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Félicien Rops - Lebemann, Karikaturist, Buchillustrator

»Ich wurde geboren mit einem Hang zu all dem, was auf eine mächtige Art mit den heidnischen Kulten zusammenhängt... Alles, wovor die Menschen mit ihrem kleinen körperlichen Verlangen und ihrer Angst vor unaussprechbaren Liebkosungen zurückschrecken, schien mir seit meiner frühesten Jugend einfach, natürlich und schön. Ein Mann, der dem Körper seiner Geliebten alle Entrückungen schenkt, die sein Mund nur zu erfinden vermag; zwei Frauen, die sich gegenseitig mit Küssen bedecken - ich hielt dies auf Erden schon immer für das Schönste, was eine Feder oder ein Bleistift zu feiern vermögen «, mit diesen Worten erläuterte der zuweilen mit dem französischen Maler und Karikaturisten Honoré Daumier verglichene Félicien Rops die Motivation seines künstlerischen Schaffens.

Reiseführer Wallonien - Felicien Rops - La Deche
Das Gemälde "La Dèche"

Der am 7. Juli 1833 in Namur geborene Rops fand in dem Schriftsteller Charles de Coster, dem die Nachwelt eine flämische Version des »Eulenspiegels« verdankt, einen Partner für die Herausgabe des literarischen Journals »Uylenspiegel«, das von 1856 bis 1859 erschien. In dieser Zeit entstanden Rops’ erste politische Karikaturen, darunter solche, die sich gegen Napoleon III. richteten.

Da ihm das provinzielle Namur, aber auch das hauptstädtische Brüssel und das nur wenige Jahrzehnte bestehende belgische Königreich zu eng wurden, und er sich darüber beklagte, daß er hier ersticke, wenn er nicht »die Welt der Philister verlasse, um endlich ein Leben im Fieber und in der Bewegung zu führen«, siedelte er nach Paris über. Zuvor begegnete er berühmten Zeitgenossen wie den Schriftstellern Paul Verlaine und Baudelaire, dessen Sekretär er 1864 wurde.

Nur wenige Jahre nach seiner Eheschließung und der Übersiedlung nach Paris ging er eine Verbindung mit den beiden Schwestern Léontine und Aurélie Delluc ein, die in der Stadt an der Seine als Modistinnen arbeiteten. Es folgten Jahre erfolgreichen Schaffens als Buchilllustrator und Karikaturist. Derweil entwickelte sich Rops mehr und mehr zum Schürzenjäger und Lebemann. Im Kreis seiner Freunde und umgeben von seinen beiden Mätressen, den Schwestern Léontine und Aurélie, verstarb er am 23.8.1898.

Von unschätzbarem Wert sind die Alben des bibliophilen Sammlers Jules Noilly mit 114 Zeichnungen von Rops, die teilweise im Besitz des Musée Félicien Rops in Namur sind. Zu den zeichnerischen Arbeiten von Rops zählt unter anderem das 1857 entstandenen Blatt »Porträt des Abbé de St. Valéry«, das mit der bissigen Textzeile »Er spricht Recht ohne Güte« unterlegt ist. Im Gegensatz dazu steht »Soeur Marguerite« (1857), das mit der Zeile »Sie tut Gutes ohne Amt« versehen ist. Mit spitzer Feder polemisierte Rops gegen die Koalition aus Liberalen und Katholiken, die zu seinen Lebzeiten die belgische Politik bestimmten: In »Die politische Komödie« (1859) versucht der Bär - er steht für den Minister für Justiz - mit einem Quaderstein auf dem die Inschriften »Pave de la Revision du Code« und »Loi sur Le Presse« zu lesen sind, den selig schlummernden Gartenfreund - er steht für den belgischen Liberalismus - zu erschlagen. Doch eine Wespe - sie symbolisiert die öffentliche Meinung - versucht den Schlafenden noch rechtzeitig mit Posaunenklang aufzuwecken, um die Verfassungsänderung und das neue Pressegesetz zu verhindern.

Der Bigotterie nahm sich Rops in antiklerikalen Arbeiten wie «Die Versuchung des hl. Antonius« (1858) an: Auf einem Strohlager schlummern in inniger Umarmung der Heilige mit einer Sau - welch eine Brüskierung des im belgischen Königreich so mächtigen katholischen Klerus!

Teilweise ins Erotische, hin und wieder auch ins Pornographische gleiten Rops’ Frauendarstellungen ab. Es scheint, als vergleiche Rops die Gesellschaft mit einem Bordell, einem Laufsteg für verführerische Nacktheit. Die Frau wird auf dieser gesellschaftlichen Bühne zum Opfer, das durch Trunksucht und Syphilis gezeichnet ist, aber auch zur Domina und heiligen Hure: Als Krankenschwester im durchsichtigen Kleidchen pflegt sie den kränkelnden, aber dennoch lüsternen Musikus, und als Revolutionärin schwenkt sie halbnackt das rote Banner der Revolution. Nicht die kämpferische »La Liberté«, die die Barrikaden erstürmt, steht bei Rops im Mittelpunkt, sondern die fleischliche Versuchung. In diesen »Bildzyklus« über die Frau als Opfer, Hure, Heilige und Domina sind auch »Die Absinthtrinkerin« (1876) - in der Sammlung des Musée Félicien Rops in Namur - und »In der Klemme« (1882) - die Darstellung einer schwindsüchtigen Hure, die im Schein des fahlen Lichtes auf Kundschaft wartet - einzuordnen

Die biederen, spießigen Bürger waren beim Anblick von »Pornokratès« gewiß entsetzt: Ungeniert führt eine nackte Schönheit mit verbundenen Augen und schwarzen Seidenstrümpfen ein Schwein an der Leine, über dem drei Engelchen schweben. Der Fries im unteren Teil des Bildes zeigt »Die Bildhauerei«, die »Musik«, die »Poesie« und die »Malerei« zu Füßen der Nackten. Ähnliche Entrüstung dürfte Arbeiten zum Thema des Satanismus hervorgerufen haben, darunter »Der kalte Teufel«, der eine barbusige Schönheit umarmt, und »Der Kalvarienberg« (1882) mit dem ans Kreuz geschlagenen Teufel, dessen Penis vor Lust anschwillt, während er eine Nackte zu seinen Füßen erdrosselt. In »Die Satanisten« (1882) - zur Sammlung des Musée Félicien Rops in Namur gehörend - penetriert gar der Satan, halb Stier und halb Schlange, eine auf einen Sockel hingeworfene Schöne.

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