Alte Tabakfabrik Linz

 

Verlässt man den Donaupark auf Höhe des Freibades, stößt man unweigerlich auf das Areal der alten Tabakfabrik, ein Industriekomplex, der in der jüngsten Vergangenheit einer nachhaltigen Umnutzung unterzogen wurde. Kreativwirtschaft statt Zigarettenherstellung lautet das Motto.

Österreich - Linz - Alte Tabakfabrik

Alte Tabakfabrik

Wer den Namen Peter Behrens (* 14. April 1868 in Hamburg; † 27. Februar 1940 in Berlin) im Kontext der alten Tabakfabrik Linz liest und hört, der stellt gewiss schnell eine Verbindung zwischen diesem Architekten und Designer zum Unternehmen AEG her. Behrens sind nicht nur Entwürfe für Industrieanlagen der AEG zu verdanken, sondern auch diverse Industriedesigns u. .a für Ventilatoren. Zudem war er auch für den Marketingauftritt dieses Unternehmens zuständig.

Dass Behrens gemeinsam mit Alexander Popp auch in Linz tätig war, ist hingegen weitgehend unbekannt. Nach deren Plänen wurde zwischen 1929 und 1939 die Tabakfabrik Linz im Stil des Neuen Bauens errichtet. Die denkmalgeschützte Industrieanlage ist stark „durchfenstert“ – man betrachte die horizontalen „Fensterbänder“ – und zugleich einer der ersten neusachlichen Stahlskelettbauten Österreichs. In diesem Bauwerk bündelt sich ein radikaler Funktionalismus, wie ihn Behrens auch bei den Entwürfen für die AEG bevorzugte.

Dass über Jahrzehnte an diesem Ort Tabakwaren hergestellt wurden – man betrachte die skulpturale Zigarettenschachtel vor dem Betriebsgelände -, war dem Umstand geschuldet, dass man sie 1850 als Notstandsmaßnahme gegründet hatte. In jüngster Zeit übernahm erst der britische Gallaher-Konzern das Unternehmen und nachfolgend Japan Tobacco International die Tabakfabrik. 2009 endete jedoch die Ära der Tabakfabrik, und die Stadt Linz erwarb das Areal.

Das Architekturjuwel sollte fortan Raum für die Kreativwirtschaft bieten. Die Rede ist sogar von einem Leuchtturm der oberösterreichischen Kreativwirtschaft, der in den nächsten Jahren entstehen soll.

Bereits jetzt besiedeln Kreative und nicht nur Ars Electronica Solutions Teile des Geländes, so werden die Stiege A (Bau 1), Bau 2, Bau 3, das Brandland und das Kraftwerk sowie die Lösehalle derzeit genutzt.

Ökologie steht bei der Umnutzung des Areals auch im Fokus. So wird der Innenhof der Tabakfabrik Linz zur Grünoase umgestaltet. Vor der Innovationswerkstatt entsteht eine Wiesenlandschaft, nachdem Beton und Asphalt abgetragen wurden. Eine Landmarke wird mit dem roten Stahlturm entstehen, als Skulptur auch begehbar.

Auch im Bereich Arbeit und Leben übernimmt das Areal eine Funktion, dank an das B7 Fahrradzentrum als ein sozialökonomisches Integrationsunternehmen, das sogenannte Transitarbeitskräfte und sieben StammmitarbeiterInnen in den Bereichen Verkauf, Werkstatt und Fahrradproduktion beschäftigt.

Auch die seit zwei Jahrzehnten existierende Prager Fotoschule Österreich hat sich im Behrens-Bau eingerichtet. Angeboten werden neben einem viersemestrigen Lehrgang für Fotografie ein Diplomlehrgang und Workshops Sommerakademien.

Für leibliches Wohl wird im Porzellanladen unter dem Logo eines blauen Elefanten gesorgt, ob man nun ein Frühstück oder wöchentlich wechselnde Mittagsangebote genießen möchte.

Österreich - Linz - Alte Tabakfabrik

Blick auf einen Teil der Alten Tabakfabrik

Auch die Karikatur hat unterdessen in der Tabakfabrik Einzug gehalten. Das ist dem bekannten österreichischen Karikaturisten Gerhard Haderer zu verdanken, der eine Schule ohne Pausenglocke und eher im Sinne einer Denkschule und Nachdenkschule ins Leben gerufen hat. Was es damit auf sich hat, erfährt man auf der Homepage der Schule des Ungehorsams: „Wenn man schon seine Unzufriedenheit ausdrücken will, dann sollte man dafür eine entsprechende Sprache finden, um sich so zu formulieren, dass andere Menschen das auch verstehen und mitdenken können." (Zitat Gerhard Haderer). Zu sehen sind in dieser besonderen Schule nicht nur Cartoons, sondern auch Ölgemälde Haderers, aber auch Ausstellungen weiterer Cartoon-Zeichner und Karikaturisten wie zum Beispiel Ralf König.

Doch mit der Umnutzung der alten Industrieanlage ist es nicht getan. Ehrgeizig sind die Pläne eines Neubaus mit dem schlichten Arbeitstitel „Neubau 3“. Bis 2025 wird nach den Plänen des Wiener Architektenbüros Zechner & Zechner ein Gebäudeensemble mit einem 104 m hohen Turm samt Skybar entstehen. Übrigens sollen in die Fassade des Neubaus 3 Grüninseln integriert werden, gleichsam vertikales Grün in der Stadt.

 

Information

Tabakfabrik
www.tabakfabrik-linz.at

Porzellanladen
www.charmanterelefant.at, https://porzellanladen.at

Prager Fotoschule
http://prager-fotoschule.com

Schule des Ungehorsams
www.schuledesungehorsams.at

 

Reisemagazin schwarzaufweiss

 

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