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Gent - designmuseum im Herrenhaus de Coninck

Dieses Herrenhaus ist heute Teil des Genter Designmuseums, dessen Schwerpunkt auf dem Kunsthandwerk und Design des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart liegt, wenn auch Mobiliar und die Ausstattung des Herrenhauses de Coninck aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammen. Benannt ist das Haus nach dem bekanntesten Eigner des Anwesens, der es zwischen 1761 und 1791 nutzte. Dieser entstammte einer angesehenen Kaufmannsfamilie, die einen sehr einträglichen Handel mit Leinen betrieb und diese Waren bis nach Spanien exportierte.

Einen Hinweis auf diesen Besitzer findet man im Saal Jan Frans Allaert, wo sich eine entsprechende Inschrift befindet. Aus Anlass der Vermählung des Herrn Ferdinand Jean de Coninck mit einer gewissen Terese Scholt ließ der Hausherr eine Schnitzarbeit aus Eichenholz an der großen Zugangstür zum Innenhof anbringen. Diese Schnitzerei zeigt zwei Hände, die einen Baumzweig umfassen und eine Banderole mit dem Datum der Vermählung (19 Maerte 1762). Seit 1922 ist hier das Museum voor Sierkunst untergebracht, das 1992 durch einen Neubau ergänzt wurde, um die umfängliche Sammlung öffentlich präsentieren zu können.

Ob der Architekturentwurf, der 1754 eingereicht wurde und heute im Stadtarchiv aufbewahrt wird, wirklich von David 't Kindt stammt, kann bis heute nur angenommen werden. Erbaut wurde das 34 Meter breite Herrenhaus über den Fundamenten und Kellergewölben des Wohnhaus „de Gulden Appel“. Dessen Küche ist bis heute erhalten geblieben. Das Herrenhaus ist im strengen Ludwig-XV.-Stil auf rechteckigem Grundriss aus Sandstein erbaut worden und besitzt einen 27x24 Meter großen Innenhof. Um diesen Hof gruppieren sich die vier Flügel des Baus, der zweigeschossig errichtet wurde. Die oberste Etage war dem Dienstpersonal vorbehalten und unterscheidet sich durch die ovalen Fensteröffnungen von den schmalen und hohen Fenstern der anderen Stockwerke. Die Fassade zur Hofseite hin ist verputzt und geschlämmt, während zur Straßenfront hin der unverputzte Sandstein zu sehen ist. Leicht aus der übrigen Front zurückspringend ist der Mittelbau des Herrenhauses, der einen Balkon besitzt und mit einem gestuften Bogen abschließt.

Ein kunsthistorisches Highlight ist die Ausstattung des Esszimmers, das Grisaillemalerei oberhalb der Türen sowie ein Deckengemälde mit der Darstellung der Götter des Olymps aufweist. Der aus Lindenholz gefertigte Kronleuchter mit der Darstellung der vier Erdteile (1770) stammt vom Genter Bildhauer Jan Frans Allaert. Dargestellt sind Afrika, Asien, Amerika und Europa in Gestalt von Kindern, die mit entsprechenden Attributen ausgestattet sind: Das Kind mit Elefantenkopfmaske steht für Afrika, das Kind mit einer Kanone und dem Goldenen Vlies für Europa, der Indianerbub mit Krokodil für Amerika und das Kind mit einem Kamel für Asien.

Neben der Art-nouveau-Sammlung des Designmuseums ist der Saal sehr sehenswert, der mit Empiremobiliar des frühen 19. Jahrhunderts eingerichtet ist. Im Übrigen besitzt das Haus Arbeiten der bekannten belgischen Designer Gustave Serrurier-Bovy, Victor Horta, Paul Hankar, Henry Van de Velde und Philippe Wolfers (Tee- und Kaffeeservice Gioconda, 1925) sowie Gaston Eysselinck (Stapelstuhl, 1931-32), Albert Van Huffel Huib und Hoste (Möbel der Wohnung Geerardyn in Brugge, 1927). Dass aktuelle Entwicklungen im Museum auch berücksichtigt werden, sei abschließend angemerkt. Der Besucher muss also nicht auf Designs von Alessandro Mendini (Barkabinett Mikiolone, 1986)und Ettore Sottsass oder Hans Hollein (Tee- und Kaffee-Piazza, 1983), Richard Meier und Aldo Rossi verzichten.

Design museum Gent
Jan Breydelstraat 5
9000 Gent
Tel. 0032 - (0)9 - 2 67 99 99 Fax 0032 - (0)9 - 2 24 45 22
Öffnungszeiten Di-So 10-18 Uhr
museum.design@gent.be

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