Aktivurlaub im Südosten Rügens

Wandern und Radfahren an der Ostsee rund um Göhren

Text und Fotos: Stephan Eigendorf

 

Rügen - Kranich in der Luft

Vorbei an der riesigen Schiffbauhalle der ehemaligen Volkswerft in Stralsund rollt der Intercity über die stählerne Eisenbahnbrücke, die, mitten durch die kleine Insel Dänholm, das Festland mit der Insel Rügen verbindet. So schmal ist der Strelasund hier, dass die sonst so gewaltige Ostsee wie ein großer Binnensee wirkt, mit vielen Angelnden in ihren kleinen Booten und Freizeitseglerinnen und -segler mit ihren Jollen. Auf der anderen Seite führen die Gleise durch eine über lange Streckenabschnitte fast menschenleere Kulturlandschaft mit Äckern und Wiesen in das Innere der Insel. Im Frühjahr und im Herbst kann man vom Zugfenster aus oft riesige Schwärme von Kranichen auf den Grünflächen sehen, denn Deutschlands größte Insel ist der größte Kranichrastplatz Europas, bevor die bis zu 125 Zentimeter großen Vögel ihren Weg Richtung Süden antreten. Es ist ein imposantes Bild, wenn sich viele der Tiere zur gleichen Zeit in die Luft erheben und dort kreisen.

Rügen - der Rasende Roland im Bahnhof Göhren

Der Rasende Roland im Bahnhof von Göhren

Wir sind auf dem Weg nach Göhren (1), wo das zur gleichnamigen Gemeinde gehörende Nordperd, ein bewaldetes Kap mit Steilküste, den östlichsten Punkt der Insel markiert. Der Intercity endet in Binz, dem größten Seebad Rügens und man kommt von dort mit dem Bus weiter, aber attraktiver ist es, mit dem Rasenden Roland bis nach Göhren weiterzufahren. „Rasend“ ist hier durchaus nicht wörtlich zu nehmen, sondern bedeutet eher das Gegenteil. Der Roland ist eine Schmalspurbahn mit einer Spurweite von 750 mm, die zwischen Putbus und Göhren verkehrt. Das Besondere daran ist allerdings, dass sie von historischen Dampflokomotiven angetrieben wird, natürlich stilecht mit den passenden Personenwaggons dazu, manches davon fast hundertjährig, denn die Bahn existiert seit 1899. Meist hört man die kohlebefeuerten Züge schon durch ihr regelmäßiges Pfeifen, bevor man sie überhaupt gemächlich über die 24,1 Kilometer lange Strecke rattern sieht, eine Rauchwolke hinter sich herziehend.

Seebad Göhren

Rügen - Bernsteinpromendae Göhren - Themengarten

Themengarten an der Bernsteinpromenade

An der Endstation ist man eigentlich schon mittendrin in Göhren. Von hier ist es nur noch ein Katzensprung an die Promenade des Ortes. Die breit angelegte „Bernsteinpromenade“ wurde im Jahre 2003 anlässlich der Internationalen Garten Ausstellung umgebaut und ist mit seinen Cafés, Restaurants, Geschäften, Minigolf-Anlage, Themengärten und Spielmöglichkeiten für Kinder einer der Treffpunkte für Besuchende des Seebades. Natürlich nicht zuletzt auch deshalb, weil sich dahinter der lange Nordstrand, der eigentliche Badestrand Göhrens, befindet.

Rügen - Bernsteinpromendae Göhren - Kurplatz

Kurplatz an der Bernsteinpromenade

Gegenüber dem Kurplatz ragt seit 1992 die wieder neu errichtete Seebrücke 270 Meter von der Promenade in die Ostsee, an deren Ende die Ausflugsschiffe anlegen. Von dort hat man einen guten Blick auf den höher gelegenen Ortsteil. Wer nicht den Bus oder den kostenpflichtigen 2015 fertiggestellten Schrägaufzug, sondern die Treppe zum Hochufer nimmt, beginnt spätestens mit dem Weg dort hinauf seinen Aktivurlaub.

Rügen - Göhren Bernsteinpromenade, Strand und Seebrücke

Blick von der Bernsteinpromendae auf den Nordstrand und die Seebrücke Göhrens

Selbst in der Nebensaison herrscht in den beiden Haupteinkaufsstraßen Poststraße und Strandstraße durch die auch der Busverkehr verläuft, reges Treiben und wer nicht ohne etwas „Gold der Ostsee“ wieder nach Hause fahren will und im Sand an der Waterkant nicht fündig wird, kauft seinen Bernstein eben in einem der zahlreichen Geschäfte.

