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St. Hubert, die Stadt der Jagd

Herzlich willkommen in der „Hauptstadt der Jagd und der Natur" – so der inoffizielle Beiname des Städtchens, das auf das Engste mit dem heiligen Hubertus verbunden ist. Dieser Heilige wird in Chroniken vom Ende des 7.Jh. im Zusammenhang mit einer Klostergründung erwähnt. Ehe Hubertus 727 Bischof von Maastricht und Lüttich wurde, war er geistlicher Würdenträger am Hofe von König Pippin dem Kurzen. Bereits im 9.Jh. veranlasste der damalige Bischof von Lüttich die Überführung der sterblichen Überreste des Heiligen nach Andagena, dem späteren St. Hubert. Dort hatten Benediktiner eine Kirche und eine Abtei erbaut, die durch die Reliquien des hl. Hubertus mehr und mehr an Bedeutung gewannen.

Belgien - Wallonien - Die Abteikirche von St. Hubert © fdp
Belgien - Wallonien - Die Abteikirche von St. Hubert © fdp

Bekannt ist der Ort für seine Wallfahrten, die bereits um 845 organisiert wurden. Pilger kommen auch heute zu Fuß von Andenne nach St. Hubert, um den hl. Hubertus, den Schutzpatron der Jagd, zu verehren. Seinem Gedenken sind auch der jährlich stattfindende Internationale Jagdtag und die St. Hubertusfeier gewidmet. Zu verdanken ist die Bedeutung der bis ins 8.Jahrhundert zurückreichenden Geschichte der Abtei der Überführung der Reliquien des hl.Hubertus Anfang des 9.Jahrhunderts.

Belgien - Wallonien - Der Abteipalast von St. Hubert © fdp
Der Abteipalast von St. Hubert © fdp

An der Place de l'Abbaye mitten in der Stadt befindet sich der u-förmige Abteipalast, der zwischen 1729 und 1731 im klassizistischen Stil aus Backstein und Kalkstein errichtet wurde. Unterhalb des Dreiecksgiebels der seitlichen Fassade sieht man das Chronogramm des Abts Célestin De Jong und das Datum des Baubeginns. Die Inschrift der Hauptfassade gibt die Lebenseinstellung dieses Abtes wieder: „Amore non timore/par l'armour et non par la crainte“.

Belgien - Wallonien - Bekrönt vom heiligen Hubertus – Detail der Abteikirche © fdp
Bekrönt vom heiligen Hubertus
– Detail der Abteikirche © fdp

Eine Zäsur in der Geschichte der Abtei und Abteikirche bedeutete die Französische Revolution, in deren Zuge die Kirche und der Klosterbesitz 1767 an einen Privatmann veräußert wurden. Dieser wollte die Kirche abbrechen lassen, um das Baumaterial dann gewinnbringend an den Mann zu bringen. Durch einen Rückkauf im Jahr 1808, der von zehn angesehenen Bürgern St-Huberts in die Wege geleitet wurde, wurde der Abriss der Kirche jedoch verhindert. Die heutige Kirche wurde 1938 unter Denkmalschutz gestellt und gilt seit 1996 als außergewöhnliches kulturelles Erbgut der Wallonie.

Der Schrein des heiligen Hubertus

Belgien - Wallonien - St. Hubert - Blick ins Kircheninnere © fdp
St. Hubert - Blick ins Kircheninnere © fdp

Ältester Teil des Sakralbaus, der ursprünglich dem hl.Peter und dem hl.Paul geweiht war und seit 1929 nur noch als die Basilika bekannt ist, ist die romanische Krypta, die vom Chorumgang aus zugänglich ist. In dieser Krypta befinden sich ein Sedes Sapientiae, eine sitzende Madonna, sowie die Gräber der Äbte Clément Levèfre, Nicolaus von Malaise und Johann von Schennemaele. Zudem entdeckte man 1983 bei archäologischen Arbeiten die Gruft mit den Gebeinen des Abts Nicolas de Fanson (1611-1652), dem Gründer einer Mädchenschule.

