Arlon
Unweit der Grenze zu Luxemburg liegt die Hauptstadt der Provinz Belgisch-Luxemburg. Keltische und römische Spuren sind in der Stadt nicht zu übersehen. Historismus und Moderne prägen das Bild der Stadt, in der die Semois entspringt. Eines der traditionellen Feste Arlons findet Ende Mai statt. Im Mittelpunkt steht dabei der Maitrank, der ohne Waldmeister nicht auskommt.
Kirche St-Donat auf dem Hügel © Anne Segers/ Office du Tourisme Arlon
Beginnen wollen wir unseren Stadtrundgang an der Kirche St.-Donat. Dieses Gotteshaus steht dort, wo im 11.Jahrhundert ein Grafenschloss errichtet worden war. Dieses Schloss wurde im 16.Jahrhundert durch die Truppen des Herzog von Guise zerstört. Auf den Ruinen des Schlosses wurde 1621 im Auftrag des Kapuzinerordnens ein Kloster errichtet. Im Zuge der Befestigung der Stadt Arlon unter der Aufsicht des bekannten französischen Festungsbaumeisters Vauban wurde das Kloster zu einer Zitadelle umgebaut. Nach der Französischen Revolution wurde das noch vorhandene Kloster aufgelöst. Die Kirche jedoch blieb unangetastet. Das heutige Aussehen des Sakralbaus geht auf eine Umgestaltung im Verlauf des 20.Jahrhunderts zurück. Zu Füßen des auf einer Anhöhe errichteten Gotteshauses befindet sich der sogenannte königliche Anstieg, eine Treppe mit neun Stufen, die 1735 entstand. Im Zuge einer Neugestaltung entstand nach 1830 ein Arkadenaufgang, der seit einigen Jahren unter Denkmalschutz steht. Im Umkreis der Kirche stoßen wir außerdem auf die von Korneliuskirschbäumen gebildeten Laubengänge, die auf die Zeit der Klostergründung der Kapuziner zurückgehen. Von seinem Ursprungsort nach Arlon versetzt wurde ein Torbogen der alten Abtei von Clairefontaine. Steigt man vom Kirchenhügel hinab, so gelangt man zum Tor der alten St.-Martinskirche. Dass dieses Zeugnis der mehrfach zerstörten Martinskirche an dieser Stelle zu sehen ist, ist dem Umstand zu verdanken, dass nach dem Neubau des Gotteshauses das alte aufgegeben und 1935 bis auf das noch vorhandene Tor abgerissen wurde. Dieses wurde umgesetzt und fand seinen Platz zu Füßen der St.-Donat-Kirche.
Die Hauptstraße der Stadt: die Grand'rue © FTLB
Anschließend an den Besuch des Kirchenhügels wenden wir uns in die Grand Rue und erreichen das Rathaus, das in der 1.Hälfte des 19.Jahrhunderts erbaut wurde. An die Zeit, als Arlon im 19.Jahrhundert eine besondere militärstrategische Rolle spielte erinnert die Leopold-Kaserne in der Rue Saint-Jean. Längst sind die Soldaten des 11. und 10.Linienregiments hier ausgezogen. Stattdessen ist nun die Akademie der Schönen Künste in diesem Komplex ansässig. Im romanisch-byzantinischen Stil ist die Synagoge in der Rue de la Synagogue gehalten, die 1865 eingeweiht wurde und alle Wirren der Zeit überdauerte. Auf unserem weiteren Weg gelangen wir zu den Quellen der Semois. Hier befand sich einst eine keltische Niedersetzung, die drei Jahrhunderte lang unter römischer Aufsicht existierte. Das Quellwasser speiste zeitweilig die römischen Thermalbäder, deren Überreste noch zu besichtigen sind. Wie die Synagoge so wurde auch die Kirche Sacré-Cœur für den Jesuitenorden Ende des 19.Jahrhunderts im romanisch-byzantinischen Stil erbaut. Nach dem Besuch dieses Gotteshauses suchen wir die Rue des Thermes Romains auf, wo sich der Archäologische Park befindet. An dieser Stelle wurden nicht nur Überreste von Thermalbädern und einer Fußbodenheizung entdeckt, sondern auch merowingische Gräber aus dem 6. und 7.Jahrhundert. Auf den Ruinen der romanischen Martinskirche entstand nach dem Ende des 16.Jahrhunderts eine Kapelle und Einsiedelei, die jedoch im 19.Jahrhundert vollständig zerstört wurde.
Der Palais der Justice: der alte Justizpalast am Leopoldplatz © FTLB
Lenken wir nun unsere Schritte zum Square Albert 1er, wo die zwischen 1907 und 1914 erbaute Sankt-Martinskirche steht. 97 Meter hoch ist der Turm des im neogotischen Stil gehaltenen Gotteshauses. Nach der Inaugenscheinnahme dieses Sakralbaus machen wir uns zur Grand Place auf, dem mittelalterlichen Zentrum Arlons, wo sich auch der römische Turm befindet. Dieser war Teil einer römischen Befestigung rund um den Sankt-Donat-Hügel. Zum Abschluss unseres Stadtbesuches wollen wir uns noch die Sammlung des Gaspard-Museums und des Archäologischen Museums anschauen. Das Gaspard-Museum, untergebracht im Elternhaus des Künstlers, widmet sich dem Werk des Bildhauers Jean-Marie Gaspard, dem unter anderem auf dem Square Astrid die Skulptur „Der Ruf des Waldes“ zu verdanken ist. Bekannt ist Gaspard, der bei Jef Lambeaux in die Lehre ging, für seine Tierskulpturen wie den röhrenden Hirsch, der auf dem Square Astrid steht. Im Museum sind aber auch Werke weiterer Künstler der Region zu sehen. Wer sich für gallorömische Geschichte interessiert, sollte das Archäologische Museum besuchen, das in seiner gallorömischen Abteilung mehr als 400 Fundstücke aus unterschiedlichen archäologischen Grabungen präsentiert. (fdp)
Weitere Informationen
Office du Tourisme
Rue des Faubour 2
www.arlon-tourisme.be
Gaspard Museum und
Rue des Martyrs 16
www.ial.be (auch in Deutsch)
Archäologisches Museum
Rue des Martyrs 13
www.ial.be (auch in Deutsch)
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