Rügen - Bernsteinschmuck in Baabe

Bernsteinschmuck im Schaufenster

Für einen Rest dörfliches Flair sorgen in der Strandstraße zwischen all den Cafés und Restaurants der Museumshof und das reetgedeckte 2016/17 sanierte und erweiterte Heimatmuseum aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, die beide unter Denkmalschutz stehen und zu den Mönchguter Museen gehören.

Rügen - Museums-Bauernhof in Göhren in der Strandstraße

Museums-Bauernhof in der Strandstraße

Heimatmuseum wurde der Fachwerkbau 1963 auf Betreiben von Ruth Bahls, die in Göhren geboren wurde und hier auch vier Tage vor ihrem 85. Geburtstag im Jahre 1994 starb. Die umtriebige Pädagogin initiierte in dem Ort und in der Umgebung noch weitere Museen, wie das 1977 eröffnete "Dat Rookhus", das fünf Jahre später eröffnete Museumsschiff Luise, ein 19,42 Meter langer niederländischer Küstenmotorsegler mit Plattboden (Ewer) von 1906 nahe dem Südstrand, und das Schulmuseum im Nachbarort Middelhagen.

Göhren auf Rügen - Heimatmuseum in der Strandstraße, im Vordergrund der Sagenbrunnen

Im Hintergrund das Heimatmuseum, im Vordergrund der am 19. Juli 2007 eingeweihte Sagenbrunnen, unter anderem mit einem Spruch von Johannes Kienau im Sockel, der unter dem Pseudonym Gorch Fock schrieb und im Ersten Weltkrieg als Matrose des Torpedobootes "Wiesbaden" am 31. Mai/1. Juni 1916 in der Skagerrak-Seeschlacht unterging

Trotz langjähriger Bautätigkeit um mehr Appartements und Hotels für Tourist:innen zu schaffen, haben es die Verantwortlichen geschafft, den Charakter des 1.300-Einwohner-Ortes nicht völlig zu zerstören. Viele neuere Gebäude sind stilistisch an die bis zum Ende des Ersten Weltkriegs an der Ostseeküste verbreitete Bäderarchitektur mit ihren oft durch Schnitzarbeiten kunstvoll verzierten hölzernen Balkonen und Veranden angelehnt. Natürlich muss auch hier dem Baukostendruck Tribut gezahlt werden, die feingliederige "Kunst am Bau" ist einfacheren robusteren Ausführungen gewichen, aber immerhin baut man hier weiterhin eher in die Breite, als in die Höhe.

Göhren auf Rügen - Bäderarchitektur in der Poststraße: das Hotel Alexa, ein Beispiel unter vielen

Bäderarchitektur in der Poststraße: das Hotel Alexa, ein Beispiel unter vielen

Die vergleichsweise wenigen Sehenswürdigkeiten und die Architektur sind allerdings wohl weniger ein Grund für den großen touristischen Zuspruch auch über die deutschen Grenzen hinaus. Vielmehr lädt Göhren und darüber hinaus die 29,44 Quadratkilometer große Halbinsel Mönchgut im Südosten Rügens, auf der der Ort liegt, zum Wandern, Radfahren, Schwimmen oder auch nur Faulenzen am Strand ein. Das Mönchgut gehörte lange Zeit nach 1360 dem Zisterzienserkloster Eldena bei Greifswald und durch die Menschen, die sich hier ansiedelten, entwickelten sich über die Zeit andere Sitten und Gebräuche, Trachten und Hausbauweisen als im Rest der Insel Rügen.

Rügen - Alter Wasserturm in Göhren

Alter Wasserturm in Göhren

Im Ortsnamen Göhren steckt das slawische "Gora" für "Berg" und die Slawen, die sich in der Vergangenheit auch auf Rügen ansiedelten, hatten durchaus recht, so mancher Weg durch den Ort kann einen ganz schön ins Schwitzen bringen, so steil führen Straßen hinauf. Hinauf etwa zum alten Wasserturm, der ein guter Startpunkt für eine ausgedehnte Wanderung durch das nahe gelegene rund 69 Hektar große Nordperd ist.

 

Reisemagazin schwarzaufweiss

 

Suchen bei schwarzaufweiss


Reiseveranstalter Deutschland bei schwarzaufweiss

 

Reiseführer Bremen

Sehenswertes in Bremen, Touren durch die Stadt, Tipps und Hintergrundgeschichten ausführlich beschrieben mit vielen Fotos. Darüber hinaus gibt es Ausflugstouren über die Stadtgrenzen hinaus, etwa nach Bremerhaven oder nach Walsrode in den Weltvogelpark.

Reiseführer Bremen

Mehr lesen ...