Die einst gotische Kirche wurde nach Verwüstungen während der Religionskriege (Mitte des 16.Jh.) im Renaissancestil umgebaut. Bereits am Ende des 17.Jh. wurde die Holzdecke durch eine gemauerte Gewölbedecke ersetzt. Die Gemälde, die wir in der Kirche vorfinden, stammen zumeist aus dem 17. und 19.Jahrhundert. Sie wurden wie die „Verehrung der heiligen drei Könige“ des Altars der Unbefleckten Empfängnis von unbekannten Meistern gemalt. Die 14 Stationen des Kreuzweges, die 1850 bis 1875 geschaffen wurden, stammen unter anderem von Franz Vinck und Auguste Serrure. Bereits in der inneren Vorhalle stoßen wir auf den hl. Hubertus, der auch ansonsten omnipräsent ist. „Der hl. Hubertus betend im Wald“ ist eine Arbeit aus dem Jahr 1869 und Maximilien Gillard zu verdanken. Der Hochaltar aus Marmor und Holz findet seine Entsprechungen in den im ersten Drittel des 18.Jahrhunderts entstandenen Seitenaltären, die allerdings eher schlicht ausfallen. Bei der Orgel handelt es sich um die Arbeit des aus Nordfrankreich gebürtigen Antoine le Picard. Sie wurde jedoch mehrfach erweitert und modernisiert.

Belgien - Wallonien - Im Chor der Abteikirche © fdp
Im Chor der Abteikirche © fdp

Ein Highlight der Kirchenausstattung sind die 62 Chorstühle und deren Schnitzwerk. Sie wurden 1733 fertiggestellt und sind das Werk von Pierre Martiny und Jean François Louis. Die Schnitzereien zeigen das Leben des hl. Benedikts (linker Hand) und das des hl. Hubertus (rechter Hand), darunter die Bekehrung im Walde und die Bischofsweihe. Beeindruckend ist auch das Prachtgrab des hl. Hubertus im linken Querschiff, ein Geschenk König Leopolds I. an die Kirche. Der Bildhauer Willem Geefs (1805-1883) hat den neogotischen Sarkophag mit einer halb liegenden, halb aufgestützten Heiligenfigur aus Carraramarmor geschaffen. Die Seiten des Sarkophags schmücken Szenen aus dem Leben des hl.Hubertus.

Belgien - Wallonien - Prachtgrab des hl. Hubertus im linken Querschiff © fdp
Prachtgrab des hl. Hubertus im linken Querschiff © fdp

Mit stämmigen Rössern durch den Bois Roi Albert I.

In der näheren Umgebung von St-Hubert finden Naturfreunde unter anderem im Bois Roi Albert I. ideale Wandermöglichkeiten. Doch auch in einer Kutsche mit vorgespannten Ardenner Kaltblütern lässt sich das Waldgebiet erkunden. Dabei stehen unterschiedliche Kaleschen und Kutschen bereit, je nach Anzahl der Mitfahrenden. Von Lorcy aus startet der Ausflug, führt vorbei an satten Weiden, auf denen Blanc Bleu Belge wiederkäuen, und durch ausgedehnte Waldstreifen mit Laub- und Nadelholzbestand.

Belgien - Wallonien - Mit diesen Rössern geht es im Galopp durch den Boi Roi Albert 1er © fdp
Mit diesen Rössern geht es im Galopp durch den Boi Roi Albert 1er © fdp

Kaum zu bändigen sind die Rösser, die teilweise in einen flotten Galopp fallen. Bei kleineren Anstiegen und Abfahrten muss man sich gut festhalten, denn die offenen Kutschen kommen ganz schön ins Schwanken. Dank der geübten Kutscher kommt es allerdings zu keinem Sturz und unser leichter Angstschweiß ist daher unbegründet. Nach forscher Fahrt machen wir am Gedenkstein für den bei einer Bergtour tödlich verunglückten Albert I. kurz Rast. Auch die stämmigen Rösser brauchen eine kleine Pause, um sich zu erleichtern. Dampfend und schnaubend halten sie inne. Anschließend geht die Tour bis auf die Höhen am Rande von St.Hubert. Von dort aus haben wir einen sehr guten Blick auf die ausgedehnte Abteianlage und die zur Basilika erhobene Abteikirche.

