Frits Van den Berghe - ein Maler zwischen flämischem Impressionismus, Expressionismus, Symbolismus und...
In seiner Anfangszeit als Künstler rangen Impressionismus
und Symbolismus um die alleinige Anerkennung als d i e Kunstrichtung
der damaligen Zeit. Dieser »Konflikt« zweier Kunstauffassungen und
Stile finden sich bis 1914 auch im Werk Van den Berghes wieder. In
der Ausstellung betrachtet der Besucher zunächst das »Selbstporträt«,
das 1901 entstanden ist und nicht etwa den Maler mit Malpinsel und
Palette vor der Leinwand zeigt, sondern in einem Korbrohrsessel sitzend,
hinter dem Bücher auf einer Anrichte aufgebaut sind. Anfangs verstand
es der Künstler mit lichten Farben und vor allem mit Grüntönen in
allen Stufen zu brillieren, so auch in seinem 1909 fertiggestellten
Gemälde »Das Mädchen im Garten«. Ähnlich wie dieses ist auch »Blühender
Obstgarten« von Gustave de Smet, einem Freund Van den Berghes, in
lichten Farbtönen gehalten. Es dient einem Vergleich der Stile dieser
wichtigen flämischen Maler der Moderne, und es erinnert dank einer
strichweisen Pinselführung an Arbeiten van Goghs. Eher symbolistisch
und überwiegend in Blau gehalten, schuf Van den Berghe »Bauer vor
blauem Haus« (1905). Nicht nur der schemenhaft durch den Türrahmen
des Hauses erkennbaren Bauer scheint von Dunst und Nebel geheimnisvoll
umgeben, sondern auch die in Blau zerfließende Landschaft.
Aus der Zeit der Emigration, die Van den Berghe während
de Ersten Weltkriegs in den Niederlanden verbrachte, stammt »Winter
in Amsterdam« (1915), ein Gemälde, das weniger von der Pinselführung
als vielmehr vom Sujet her - Ansicht durch ein Fenster auf die verschneite
Landschaft - an Motive der Brabanter Fauvisten erinnert. Diese wählten
überwiegend Innenansichten mit üppigen Dekors und Stadtbilder im Fensterausschnitt
als ihre Themen. Eine völlige Abkehr von einer zu erwartenden naturalistischen
Darstellungen stellt die Arbeit »Frühling« dar - nicht etwa ein Landschaftsbild
mit knospenden Sträuchern und Frühblühern, sondern der »Halbakt« seiner
Geliebten wird mit dem Thema verbunden.
Dem Betrachter den Rücken zukehrend und breitbeinig
vor der Staffelei stehend, die durch den massigen Körper verdeckt
wird, so erscheint bei Van den Berghe 1916 »Der Maler«, eine Arbeit
die zur Sammlung der Crédit Communal (Brüssel) gehört. Es scheint
als sei der Maler in seiner Welt, in seine Landschaft eingetaucht,
wendet sich ihr mit aller Intensität zu. Die Sonne, im Hintergrund
des Gemäldes ist, ein strahlend gelb- und orangfarbenes Bogenfeld
über einer Landschaft mit vereinzelten Geröllbrocken und einer schemenhaften
in Grün gehaltenen sitzenden Person. Ein ähnliches Thema greift Van
den Berghe nochmals 1921 mit dem »Sonnenmaler« auf, wenn auch hier
die »Handschrift der Kubisten« nicht zu übersehen ist. Noch im Impressionismus
gefangen ist hingegen »Die Extase« (1910), die Darstellung eines nackten
Mädchens, das die Arme in die Luft wirft, als es den Kutscher erblickt,
der in einer Kalesche an einem gelben Ährenfeld vorbeifährt. »Modell«
für dieses Mädchen stand eine Tochter des Malers, und der Kutscher
ist der Herr von Deurle, der regelmäßig am Wohnhaus der Van den Berghes
- in St.Martens-Latem gelegen - vorbeifuhr.
Auch »Der Raucher und seine Katze« läßt den Einfluß der Kubisten erkennen,
dem sich Van den Berghe augenscheinlich auch nicht entziehen konnte
oder wollte. Statt der naturalistischen Interpretation der Wirklichkeit
wird die Wirklichkeit in geometrischen Formen zerlegt und zusammengefügt,
der Versuch unternommen, durch die flächige Bildteilung verschiedene
Betrachtungsebene darstellbar zu machen. Im übrigen ist in dieser
Arbeit nur die weiße Katze in ihrer vollständigen Gestalt erfaßt,
während der in Schwarz gehaltene Mann - mit verschränkten Armen dargestellt
- kopflos bleibt. Eine ähnliche »geometrische« Kompositionsform findet
sich auch in »Die Exilanten« (1919) und weiteren Arbeiten, die in
die Ausstellung aufgenommen wurden.
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