Tour 2

Sakrale Architektur in Linz

 

Die große Zahl der Kirchen ist bei der Betrachtung der Silhouette der Stadt nicht zu übersehen, zu deutlich sind die Türme auszumachen, die in den Himmel über der Donau ragen. Modern sind diese Kirchbauten nicht, sondern durch und durch barock, ohne jedoch in Flammen- und Goldstuck zu schwelgen, wie dies bei den Kirchen entlang der Oberschwäbischen Barockstraße der Fall ist. Linzer Barock ist dezent, wie der Besucher feststellen wird, wenn er den Alten Dom, die Priesterseminarkirche oder die Landhauskirche besucht.

Österreich - Linz - Elisabethinenkirche

Ausmalungen der Kuppel der Elisabethinenkirche

Beginnen wollen wir unseren Streifzug durch das „sakrale Linz“ an der Elisabethinenkirche in der Fadingerstraße, die einige Jahre nach der Stiftung von Kloster und Spital nach Plänen von Paul Ulrich Trientl zwischen 1762 und 1768 erbaut wurde. Besonders hinzuweisen ist auf das Kuppelfresko, das kein Geringerer als Bartolomeo Altomonte geschaffen hat, dessen Arbeiten auch in anderen Linzer Kirchen zu finden sind. Das Gotteshaus ist heute Teil des Krankenhauses der Elisabethinen und nur einen Steinwurf von der Landesgalerie (Museumstr. 14) und dem dortigen Skulpturenpark entfernt. Folgt man den Aufschriften auf den Parkbänken, die in dieser Grünanlage stehen, so dürfen nur Märchenprinzen oder Jäger und Sammler auf ihnen Platz nehmen. Aber das hintersinnige Kunstprojekt von Norbert Hinterberger: „nur für Musenküsse" sollte man nicht ganz wörtlich nehmen. Über die Fadinger- und Harrachstraße erreichen wir das Priesterseminar mit der Priesterseminarkirche, der ehemaligen Deutschordenskirche in der Harrachstr. 7a. Statt in der Ensembleflucht steht dieses als Zentralbau konzipierte Gotteshaus im rechten Winkel zum anschließenden Priesterseminar und ragt somit in die Straßenflucht hinein.

Österreich - Linz - Priesterseminarkirche

Ein sakraler Sakralbau, der aus der Gebäudeflucht springt: die Priesterseminarkirche

In der Straßenflucht der nahen Landstraße stehen hingegen gleich zwei Kirchen, die etwas schlichter barocke, turmlose Karmelitenkirche, die zwischen 1669 und 1770 erbaut wurde und deren barocker Hochaltar ein Hingucker ist, und nebenan die doppeltürmige Ursulinenkirche. Etwas abseits der lang gestreckten Landstraße und dicht am neu geschaffenen City-Park erhebt sich die Lutherkirche. Sie ist eine evangelisch-lutherische Kirche in Linz und wurde in den Jahren 1841 bis 1844 nach Plänen von Johann Rueff in klassizistischem Stil erbaut. Der Turm wurde allerdings erst Jahrzehnte später hinzugefügt. Dass es überhaupt zum Bau dieser Kirche kommen konnte, geht auch auf das Toleranzpatent von Joseph II. zurück, das Glaubensfreiheit garantierte.

Österreich - Linz - Lutherkirche

Martin-Lutherkirche

Wenden wir uns in Richtung Hauptplatz und begehen die Domgasse, so stehen wir vor dem doppeltürmigen Alten Dom, der ursprünglich die Ordenskirche der Jesuiten war.

Österreich - Linz - Alter Dom

Blick in den barocken Kirchenraum des Alten Doms

Dieses Gotteshaus wie auch die benachbarte, frei stehende Stadtpfarrkirche sind mit Anton Bruckner in Verbindung zu bringen. Dieser Linzer Komponist war dort zeitweilig als Organist tätig und sorgte außerdem für den Bau von Orgeln, die seinen Klangvorstellungen entsprachen.

