MUHKA - Museum für Gegenwartskunst
MUHKA, 1987 eingerichtet, ist ein Museum, das vornehmlich Kunst der
letzten drei Jahrzehnte sammelt. Dabei werden bei Ankäufen belgische
wie nicht-belgische Künstler berücksichtigt, wenn sie denn Trends setzten
und setzen. Minimal Art steht neben konzeptioneller Kunst, Dreidimensionales
neben Flächigem. Der Antwerpener Peter Rogiers (*1967) ist ebenso vertreten
wie der Brüsseler Didier Vermeiren (*1951), die Engländer Alan Charlton
(*1948) und Richard Deacon neben dem aus Bombay stammenden Anish Kapoor
(*1954) und dem Niederländer Henk Visch (*1950) mit seinen bronzenen
»Feelings of affinity are extremly complex«, einer raumfüllenden Gruppe
von sechs Eisläufern, die sich wie Zinnsoldaten in einer Reihe aufgestellt
haben, obgleich ihre Haltung ein kraftvolles Dahingleiten suggeriert.
Wegen umfangreicher Instandsetzungs- und Renovierungarbeiten ist das Museum vom 27. März bis zum 10. September2009 geschlossen bleiben. Teilweise werden Kunstwerke aus dem Bestand in anderen flämischen Museen gezeigt. Im Rahmen des Sanierungsprozesses wird der italienische Künstler Enrico David ein Kunstprojekt im Rahmen von Kunst am Bau realisieren.
Impressionen eines Museumsbesuchs
Beim Eintritt ins Foyer fällt der Blick auf eine schwarze Wand, auf
denen drei rostbraune große Kreise plaziert sind. Dave Tremlett und
Peter Smith gestalteten 1988 »Three Circles (Mexico)«, eine Arbeit,
die auch die sich öffnende und schließende Tür des Fahrstuhls, die Notbeleuchtung
und eine Klingel umschließt. Nicht nur wegen dieses eigenwilligen Einbindungen
will sich Mexiko mit seiner Maya- und Kolonial-Architektur dem Betrachter
des Bildes überhaupt nicht erschließen. In einer »Nische« im Erdgeschoß
eine Assemblage aus Alltagsmaterial: Bible Blood (1982) von Bill Woodrow,
ein gekippter blutroter Sessel in einer Lache aus Blut, ein umgestoßener
Heizofen, eine Bibel und eine Pistole, sorgsam miteinander verknüpft.
Doch wer, so fragt man sich, führte die Tat aus? Ging es dem Künstler
vielleicht nur um eine Metapher: das Blut, das im Namen der Bibel vergossen
wurde und wird - vorgestern die Inquisition und die Bekehrungen der
Ureinwohner der Neuen Welt, heute die blutigen Fehden zwischen Christen
und Moslems auf Java und in anderen Teil des indonesischen Archipels.
Oder ist diese Schrottinstallation gar nur Reminiszenz an einen Western
aus den 1950er Jahren?
Natur und Mensch?
Der Frage nach Natur und Mensch - gegenständlich umgesetzt - wird man
sich bei David Nashs »Vessel and Volume« (1986/7) stellen. Mit Kohle
gezeichnet und aus Holz herausgeschält: »Boot« und »Volumen«, nichts
weiter als ein entkernter Baumstamm. Natur wird nach unseren Vorstellen
gestaltet, so der Künstler, umgebogen und im übertragenen Sinne erhalten.
Die Kunst ist in diesem Prozeß nicht Mittel zum Abbilden von Umwelt,
sondern eher ein Hinweis auf die menschliche Anwesenheit.
Bei dem 1966 in Kapellen geborenen Jürgen Voordeckers fragen »Zwillinge«
nach dem Selbst. Die Darstellung einer zur Puppe gewordenen Mädchenfigur
- in ein Matrosenkostüm gesteckt und statt lebendiger Augen nur schwarze,
leblose Augenhöhlen soll in einer Konformität erzwingenden Gesellschaft
anregen, nach der Identität und dem Selbstbild zu suchen, das sich zu
gerne an Klischees orientiert.
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