DAS PORTAL DEUTSCHSPRACHIGER REISEJOURNALISTEN

Huy

Die Geschichte des maasländischen Zentrums der Zinngießereien, Kupferschmieden, der Gerbereien und Brauereien begann bereits im 7.Jahrhundert. Händler aus Huy reisten an die Themse und nach Cornwall, Metz und Köln, aber auch nach Wien und nach Polen, um Kupfer, Felle oder Parfüm einzukaufen. Im späten Mittelalter (14.-17.Jh.) begann der Weinanbau an der Maas. Jährlich wurden 500 000 Liter Wein gekeltert und exportiert. Die ins Gebiet um Huy, das Condroz, eingefallenen Truppen Louis XIV. und die Pest von 1689 verursachten den Niedergang des ertrag- und gewinnreichen Weinbaus. Die Konkurrenz der Weinanbaugebiete der Mosel, im Elsass und in Burgund tat ein Übriges. In den 1960er Jahren wurde die Tradition des Weinanbaus in den Hügeln von Huy wieder aufgenommen.

Ausgangspunkt eines Stadtrundganges sollte die am Ufer der Maas gelegene Collégiale Notre-Dame sein. Diese Stiftskirche steht am Fuße eines mächtigen Felssporns, auf dem eine seit dem 8.Jh. bestehende Burg stand, die nach dem Ende des Spanischen Erbfolgekrieges abgebrochen wurde. Die Liebfrauenkirche entstand in der Mitte des 11.Jahrhunderts als Gründung von 30 Chorherren. Die wesentlichen Baumaßnahmen für diese weitgehend hochgotische Kirche fielen in die Zeit von 1311 bis 1536, als die floralen Gewölbemalereien ausgeführt wurden. Sehr beeindruckend ist die bunte Rosette, die die Westfassade der Kirche durchbricht. Bezüglich der Ausstattung ist auf den Marmorlettner hinzuweisen, der das Wappenschild des Dekans Isidore von Bouille trägt. Dieser ließ in der Stiftskirche den Marmorfußboden verlegen. Seine Grabplatte befindet sich im Querschiff. Die Vierung dieses Querschiffs wird durch ein Netzrippengewölbe mit polychromen Schlusssteinen geprägt.

Reiseführer Wallonien - Huy - Bogenfeld über dem Portal der Stiftskirche Notre-Dame
Bogenfeld über dem Portal der Stiftskirche Notre-Dame

Hinzuweisen ist auch auf die östlich der zweiten Seitenkapelle gelegene Krypta der romanischen Stiftskirche. An der Ostseite der Kirche befindet sich das Bethlehemportal mit einem zentralen Tympanon (14.Jh.) mit Spitzbogen und Baldachin. Zu sehen sind biblische Szenen wie die Geburt Christi, die Anbetung der heiligen drei Könige und der Kindermord zu Bethlehem.

Nur wenige Schritte sind es zum Fort de Huy. Es ist 1818 von 2000 Arbeitern erbaut worden und diente nach den Revolten von 1848 als politisches Gefängnis, ehe es ab 1876 im Rahmen der von General Brialmont erdachten Verteidigungsstrategie eine wichtige Funktion einnahm. Allerdings erwiesen sich Brialmonts Pläne als ein Fehlschlag. Weder 1914 noch 1940 wurde um die Übergabe des Forts mit den deutschen Truppen anhaltend gekämpft und das Fort erfolgreich gehalten.

Reiseführer Wallonien - Huy - Eine mächtige Zitadelle thront über der Stadt
Eine mächtige Zitadelle thront über der Stadt

Über einen kurzen, steilen Anstieg geht es hinaus auf den Felssporn. Eine Grabplatte am Weg erinnert an fünf im Fort von der SS hingerichtete junge Männer. Das Fort, für eine Besatzung von 600 Mann und 100 Kanonen ausgelegt, diente vom Mai 1940 bis zum 5.September 1944 als Zwangsarbeitslager für mehr als 7000 Belgier, Franzosen und Angehörige anderer Nationalitäten. Hier brachten Widerstandskämpfer, aber auch diejenigen, die sich nicht willig zur Arbeit im Deutschen Reich meldeten, Monate und Jahre ihres Lebens zu. Einige wurden in das KZ Vucht (Niederlande) verlegt, andere nach Fort Breendonk bei Mechelen überführt und dort hingerichtet.

Beim Rundgang durch das Fort sind die Haft- und Arbeitsbedingungen nur zu erahnen, wenn der Besucher die etwa vier Meter große Dunkelzellen betritt und sich anschließend in den nur geringfügig größeren normalen Zellen umschaut, die spärlich mit Schemel, Pritsche und Notdurfteimer ausgestattet sind. Zeichnungen von Major Fernand Dirix, die dieser während seiner Gefangenschaft und nach seiner Entlassung angefertigt hatte, verdichten den Eindruck vom Lagerleben. Lang sind die ausgestellten Listen der so genannten Schutzhäftlinge, unter denen sich Patres ebenso wie Gastwirte befanden. Polizeiberichte vom Juli 1944 belegen die Sabotagetätigkeit eines Teils der belgischen Bevölkerung. Es fehlt aber auch nicht an Hinweisen auf vorhandene Kollaboration. Gardes Wallonnes und die an der Ostfront aktive Légion Wallone sind Beispiele der willigen Zusammenarbeit mit dem NS-Regime.
Um einen weiteren Eindruck von Huy zu gewinnen geht es zur Grand Place mit "Li Bassinia", einer 1409 entstandenen Brunnenanlage. Geht man durch eine kleine Gasse neben dem Hôtel de Ville (1754), so gelangt man auf die Place Verte. Hier erblickt man sowohl die Eglise Saint Mengold (1108) als auch ein im 15.Jh. errichtetes Patrizierhaus, die Maison Nokin.

Ein Rundgang auf dem anderen Maasufer, das über die Pont Roi Baudouin zu erreichen ist, ist nicht nur wegen der aus dem 16.Jh. stammenden, im Renaissancestil errichteten Maison Batta, dem ehemaligen Refugium der Abtei von Val Saint-Lambert interessant, sondern auch wegen des alten Quartier Saint-Martin, das bereits im 11.Jh. existierte. Hier finden Besucher noch Reste der wahrscheinlich im 12./13.Jh. erbauten und durch die Niederländer 1595 zerstörten Eglise Saint Pierre. Im sich anschließenden Viertel Saint Pierre stößt man am Quai de la Batte auf das Hôtel de la Cloche, ein Juwel maasländischer Baukunst. Zu beachten ist die "kettenförmige" Vermauerung des Back- und des Kalksteins.

Weitere Informationen

Maison de tourisme du pays de Huy-Meuse-Condroz
Quai de Namur,1 à
4500 – Huy
Tel. 085/21 29 15
tourisme@huy.be
www.pays-de-huy.be (auch in Englisch!)

Fort von Huy
Chaussée Napoléon
4500 HUY
Tel.+32 (0) 85 21 29 15
http://www.fortdehuy.be (nur Französich!)

Reiseveranstalter Singlereisen


 

Suchen bei schwarzaufweiss


Das könnte Sie auch interessieren