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Brügge - flämische Kunst aus sechs Jahrhunderten

Das Groeningemuseum, das flämische Kunst aus sechs Jahrhunderten zeigt, liegt im Herzen von Brügge und wurde im Jahr 2002/03 vollständig renoviert. Ohne zahlreiche Schenkungen besäße das heutige Museum, dessen Grundstein 1929 gelegt wurde, keine hochkarätig zu nennende Sammlung. Die Höhepunkte der Museumssammlung sind ohne Zweifel die weltberühmten Gemälde der altniederländischen Meister und der so genannten flämischen Primitiven.

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Moderne Kunst vor dem Groeningemuseum:
Pablo Atchugarry - Ohne Titel, foto: fdp

Zu den berühmten flämischen Malern des 15. Jahrhunderts zählt Jan van Eyck, dessen Gemälde »Die Jungfrau Maria und Kind mit dem Domherren Joris van de Paele« und das »Portrait der Margareta van Eyck« zum Bestand des Hauses gehören.

Neben den Werken van Eycks sind die Gemälde von Hans Memling und Gerard David (»Die Taufe Christi«) besonders zu erwähnen. Gemälde aus der Renaissance- und der Barockepoche, darunter Alexander Adriaenssens »Stillleben mit Fisch« (1648), aber auch neoklassizistische, naturalistische und realistische Arbeiten aus dem 18. und 19. Jahrhundert, darunter Jean-Baptiste Davelooses »Landschaft mit Kühen bei Oudenaarde«, vervollständigen die Sammlung. Zu dieser gehören außerdem einzelne Werke des belgischen Symbolismus, des Impressionismus, Neo-Impressionismus und des Expressionismus.

Sakrale Kunst im Groenigemuseum

Jan van Eyck und Hans Memling, Jan Provoost, Pieter Pourbus und Hugo van der Goes haben sich in ganz unterschiedlicher Manier mit religiösen Themen befasst. In van Eycks „Die Jungfrau Maria und Kind mit dem Kanoniker Joris van der Paele“ (1436) hat der Künstler den Stifter des Gemäldes als „Randfigur“ verewigt. Der Domherr kniet neben der thronenden Maria, die in einen bodenlangen, tiefroten Umhang gehüllt ist. Zugegen sind außerdem der in einer glänzenden Rüstung steckende heilige Georg, der im Angesicht der Jungfrau Maria seinen Helm abnimmt, und der ehemalige Bischof von Reims Donatian,der einen blau-goldenen Mantel trägt und einen Kerzenkranz in der Hand hält. Beeindruckend ist das von Hans Memling geschaffene „Triptychon von Willem Moreel“ (Brügge, 1484), ein alt-niederländisches Retabel, dessen Mittelteil vom hl. Christopherus dominiert wird. Gedacht war dieser Flügelaltar für die Brügger Johanneskirche, wo das Stifterpaar, Willem Moreel und Barbara van Vlaenderberch, beigesetzt werden wollte. Eine Kopie der Arbeit des Meisters von Flémalle genannt „Jungfrau mit Kind“, gehört ebenso zum Sammlungsbestand wie eine Kopie des Werks von Rogier van der Weyden „Der hl. Lukas zeichnet die Jungfrau Maria“ (um1500). Mit Sinn für eine gekonnte Perspektive und die Inszenierung von Architektur schuf Petrus Christus zwischen 1457 und 1460 seine Darstellung der „Isabella von Portugal mit der hl. Elisabeth“, die als Nonne dargestellt ist und hinter der knienden Fürstin steht. Die Heilige hält drei Goldkronen in den Händen, die für Frömmigkeit, Keuschheit und königliche Herkunft stehen. Gestiftet wurde dieses Werk aus Anlass des Eintritts der Fürstin in ein Franziskanerkloster im Jahre 1457. Beinahe in eine gewisse Bonbonfarbigkeit abgleitend so erscheint „Der Tod der Jungfrau Maria“ (um 1481?) von Hugo van der Goes. Dieses Gemälde gilt als das letzte Werk des Künstlers und wurde wahrscheinlich für die Dünenabtei von Koksijde geschaffen. Über der auf dem Totenbett ruhenden Maria öffnet sich der Himmel, in dem Jesus schwebt, der die Arme zum Segen ausgebreitet hat. Umgeben ist die Dahingeschiedene von einer Gruppe von Aposteln, die sich ihrem Schmerz hingibt.

