Unterwegs im Kinzigtal
Ein Reiseführer durch den mittleren Schwarzwald

Offenburg

Die „Stadt in der Ortenau“ jenseits von Aenne Burda

Text und Fotos: Ferdinand Dupuis-Panther

 

Offenburg Gartenanlage vor der Stadtmauer an der Grabenallee

Unzweifelhaft ist Offenburg mit Aenne Burda und Burda-Moden in Verbindung zu bringen. Gegen viele Widerstände, auch gegen die ihres Ehemannes, gelang es Aenne Burda auf dem deutschen Zeitschriftenmarkt großen Erfolg zu haben, vor allem dank der bahnbrechenden Idee, dem Mode-Magazin Schnittmuster beizulegen. Die Karriere Aenne Burdas war dabei eingebettet in die Ära des deutschen Wirtschaftswunders. Doch Offenburg, die „Stadt in der Ortenau“, ist auch bekannt für ihre Weine und Weingüter wie die Ortenauer Weinkeller GmbH und die Fessenbacher Winzergenossenschaft. Letztere bietet neben Fessenbacher Grauem Burgunder Klassik Kabinett trocken auch Klingenberger Riesling Klassik halbtrocken an, um nur zwei der zahlreichen Weine zu nennen. Wer es echt süß mag, der wählt den Echt süss Weißwein Cuvée der Ortenauer Weinkeller GmbH. Oder soll es doch lieber ein Spätburgunder Weißherbst Spätauslese sein? Auch für die, die keine Weinliebhaber sind, bietet die Stadt Sehenswertes, ob nun Barockes am Marktplatz oder die Stadtbefestigung entlang des Zwinger-Parks.

Offenburg Der Markplatz mit Obelisk, Rathaus und Hotel Sonne

Der Markplatz mit Obelisk, Rathaus und Hotel Sonne

Beginnen wir unseren Stadtspaziergang im Herzen von Offenburg, am „Obelisk“ auf dem Marktplatz. Mit dem Besuch der Stadt sind wir am Westrand des Schwarzwaldes angelangt, zugleich aber auch am Ortenauer Weinpfad, einem Wanderweg, der Orte wie Gernsbach, Durbach, Gengenbach oder Diersbach einschließt, Orte, die alle für Weinkultur und erstklassigen Rebensaft stehen. Doch von all dem bekommt der Besucher, der sich am Marktplatz umschaut, nichts mit. Zu sehen ist in der Tat der „Obelisk“ mit der heiligen Ursula auf der Spitze, der Stadtheiligen von Offenburg. Ein Hingucker ist das im Barock gehaltene Rathaus mit seinen ornamental wirkenden Fensterlaibungen aus Buntsandstein. Oben auf einem halbrunden Giebel thronen die Figur der Justitia und des sagenhaften Stadtgründers Offo. Im Glockenturm befindet sich ein Glockenspiel mit zwanzig Glocken, die regelmäßig eine von 100 Melodien anstimmen. Neben dem Rathaus steht das Hotel Sonne, die nachweislich älteste noch existierende Herberge in Offenburg. Was wir sehen. ist ein mehrachsiger Bau mit zwei zweiachsigen Giebelgauben, ganz im Sinne eines symmetrischen Äußeren. Hellgelb verputzt ist das Gebäude, ein Kontrast zu den tiefgrünen Fensterläden. Über Jahrhunderte war das Hotel an Markttagen Anlaufstelle der Bauern und Händler, die die Stallungen des Hotels für ihr Vieh nutzten.

Offenburg Hotel Sonne, das älteste  noch existierende Hotel der Stadt

Hotel Sonne, das älteste noch existierende Hotel der Stadt

Nach den Plänen des Erbauers des Rastatter Schlosses entstand der sogenannte Königshof, der lange Zeit Verwaltungssitz der sogenannten Reichslandvögte der Ortenau war und ganz in rotem Sandstein erbaut wurde. Über der Balkontür des 11-achsigen Baus sieht man im Übrigen das Wappen der Markgrafen von Baden-Baden. Der Dreiecksgiebel des Mittelbaus ist eine Referenz an antike Tempelbauten, wie sie im Klassizismus in Mode waren. Gegenüber des Ensembles von Königshof, Hotel Sonne und Rathaus steht das sogenannte Salzhaus, eigentlich vier Häuser hinter einer einheitlichen, eher strengen Fassade in zartem Grau und Eigelb.Der Marktplatz war in den Jahren der Revolution von 1848/9 wiederholt wichtiger Versammlungsort. Hier jubelten Menschenmassen den damaligen Revolutionären zu, die für das zarte Pflänzlein Demokratie brannten.