Reiseführer Rostock

Die Geschicke der 1265 aus drei Stadtsiedlungen entstandenen Stadt Rostock waren schon immer mit dem Wasser verknüpft. Schon früh war sie ein wichtiger Teil der Hanse und der Handel über See machte die Kaufleute und somit die Stadt wohlhabend, was sich zum Beispiel in der Architektur am Neuen Markt und anderen Teilen der Altstadt bemerkbar macht. Zeugnisse der norddeutschen Backsteingotik haben den Denkmalschutz auf den Plan gerufen, um den Erhalt historischer Gebäude im Stadtkern zu sichern, mit Erfolg.

Rostock Reiseführer

Mehr lesen ...



Kiel: Top-Sehenswürdigkeiten in der Fördestadt und ein Ausflug nach Laboe

Ein guter Ausgangspunkt um die Stadt heute, Jahrzehnte nach Kriegsende, zu erkunden, ist der zentral gelegene Hauptbahnhof. Auf der Hauptstraße Sophienblatt, die vor dem Gebäude verläuft, treffen alle wichtigen Buslinien zusammen, viel Sehenswertes kann man aber auch problemlos von hier zu Fuß in einem mehrstündigen Spaziergang erreichen.

Kiel Sehenswürdigkeiten

Mehr lesen ...

Helgoland - Fels in der Brandung

Knapp 50 Kilometer vor Schleswig-Holsteins Küste gelegen, ist Helgoland jedes Jahr Ziel Tausender Besucherinnen und Besucher, die meisten davon Tagestouristen in den wärmeren Monaten. Ausflugsschiffe laufen Helgoland von Bremerhaven, Büsum oder vom „Alte Liebe“ genannten Anleger im Hafen der niedersächsischen Stadt Cuxhaven an der Elbemündung aus an.

Helgoland - Seevögel auf dem Lummenfelsen

Mehr lesen ...

Per Rad durch Cuxhavens Seebäder

Leider ist die deutsche Nordseeküste, wenn man von den ost- und nordfriesischen Inseln einmal absieht, von der Natur nicht so reich mit Sandstränden bedacht worden, wie die Anrainerländer Niederlande und besonders Dänemark. Natürlich gibt es auch viele schöne Ecken jenseits der Sandstrände und Sand allein ist nicht alles im Urlaub, aber für viele hat ein Sandstrand eben doch eine große Bedeutung und deshalb steppt in den Sommermonaten in den Seebädern Döse, Duhnen und Sahlenburg vor allem an den Wochenenden der Bär.

Cuxhaven und seine Seebäder Döse, Duhnen und Sahlenburg

Mehr lesen ...

Norden Norddeich

Auf den ersten Blick könnte man den Eindruck gewinnen, das Nordsee-Heilbad sei nur die Transferstation für die Urlauber, die es in Scharen auf die Inseln Juist und Noderney zieht. Aber jenseits dessen zeigt sich Norddeich als weit weniger hektischer und überschaubar kleiner Küstenurlaubsort. In dem staatlich anerkannten Nordseebad wird erst seit der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts der Tourismus gefördert, offenbar mit Erfolg, wie mehr als 1 Mio. Übernachtungen jährlich zeigen.

Norden Norddeich - Drachenfest

Mehr lesen ...

Büsum - Nordsee-Heilbad am Wattenmeer

Einst war Büsum eine Insel, immer wieder bedroht vom „Blanken Hans“. Bedroht von gewaltigen Sturmfluten wie der mehrtägigen Groten Mandrenke im Januar 1362, bei der nach mancher Interpretation das sagenumwobene Rungholt etwas weiter nördlich bei Nordstrand und Pellworm für immer in den Fluten versank. Als die größte Flut des letzten Jahrhunderts 1962 das Nordsee-Heilbad bedrohte, war Büsum allerdings schon lange mit dem Festland verbunden, nämlich seit 1585. Heute zählt der gut 5000-Seelen-Ort im Kreis Dithmarschen zu den wichtigsten Urlaubsorten an der Nordseeküste Schleswig-Holsteins.

Büsum

Mehr lesen ...

Kurzbesuch in der historischen Altstadt von Heppenheim

Auffälligstes Haus am Großen Markt, dem zentralen Platz inmitten des Ensembles der geschmackvoll restaurierten Fachwerkbauten in der Altstadt, ist das Rathaus. Hoch erhebt sich auf der im Jahr 1551 aus Stein erbauten Halle im Erdgeschoss in kräftigem Rot gehaltenes Fachwerk. Wie etliche andere Häuser in der Stadt fiel auch das Rathaus einem Brand zum Opfer, den französische Besatzungstruppen nach der Plünderung der Stadt 1693 legten. Nur das steinerne Erdgeschoss blieb damals stehen, auf das sieben Jahre später das heutige Barockfachwerk gebaut wurde. Ein Glockenspiel erklingt fünfmal am Tag zwischen 8 Uhr morgens und 10 Uhr abends.

Heppenheim - Altstadt mit Marktbrunnen

Mehr lesen ...