Zur Ausstattung der Brügger Kirche des heiligen Basilius gehörte das nunmehr im Museum aufbewahrte Triptychon „Die Taufe Christi“, ein Werk von Gerard David (um 1460-1523). Vom Meister der Ursula-Legende stammen die Tafeln mit der Legende der Heiligen , deren Lebensweg bis zu ihrem Tod in Köln nachgezeichnet wird. Den „Thronenden Johannes der Täufer“ verdankt die Nachwelt Alvaro Sánchez, während ein unbekannter Meister den im Bischofsornat gekleideten heiligen Nikolaus Ende des 15. Jahrhunderts malte. Im Hintergrund dieses Porträts kann man das Stadtpanorama von Brügge erkennen. Der aufgrund seiner apokalyptisch anmutenden Arbeiten bekannt gewordene Nordbrabanter Maler Hieronymus Bosch ist mit seinem Triptychon „Das jüngste Gericht“ in der Sammlung zu sehen. Im zentralen Teil des Triptychons ist Jesus als Weltenrichter dargestellt, der von Engeln umgeben ist. Monster und Dämone beherrschen bei Bosch das irdische Leben und stehen für das Aufkommen des Bösen. Gänzlich andersartig komponiert ist „Das jüngste Gericht“ von Pieter Pourbus. Hier erscheint der Heiland in einer Wolkendecke. Seine ausgebreiteten Arme scheiden das Gute von dem Bösen. Zwei Engel, die eine Lilie bzw. ein Schwert halten und in den obersten Wolken schweben, stehen für die Erlösung und Verdammnis. Nicht nur während der Renaissance und des Barock befassten sich Künstler mit religiösen Themen, sondern auch am Ende des 19. Jahrhunderts wie das Gemälde „Die Jungfrau Maria inspiriert die Künste“ von Edmond Van Hove unterstreicht. Die thronende Jungfrau, in einem leicht nebulösen Licht gefangen, ist umgeben von musizierenden, schreibenden und bildhauernden Frauen.

Das flirrende Licht, das Henry van de Velde in seinem »Portrait von Laurent in Blankenberge« zieht die Blicke der Besucher ebenso auf sich wie das in tiefen Blautönen gehaltene Gemälde »Nacht in Venedig« des Symbolisten William Degouve de Nuncques. Dass auch der Surrealismus und die abstrakte Kunst einen Platz im Groeningemuseum haben, sei außerdem erwähnt. Doch dabei darf der Besucher kein Konvolut erwarten. Statt dessen überzeugt das Haus durch die Beschränkung auf wenige Arbeiten aus dem 20. Jahrhundert, ob nun René Magrittes »Das Attentat« (um 1932) oder Pierre Alechinskys »Les trois jours« (1959). Mir »Le Lever« ist auch eine anderer bekannter belgischer Surrealist, Paul Delvaux, im Bestand des Museums vertreten.

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Eine von mehreren Skulpturen, die Rik Poot für das
Brügger Museumsareal schuf foto: fdp

Für die abstrakte Kunst und den Minimalismus nach 1945 stehen Dan Van Severen (*1927) mit »Quadrat-Komposition« und Amédée Cortier mit dem »Triptychon Rot-Gelb-Blau« (1972). Schließlich besitzt das Museum auch die »Galerie mit der Sammlung von Druckwerken (1957-75), eine »Installation« von Marcel Broodthaers, der mit seinen Arbeiten die Rolle der Kunst, die Funktion des Künstlers, die Sprache und die Aufgabe eines Museums hinterfragt.

Groeningemuseum
Dijver 12
8000 Brügge
Öffnungszeiten
Di–So 9.30–17 Uhr Mo (außer Ostermontag und Pfingstmontag) sowie am 1. Januar, Himmelfahrt und an Weihnachten geschlossen
Eintritt
Einzelpersonen: 8 € / 6 € (Arentshuis und Forum+ im Preis inbegriffen) unter 26 Jahre ab 1.Juli 2008 Eintritt 1 € (www.1euromuseum.be) Kombitickets für die Vlaamse Kunstcollectie: Vorteilspreis von 12 €; gültig und erhältlich im KMSKA Antwerpen, Groeningemuseum Brügge und MSK Gent. Gruppenkonditionen auf Nachfrage bei den Museen Infos: www.kunstsammlungflandern.be
Tel. 00 32-(0)50-44 87 43
musea.reservatie@brugge.be http://www.brugge.be/internet/de/content/contact/musea/complete/Musea.htm

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