Offenburg Der sogenannte Königshof

Der sogenannte Königshof

Lassen wir den Marktplatz in unserem Rücken, dann gelangen wir zum Fischmarkt. Eine offene Fischmarkthalle sehen wir allerdings nicht. Am Eingang zum Fischmarkt stehen wir vor einer Skulpturengruppe, die aus vermenschlichten Vogelwesen besteht. Das eine Vogelwesen ruft mit offenem Schnabel dem anderen etwas zu. Ingrid und Dieter Werres haben diese Figuren mit wahrem Sinn für Humor geschaffen. Inmitten des Fischmarkts befindet sich der sogenannte Löwenbrunnen.

Offenburg Der Löwenbrunnen am Fischmarkt

Der Löwenbrunnen am Fischmarkt

Der rostbraune Sandstein der Brunnenanlage steht dabei im Kontrast zu dem mausgrauen Putzbau mit feuerroten Fensterlaibungen im Hintergrund. „Zum Andres“ liest man in goldenen Lettern auf dem Bau, in dessen Fassade auch eine polychrome Marienfigur mit Jesuskind integriert wurde. Auf der dortigen Inschrift liest man "Trösterin der Betrübten" und entziffert die Jahreszahl 1727.

Offenburg Die Hirschapotheke aus dem 17. Jh. mit aufwändiger Fassade

Die Hirschapotheke aus dem 17. Jh. mit aufwändiger Fassade

Zu sehen ist aber auch der Treppengiebel der Hirschapotheke, die im 17. Jahrhundert erbaut wurde. Oben auf dem Giebel entdeckt man einen Hirsch, der ein Kreuz zwischen dem Geweih trägt. Ist das ein Fingerzeig darauf, dass einst aus Hirschgeweih Heilmittel gewonnen wurden? In unmittelbarer Nachbarschaft stoßen wir auf das St.-Andreas-Hospital nebst Spitalspeicher. Bereits um 1300 widmete man sich hier der Kranken- und Altenpflege.

Offenburg Portaldetail vom St. Andreas-Hospital

Portaldetail vom St. Andreas-Hospital

 

Unterwegs im Kinzigtal
Ein Reiseführer durch den mittleren Schwarzwald

Die Kinzig fließt durch den mittleren Schwarzwald zwischen Kehl im Rheintal und Loßburg im Schwarzwald, wo das Flüsschen auch entspringt. Entlang des 93 Kilometer langen Flusslaufes finden sich sehenswerte Fachwerkstädte wie Schiltach, Haslach und Gengenbach. Einstiges Klosterleben und die hohe Kunst des Brauens machen den Reiz von Alpirsbach aus. In einem Nebental der Kinzig, im Gutachtal, stoßen wir auf das Freilichtmuseum Vogtsbauernhof mit verschiedenen Gehöften aus allen Teilen des Schwarzwaldes. Ein weiterer lohnenswerter Abstecher führt nach Zell am Harmersbach, wo neben Spuren der mittelalterlichen Stadtbefestigung auch die Architektur des Jugendstils das Stadtbild prägt. Rund um Gengenbach und Offenburg versteht man etwas von edlen Weinen. Man besucht dabei ein wichtiges Gebiet des badischen Weinbaus. Auf dem Ortenauer Weinpfad, einem Wanderweg quer durch die Region, kann man mehr über Reben und Rebensaft in Erfahrung bringen.

Die Kinzig war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts eine wichtige Wasserstraße, auf der Flößer unterwegs waren. Sie brachten Bauholz nach Straßburg und auch nach Amsterdam. Mit dem Aufkommen der Eisenbahn wurden die Flößer dann arbeitslos. Ab und an gibt es noch Schauflößen auf der Kinzig bei Schiltach zu sehen. Ist man auf dem Flößerpfad von Loßburg nach Wolfach unterwegs, dann folgt man den Spuren der Flößer, erfährt dank zahlreicher Informationstafeln am Wegesrand, was ein Flößerbub zu tun hatte oder was ein Gamber ist. Schließlich organisieren die Narrenzünfte der genannten Städte zur Fasnet närrische Umzüge in der Tradition der schwäbisch-alemannischen Fasnet. Dann beherrschen Hexen, Hemdglunker, Narrenbolezei, Klepperlesgarde, Büttel, Storch und Elefant die Straßen und Gassen.

 

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Alpirsbach. Nicht nur Weizen Hell, Kloster Zwickel und …

Alpirsbach an der Kinzig ist mit der historischen Flößerei in Verbindung zu bringen. Diesem einst florierenden Gewerbe kann man auf einer Wanderung über den Flößerpfad Kinzigtal auf den Grund gehen. Er führt von Loßbach bis nach Wolfach.Alpirsbach ist außerdem wegen seiner ausladenden romanisch-gotischen Klosteranlage bekannt. Zudem wird nahe des Klosters Bier gebraut.