Biegen wir vom Hauptplatz aus in die Klosterstraße ein, so erwartet uns dort die zweiportalige, äußerlich in schlichtes Grau und Weiß gekleidete Landhauskirche, die mit dem Ensemble des Landhauses eine Einheit bildet. In der Landhauskirche hat sich Bartolomeo Altomonte zwar nicht wie in der Elisabethenkirche mit einem Fresko, dafür aber mit einem Altarblatt verewigt.

Österreich - Linz - Landhauskirche

Schlichtheit zeichnet die Landhauskirche aus

Folgen wir nun der Theatergasse, der Promenade und der Herrengasse, so erreichen wir den Dompark zu Füßen des Neuen Doms, der auch Mariendom genannt wird. Die riesige Kirche hat Platz für 20 000 Besucher. Bei der Weihe von Bischof Maximilian Aichern am 17. Januar 1982 wurde diese Besucherzahl mit 15 000 Kirchgängern beinahe erreicht. Besonders zu erwähnen sind die modernen und alten Kirchenfenster mit ihrer leuchtenden Farbkraft.

Österreich - Linz - Neuer Dom

Moderne Kirchenfenster des Neuen Doms

An einer der Portaltüren findet man eine Gedenktafel für den ehemaligen Bundeskanzler Österreichs Dr. Engelbert Dollfuß. Für diejenigen, die nicht mit der jüngsten Geschichte der Alpenrepublik vertraut sind, muss angemerkt werden, dass Dollfuß zwar demokratisch an die Macht gekommen war, jedoch alsbald mittels Notverordnungen diktatorisch regierte und den austrofaschistischen Ständestaat begründete. 1934 wurde Dollfuß von österreichischen Nazis ermordet und daran erinnert die Gedenktafel am Kirchenportal. Mit einer Zusatzinschrift distanziert sich die katholische Kirche von heute von einer derartigen „Heldenverehrung“ und bemüht dafür den Zeitgeist von 1934.

Österreich - Linz - Neuer Dom

Am Neuen Dom wird eines Austofaschisten gedacht

Benachbart zum Neuen Dom steht als integraler Bestandteil eines konfessionellen Krankenhauses die barocke Kirche der Barmherzigen Brüder, die 1743 geweiht wurde. Zunächst was sie das Bethaus der Karmelitinnen, ehe 1789 die Barmherzigen Brüder die Kirche übernahmen.

Österreich - Linz, Herrenstraße, Kirche der Barmherzigen Brüder

Kirche der Barmherzigen Brüder in der Herrenstraße

Über die Baumbachstraße geht unsere Tour auf den Spuren des sakralen Linz schließlich an der Kapuzinerkirche (St. Matthiaspfarrkirche) in der Kapuzinerstraße zu Ende. Die Anwesenheit der Kapuziner geht auf die ersten Jahre des 17. Jahrhunderts zurück, als in Linz ein Kapuzinerkloster gestiftet wurde. Insbesondere in den Jahren der Pest erwarben sich die frommen Brüder Verdienste bei der Pflege der Erkrankten. Ein wichtiges Datum in der Kirchengeschichte ist das Jahr 1660, als Kirche und Kloster erweitert wurden und das Gotteshaus eine Gruft erhielt, in der unter anderem Erzherzog Karl Joseph von Österreich, ein Mitglied der kaiserlichen Familie, und das Herz des 1680 verstorbenen Türkenbesiegers Graf Montecuccoli bestattet wurden. Der heutige Turm der Kirche wurde erst 1785 errichtet. Seine barocke Haube erhielt er einige Jahrzehnte später. Zur sehenswerten Kirchenausstattung gehören die Gemälde „Enthauptung des hl. Matthias” (1612) vom Hofmaler Rudolf II. Cosmas a Castofranco und „Kreuzigung” von Joachim von Sandrart.

 

Reisemagazin schwarzaufweiss

 

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