Tschechien im Überblick

, "die goldene Stadt", und die wie Karlsbad (Karlovy Vary) und Marienbad (Mariánské Lázne) haben natürlich einen Namen. Aber wie sieht es mit aus, einer der malerischsten Stadtkulissen Europas, die in Südböhmen liegt und zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt? Oder dem Kleinod Mikulov in Südmähren, gleich hinter der österreichischen Grenze?

Auch Brno (Brünn), die vitale Hauptstadt von Mähren und das wegen seiner 20er und 30er - Jahre-Architektur "Salon der Republik" genannte Hradec Králove (Königgrätz) in Ostböhmen sind eher unbekannt.

Brno, Brünn

Unterwegs in Brno (Brünn)

Tschechien setzt sich aus Böhmen, Mähren und einem "Rest" von Schlesien zusammen. Per Tagesausflug sind von Süddeutschland aus viele Ziele in Westböhmen und der Nationalpark Böhmerwald (Národní park Sumava), dem Paradies für Wanderer, das manchesmal so düster und beim Lipno-Stausee wieder heiter erscheint, zu erreichen. Das gilt für die erwähnten westböhmischen Bäder, die den Jahrhundertwende-Charme teils wieder gewonnen haben und wie Karlsbad längst ein Favorit russischen Geldadels geworden sind. International liebte man's ja schon immer, in Karlsbad war das Westend das englische Viertel, die Russen haben eine Kirche hinterlassen, "Pupp" und "Imperial" sind wahre Hotelpaläste, und Marienbad hieß "Riviera ohne Strand". In den Wandelhallen geniessen die Gäste Heilwasser und Kurkonzert - und kaufen anschliessend Becherovka, den berühmten Kräuterlikör Karlsbads ein. Im Heilbad Kynzvart (Bad Königswart) übrigens gibt's eine Heilquelle mit Geldautomat, an der Sie sich selbst versorgen können... Nah zur Grenze liegt auch Cheb (Eger), hier starb Wallenstein, wie man überhaupt in Tschechien auf Schritt und Tritt mitteleuropäischer Geschichte begegnet. Plzen (Pilsen) mit der schönen Altstadt wird gerne auch wegen des Brauerei-Museums ("Pilsner Urquell") und das Automuseums von Skoda besucht, manchen sind allein das weltberühmte Bier und der Schweinebraten mit Sauerkraut und Knödeln die Reise wert.

Pancir, Böhmerwald

Auf dem Pancir im Böhmerwald

In Südböhmen ist neben Ceský Krumlov vor allem Ceské Budejovice (Budweis) ein Ziel, auch dies eine Stadt, die ihr Bier berühmt gemacht hat ("Budweiser"). Wundern Sie sich nicht, wenn Schänken wie die "Masné krámy", die "Fleischbänke", schon spätnachmittags "brummen": Die Nation geht früh zu Bett, denn sie muss - ein Relikt aus Zeiten des Ostblocks - früh aufstehen! Man bestaunt in Budweis einen der schönsten Plätze Europas, reist zu "Traumschlössern" wie Hluboká nad Vltavou (Frauenberg) und Orlík (Worlik) liegen am See der aufgestauten . Tábor, dessen Altstadt stolz auf der Hochfläche liegt, war eine Hochburg der Hussiten und Trebon (Wittingau) liegt inmitten der Teichgebiete, wo man rasch feststellen wird, daß sich Tschechien trefflich für Fischgerichte eignet: Forelle blau oder gebraten, Karpfen, Lachs, Saibling, Zander, Aal...Von wegen "nur" Schweinebraten, Gulasch oder gefüllte Entenbrust!

Budweis

In den Gassen von Budweis

Im Norden genießt man Natur und Stille, zwar nicht in der geschäftigen einstigen Baumwoll- und Leinenmetropole Liberec (Reichenberg), dafür aber im Ceský ráj, dem "Böhmischen Paradies", mit seinen phantastischen Felsgebilden, wo der Wind die einzige Geräuschkulisse bildet, und dem , dem Reich des "Rübezahl" - eines von zahlreichen Wintersportgebieten.

