalypse?

Umfangreich vertreten sind auch graphischen Arbeiten, darunter Holzschnitte und Karikaturen, aber auch die mit Tusche gezeichneten »Kompagnons«, ein Thema das Van den Berghe auch in Öl auf Leinwand umgesetzt hat.

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