Belgien - Wallonien
In flotter Fahrt unterwegs © fdp

Früheres Leben auf dem Lande

Lohnenswert ist in der Umgebung von St. Hubert auch ein Besuch im Wildpark, wo man Mufflons, Rehen und Hirschen begegnet. Zudem sollte man es nicht versäumen das Musée de la Vie Rurale en Wallonie und Musée du Fer zu besuchen. Zu diesem führen unter anderem Wanderwege wie der Grande Randonnée 14 (Bouillon-La-Roche). Im „Freiluftmuseum des wallonischen Landlebens" sind Gebäude aus unterschiedlichen Regionen der ländlichen Wallonie wiederaufgebaut worden. Diese sind eingebettet in einer Waldlandschaft, durch die Masblette und Ruisseau gemächlich dahinfließen.

Belgien - Wallonien - Wild im Wildpark von St. Hubert © OPT
Wild im Wildpark von St. Hubert © OPT

Aus der Gegend von Namur (Condroz) stammt ein riedgedecktes Haus (18.Jh.). Unweit des Flüsschen Masblette steht eine dampfbetriebene Sägemühle von 1900, die bis 1914 in der Gegend der Semois betrieben wurde, um Planken zu schneiden. Unweit von dort stößt man auf eine ehemalige Backstube, die einem Handwerker zeitweilig als Werkstatt zur Holzschuhfertigung diente. Wer die Ruisseau überquert, stößt auf einen Fetischbaum. In diesem Baum finden sich nicht nur großköpfige Nägel, sondern auch Eisenkreuze und Hufeisen sowie Stoffreste. Von diesen Fetischen erhofften sich abergläubische Landbewohner Linderung und Heilung, wenn sie erkrankt waren. Gegen Zahnschmerzen sollten das Einschlagen und Berühren des Nagels sowie anschließend des kariösen Zahns helfen. Unweit des „Wunderbaums" gelangt man zu einem Doppelhaus aus der Umgebung von Bouillon, das von einem Gemüsegarten und einem offenen Schweinestall umgeben ist. Hinzuweisen ist außerdem auf eine Nagelschmiede, deren Blasebalg durch einen in einem Laufrad laufenden Hund angetrieben wurde.

Wer sich für die ursprüngliche Technik der Eisengewinnung und die frühe Hochofentechnik interessiert, sollte sich unbedingt das Musée du Fer anschauen. Hier existiert noch ein Hochofen, der unter dem letzten Abt von Saint Hubert errichtet worden war. Vom Monument für König Albert führt ein mit gelbem Balken markierter Wanderweg in ungefähr einer Stunde zu diesem sehenswerten Museum. (fdp)

Weitere Informationen

Maison du Tourisme du Pays de Saint-Hubert
Rue Saint-Gilles, 12
6870 Saint-Hubert
Tel. 061/61 30 10
info@saint-hubert-tourisme.be
http://www.saint-hubert-tourisme.be (in Deutsch!)

Tourismusverband Belgisch-Luxemburg
http://www.ftlb.be/de/publication/brochures/index.php?

Musée du Fer
Fourneau Saint-Michel
6870 Saint-Hubert
Tel. 084/21 06 13 oder 21 08 90
info@fourneausaintmichel.be
www.fourneausaintmichel.be

Musée de la Vie Rurale en Wallonie
Fourneau Saint-Michel
6870 Saint-Hubert
Tel. 084/21 06 13 oder 21 08 90
musees@province.luxembourg.be
www.province.luxembourg.be

Attelages asbl St-Hubert
Kutschfahrten rund um St-Hubert
www.attelages-st-hubert.be

Wildpark
Rue Saint-Michel 125
6870 Saint-Hubert
Tel. 061/25 68 17

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