Alpirsbach

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Gutach. Im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof durch den Schwarzwald wandern

Der Besuch des Freilichtmuseums ersetzt gewiss nicht das Wandern auf dem Westweg oder auf dem Flößerpfad Kinzigtal, aber zumindest bekommt man einen Einblick in die Lebensweise zwischen südlichem und nördlichen Schwarzwald. Rund um den Vogtsbauerhof, der an Ort und Stelle geblieben ist, hat man 23 Bauwerke unterschiedlicher Architektur zusammengetragen, ob vom Schauinsland auf 1100 m ü. M, von Oberwolfach im Kinzigtal oder vom Hotzenwald.

Freilichtmuseum Vogtsbauernhof in Gutach

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Gengenbach. Eine Perle an der Deutschen Fachwerkstraße

Was haben Duderstadt, Celle, Einbeck, Quedlinburg, Bietigheim-Bissingen, Herrenberg und Haslach mit Gengenbach gemeinsam? Sie liegen alle an verschiedenen regionalen Abschnitten der Deutschen Fachwerkstraße. Diese 1990 ins Leben gerufene Kulturroute erstreckt sich von der Elbe bis zum Neckar und zum Bodensee, schließt das Wendland ebenso wie den Harz, das Weserbergland und die Oberlausitz mit ein. Zu sehen sind Fachwerkbauten aus dem 13. bis zum 19. Jahrhundert. Enge Gassen und Stadttore sowie Reste der Stadtmauer lassen das Mittelalter wieder aufleben.

Gengenbach

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Haslach. Ein Haselstrauch gab der Fachwerkstadt den Namen

Das Stadtwappen von Haslach ist ein sogenanntes sprechendes Wappen. Bereits das erste Stadtsiegel zeigte einen stilisierten Haselstrauch, der namensgebend für die Stadt war. Einst war die Fachwerkstadt im Kinzigtal eine fürstenbergische Amtsstadt, ehe sie dann zum Großherzogtum Baden kam. Wie Schiltach, Gengenbach, Celle oder Wernigerode und Quedlinburg liegt die Stadt an der Deutschen Fachwerkstraße.

Haslach

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Schiltach. Ein Herz aus Fachwerk, Flößergeschichte und …

Wer die Kinzig überquert, der steht vor einem Hang, an den sich dicht an dicht mehrgeschossige Fachwerkhäuser klammern. Hinter diesen liegt das Herz der Fachwerkstadt, das über eine steile Steintreppe zu erreichen ist. Dass überhaupt eine derart einmalige Fachwerkarchitektur das Stadtbild prägt, erscheint nach drei verheerenden Stadtbränden wie ein Wunder. Aufgabe kam nicht in Frage, denn im württembergischen Grenzort war gutes Geld zu verdienen. Die Flößerei auf der Kinzig, die einst auch sehr einträglich war, ist allerdings längst verschwunden, sieht man von gelegentlicher Schauflößerei einmal ab. Verbunden mit der Stadt an der Kinzig ist außerdem der Name „hansgrohe“, der für Duschspaß und Smart Living steht.

Schiltach

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Zell am Harmersbach. Storchenturm, alte Waschküche und …

Wer im Kinzigtal zwischen Gengenbach und Alpirsbach unterwegs ist, sollte durchaus mal vom Weg abweichen und ins Städle am Harmersbach fahren. Reste der alten Stadtmauer sind neben dem Storchen- und dem Hirschturm zu finden. Nein, mit Rothenburg ob der Tauber oder Nördlingen kann der Ort am Harmersbach nicht mithalten, denn eine begehbare Stadtmauer haben nur die genannten Städte vorzuweisen. Doch Pfarrhofgraben und Grabenstraße sowie der Straßenverlauf machen den Resten der Stadtmauer deutlich, dass wir uns in einem mittelalterlichen Städtchen befinden. Und wer einen Sinn für Kunst der Gegenwart hat, der kommt beim Besuch von Zell am Harmersbach außerdem auf seine Kosten.

Zell am Harmersbach

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Donaueschingen. Donauquelle, Jugendstil und …

Was fällt einem zur Stadt Donaueschingen spontan ein? Das Schloss derer von Fürstenberg nebst Brauerei? Die Donauquelle am Rande des Schlossareals? Der Zusammenfluss von Breg und Brigach zur Donau? Das herbstliche Musikfestival? Ein internationales Reitturnier von internationaler Bedeutung? Gewiss, all das macht die Stadt aus und doch gibt es noch weitere Schätze, so für Kunstliebhaber das Museum Art.Plus am Rande des Schlossparkareals und am Ufer der Brigach gelegen, sowie sehenswerte Jugenstil-Architektur.

Donaueschingen

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