Böhmisches Paradies

Im Böhmischen Paradies

Die Hauptstadt Prag, nach wie vor eines der begehrtesten Reiseziele in Europa, ist umgeben von einem "Kranz" von Sehenswürdigkeiten. Wer sich elbaufwärts nähert, erlebt das Elbsandsteingebirge, Burg Strekov (Schreckenstein) in einmaliger Lage und das Weinstädtchen Melník, das eines der düsteren Beinhäuser des Landes besitzt, in dem die Knochen von 10 000 bis 15 000 Menschen angeordnet sind. Kutná Hora (Kuttenberg) hat das Silber reich gemacht, es steht ebenfalls auf der UNESCO-Kulturdenkmalliste, und Karlstejn (Karlstein) ist die meistbesuchte Burg des Landes. Die Kreuzkapelle, ausgestattet mit 2400 Edel- und Halbedelsteinen, dürfen aber nur noch kleine Gruppen besuchen, nachdem ein italienischer Schüler das Bauwerk mit Graffitti verunziert hat. Lidice, das Dorf, das die Besatzer 1942 in einer Vergeltungsaktion dem Erdboden gleich machten, und Terezín (Theresienstadt) mit Ghetto und Gestapo-Gefängnis stehen für die Schreckensherrschaft der Nazis.

Mehr zu Weltkulturerbestätten und Sehenswürdigkeiten in Tschechien: www.welt-der-kulturen.de

Und wieder Geschichte: Hradec Králove (Königgrätz) wurde auch bekannt durch die Schlacht von 1866, als Preußen gegen Österreich und Sachsen kämpfte; die Totenfelder liegen beim Dorf Chlum. Moderne und Jugendstil haben in der Stadt Triumphe gefeiert. Josefov (Josefstadt), die düstere Militärstadt, wirkt dagegen heute noch wie eine Original-KuK-Kulisse, ohne weiteres könnte man dort Joseph Roths "Radetzkymarsch" verfilmen. Apropos Napoleon und Roth: Auch Spuren anderer Berühmtheiten lassen sich suchen - Casanova, Goethe, van Beethoven, Richard Wagner, dazu Kafka, Kisch, Rilke, Stifter, Schiele, Smetana, Dvorak, Janácek, Karl IV., Ludwig Mies van der Rohe, Vaclav Havel etc. etc.

Ein anderer Ort, die nächste Schlacht, mitten in Europa: Slavkov u Brna hieß Austerlitz, 1805 war das, die Soldaten Napoleons waren Sieger, weshalb man an den diversen Gedenkstätten des öfteren französisches Militär sieht. Brno, mit 400 000 Einwohnern die mährische Hauptstadt, war "Österreichs Manchester" und ist von der Bedeutung her "die zweite Stadt" nach Prag. Hat man die Mumien in der Krypta des früheren Kapuzinerklosters gesehen, ißt man gegenüber im "Café u Kapucinu" ein Gebäck das eigenartigerweise "Sargelen" heisst.

Mikulov

In Mikulov

Fast italienisch mutet der Süden von an, Mikulov liegt im UNESCO-Biosphärenreservat, im riesigen Landschaftspark von und Valtice (Feldsberg) grüssen Minarett, Triumphbogen und Tempel. Nördlicher gibt es wieder Natur pur, im "Mährischen Karst" mit Schluchten und Höhlen, man reist per Kahn, in der Seilbahn und mit dem Öko-Express. Und man reist gemächlich, wie überhaupt in Tschechien außerhalb von Prag das Tempo des Alltags geruhsamer ist, Hektik also nicht angebracht. Da sind Sonntagnachmittage, an denen alles still in den Städtchen ist, bis auf die Blasmusik, die aus den Radios nach draußen klingt, und da gibt es die Dorfkirmes, auf der eine Schiffsschaukel die größte Attraktion ist.

Unbekanntes Tschechien, wie wahr: Noch weiter hinein nach Mähren, zum Adler- und Altvatergebirge, dem Grieben in den 30er Jahren einen eigenen Reiseführerband widmete! Dort sind Rest-Schlesien mit Opava (Troppau), das einmal "Klein-Wien" war, und "das mährische Salzburg", Olomouc (Olmütz) - wer zählt die Residenzen, Kirchen, Brunnen?!

Die Walachai liegt zwar in Rumänien, doch heißt auch das Beskiden-Gebirge in Nordmähren so. In Stramberk probiert man "Stramberker Ohren" mit Marzipangeschmack und im "Holzstädtchen", dem Freilichtmuseum von Roznov pod Radhostem, walachische Spezialitäten mit klangvollen Namen; wenn man Glück hat, spielt dazu die Kapelle Cymbalmusik.

Werner Skrentny
Fotos: Helmuth Weiss

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