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Brügge - das Werk des Hans Memling

Sakrale Kunst im Sint-Jan-Hospitaalmuseum Brügge

Die Entstehung des Hospitals geht auf das 12. Jahrhundert zurück. Ältester noch heute erhaltener Teil ist der Turm und die zentrale Krankenabteilung aus dem 14. Jahrhundert; die Kapelle des heiligen Kornelius entstand ein Jahrhundert später. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Anlage um eine Brauerei, ein Männerkloster und ein Frauenkonvent (1539) erweitert. Ursprünglich war Sint-Jan die größte städtische Einrichtung für Kranken- und Armenpflege. Fromme Brüder und Schwestern sorgten für die Insassen des Hospitals und hinterließen der Nachwelt neben wertvollen Gebrauchsgegenständen auch zahlreiche Kunstwerke. Mobiliar, Gemälde, Skulpturen und Objekte der angewandten Kunst sind Zeugnisse einer acht Jahrhunderte andauernden Geschichte des Hospitals, zu dem auch die Hospitalapotheke gehört. Vor allem ist das Haus heute für die Arbeiten des flämischen Primitiven Hans Memling bekannt, dessen Arbeiten auch im Groenigemuseum zu sehen sind.

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Blick auf das St-Jans-Hospitaal, in dem die Werke
von Hans Memling zu sehen sind
foto: fdp

Hans Memling stammt aus Seligenstadt bei Frankfurt und wurde 1465 Brügger Bürger. Dies geschah, nachdem er einige Zeit in der Brüsseler Werkstatt von Rogier van der Weyden tätig gewesen und anschließend in die Hansestadt Brügge übersiedelt war. Dass Memling unter dem Einfluss von van der Weyden stand, unterstreichen Kompositionen, Motive und Figuren Memlings, die auf van der Weyden verweisen.

Zu den bekanntesten Arbeiten des Künstler gehört der Ursulaschrein, der von Josine van Dudzele und Anna van de Moortele - beide waren in Sint-Jan Konventschwestern - in Auftrag gegeben wurde. Gewiss ist, dass der aus Eiche geschaffene, vergoldete Schrein 1489 vollendet wurde. An der Schmalseite sind eine Madonna mit Kind und die hl. Ursula mit Schutzmantel zu sehen.An der Längsseite entdeckt man sechs Szenen aus der Legende der Heiligen, beginnend mit der Ankunft in Köln und der Ankunft in Basel bis zum Martyrium in Köln. Während viele erhaltene Werke Memlings nicht signiert sind, ist dies beim Johannes-Altar (1479) und beim „Triptychon des Jan Floreins“ der Fall. Leitbildhaft sind die Darstellungen von Madonnen, die von Heiligen umgeben sind. Diese wurden von Memling in eine idealisierte Landschaft und inszenierte Architektur eingebettet. Wer die Mitteltafel des Johannes-Altars im Aufbau und in der Gestaltung aufmerksam betrachtet, wird schnell Ähnlichkeiten mit van Eycks „Jungfrau und Kind mit Kanonikus Joris van der Paele“ (Groenigemuseum) entdecken. Das gilt für den faltigen Überwurf der Mutter Gottes ebenso wie für den Teppich zu deren Fußen und den Thron, auf dem sie sitzt. Bei Memling ist die Madonna mit Kind umringt von Johannes dem Täufer und der heiligen Katharina sowie der hl. Barbara und Johannes dem Evangelisten. In den anderen Teilen des Flügelaltars entdecken wir die Enthauptung Johannes des Täufers und Johannes auf der Insel Patmos. Auf der rechten und linken Außenseite finden sich die Stifterpaare nebst Schutzheiligen. 1479 entstand das Triptychon des Jan Floreins mit der Anbetung der Könige als Mittelteil. Die Außenseiten zieren die hl. Veronika und Johannes der Täufer mit Lamm – beide vor einer hügeligen Flusslandschaft dargestellt.

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Im Hof des ehemaligen Johanneshospitals erinnert diese
Skulptur daran, dass hier einst fromme Brüder lebten foto: fdp

Ein anderes Triptychon aus Memlings Hand – das Triptychon des Adriaan Reins (1480), zeigt die Kreuzabnahme und die Beweinung Jesu als zentrales Motiv. Der linke Flügel zeigt den Stifter mit dem hl. Adrianus, während auf den Außenseiten die hl. Maria Egyptica und die hl. Wilgefortis abgebildet sind. Beide Heiligen sind ähnlich wie Skulpturen in gotische Architekturfragmente „eingefügt“. Hinzuweisen ist außerdem auf das Triptychon des Maarten van Nieuwenhove, das gleichfalls im Museum gezeigt wird.

Jazz Brugge 2014

Bald ist es wieder soweit. Vom 2. bis zum 5. Oktober 2014 treffen sich Liebhaber des europäischen Jazz in Brügge, einem Städtchen, das nur auf den ersten Blick wie ein Puppenheim wirkt. Den Auftakt macht am Donnerstag, den 2. Oktober der Trompeter Laurent Blondiau mit dem MÂÄk Quintett, die auf dem „Dachboden“ des ehrwürdigen St.-Jan-Hospitals aufspielen. Im intimen Rahmen des Kammermusiksaals im Konzertbau von Brügge geben sich dann die belgische Pianistin Nathalie Loriers, die niederländische Saxofonistin Tineke Postma und der belgische Bassist Philippe Aerts die Ehre. Den Abschluss des ersten Tags bei Jazz Brugge bilden die belgische Pianistin Eve Beuvens sowie Flat Earth Society nebst Mauro Pawlowski mit einer Hommage an Frank Zappa. Zu hören ist in den Festival-Tagen auch Jazz aus Finnland, wenn das Verneri Pohjola Quartett im Konzertsaal auftritt. Unvergessen ist der Auftritt des italienischen Akkordeonspielers Luciano Biondini mit dem argentinischen Saxofonisten Javier Girotto, die ihr Publikum vor Jahren beim Jazz Brugge begeisterten. Nun kommt Biondini mit der italienischen Pianistin Rita Marcotulli nach Brügge, und man darf gespannt sein, was im Kammermusiksaal zu hören sein wird. Zum Abschluss des diesjährigen Festivals spielt der polnische Trompeter Tomasz Stanko mit seinem Quartett. Na dann: Jazz it at Brugge. Weitere Informationen: http://www.jazzbrugge.be/


 

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