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Maurice Wyckaert: Kann eine Landschaft rastlos sein?

Im Frühjahr 2000 wurde dem Künstler Maurice Wyckaert (1923-1996) erstmals seit 1986 wieder eine Ausstellung gewidmet. Wyckaert ist in der Spontanität seiner Malerei sicherlich den Arbeiten der Gruppe »CoBrA« zuzurechnen, wenn er auch niemals Mitglied dieser Künstlergruppe war. Nach dem Abschluss an der Brüsseler Kunstakademie 1948 organisierte er gemeinsam mit Clara und Gentil Haesaert sowie Ernest Wyens die kleine Brüsseler »Oase« namens Taptoe, ein Begegnungsort verschiedener Kunstrichtungen aus dem In- und Ausland. Mit Walter Korun und Serge Vandercam als treibende Kräfte gelang es, Asger Jorn, Hugo Claus und Reinhoudt d’Haese zusammenzubringen und deren Werke in Gruppenausstellungen zu präsentieren.

Vor allem der dänische Maler Asger Jorn beeindruckte Wyckaert zutiefst. Ihre Begegnung führt in der Folgezeit nicht allein zu einer lang andauernden Freundschaft, sondern auch zur Gründung der Gruppe »Internationale Situationisten«. In dieser Zeit lernte Wyckaert auch den niederländischen Maler Constant kennen, wie Jorn am Ende der vierziger Jahre ein Mitglied der avantgardistischen Gruppe »CoBrA«.

Standen am Beginn von Wyckaerts Schaffen Stilleben als Sujets im Vordergrund, so nahm er sich im weiteren Verlauf seines Schaffens nicht-figurativen Motiven an, ehe sich schließlich der scheinbar abstrakter Landschaftsmalerei zuwendete, ein Genre, das bereits vor ihm die flämischen Expressionisten pflegten. Wyckaerts Panoramalandschaften verraten vor allem in der Komposition und im Pinselstrich nur schwer zu bändigende Dynamik und nicht die Verbundenheit mit dem einfachen Landleben wie sie für Constant Permeke und andere flämische Expressionisten und Neo-Impressionisten in den ersten drei Jahrzehnten dieses Jahrhunderts so typisch ist. Aufgrund der »dynamischen« Bildgestaltung sind seine Landschaften mit Fug und Recht » rastlos« zu nennen. Es scheint, als würden sie sich von Augenblick zu Augenblick beinahe unmerklich verändern. Diesem Genre der Landschaftsgemälde blieb Wyckaert auch dann treu, als andere Strömungen wie Pop Art, Minimal Art und Zero längst die nationale und internationale Kunstszene bestimmten.

Doch anders als die flämischen Expressionisten, die das Stadt- gegen das Landleben eintauschten, war Wyckaert reiselustig und begab sich nach Italien und Deutschland. Dort unterhielt er Kontakte zu Mitgliedern der Gruppe »Spur«, die ähnliche wie die Mitglieder der Gruppe »CoBrA« mit kraftvollem und dynamischen Pinselstrich und grellen Kontrasten - ein giftiges Grün neben einem zarten Orange zum Beispiel - in ihren Kompositionen die Kunstwelt der siebziger Jahre zu schockieren verstand.

Wyckaert nahm nicht nur an der Biennale in Pittsburg teil, sondern seine Werke waren auch auf einer reisenden Ausstellung belgischer Gegenwartskunst in Denver, Los Angeles, Bratislava und Prag zu sehen. In den achtziger Jahren entwarf er Wandgemälde für das Beit-Alfa-Kibbutz in Galilea. und in Brüssel war er an der kunstvollen Gestaltung der Brüsseler Metrostationen beteiligt. Seine farbenfrohe »Wolkenlandschaft« mit dem Titel »Coming up for air« ziert bis heute die Station Jacques Brel.

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