Unterwegs im Kinzigtal
Ein Reiseführer durch den mittleren Schwarzwald

Alpirsbach

Nicht nur Weizen Hell, Kloster Zwickel und …

Text und Fotos: Ferdinand Dupuis-Panther

 

Alpirsbach - Ladenschild fürs Klosterbräu

Alpirsbach an der Kinzig ist mit der historischen Flößerei in Verbindung zu bringen. Diesem einst florierenden Gewerbe kann man auf einer Wanderung über den Flößerpfad Kinzigtal auf den Grund gehen. Er führt von Loßbach bis nach Wolfach. Barrierefrei ist der Pfad allerdings nur zwischen Halbmeil und Wolfach. Unterwegs kann man mithilfe von Infotafeln und einem Audioguide per QR-Quodes Spannendes zum Flößen auf der Kinzig vom Steiger Uli und dem Flößer Johannes erfahren, so auch vom Flößerbub, der die Wehre öffnen musste, damit die Flöße ohne Aufenthalt die Fahrt fortsetzen konnten. Geflößt wird auf der Kinzig kommerziell nicht mehr. Die Zeiten, als mit bis zu 600 Metern langen Flößen Holz über den Wasserweg nach Straßburg und Amsterdam transportiert wurde, sind vorbei. Alpirsbach ist außerdem wegen seiner ausladenden romanisch-gotischen Klosteranlage bekannt. Zudem wird nahe des Klosters Hefe Weizen Hell, Klosterbräu Spezial, Kloster Zwickel und saisonal Weihnachtsbier gebraut. Wer also regionale Biere schätzt, der sollte sich unbedingt nach Alpirsbach aufmachen.

Alpirsbach Historische Oberamtei

Historische Oberamtei

Nähert man sich der Stadt, so ist der über 40 Meter hoch aufragende Glockenturm der heute evangelischen Klosterkirche weithin sichtbar. Zu sehen ist ein Sakralbau im romanischen Stil und mit gotischen Umbauten im Osten und im Süden. Der Glockenturm ist Teil der aus rotem Sandstein erbauten Klosteranlage, die zu den sogenannten Reformklöstern des 11. Jahrhunderts gehört. 450 Jahre lange wurde am Glockenturm gebaut. Er ist als sogenannter Chorflankenturm im Osten der Kirche errichtet worden. Wahrscheinlich war noch ein weiterer Turmbau geplant, daher auch die ungewöhnliche Anordnung. Wer das Innere der Kirche betritt, dem wird das spätgotische Chorgestühl ebenso ins Auge springen wie der Marienaltar mit reichem Schnitzwerk. Stille kann man im Kreuzgang erleben oder man genießt dort eines der Kreuzgangkonzerte.

Alpirsbach an der Kinzig - Blick auf die Klosterkirche

Blick auf die Klosterkirche

Widmen wir uns nachfolgend dem Klosterkomplex, so fällt unser Blick auf einen Wohnturm mit steinernem Untergeschoss und Fachwerkaufsatz, der etwas abseitssteht. Wahrscheinlich residierten hier die Klostervögte. Im Spätmittelalter war dieser wehrhaft erscheinende Turm Teil einer Wasserburganlage mit Ringmauer, weiteren Türmen und Graben. Im Laufe der Jahrhunderte wurde er auch als Gefängnis genutzt. Vorbei geht es an dem westlichen Klausurflügel, in dem sich ursprünglich auch die Gemächer des Abtes befanden. Zwei Reliefs – ein Ritterhelm mit Wappenschild und die Figur eines Abtes – markieren die Lage des Festsaals des Abtes. Im Anschluss stehen wir vor dem katholischen Pfarrsaal, in dem sich zudem das Kino namens Subiaco befindet. Im Fortgang des Rundgangs stoßen wir auch auf eine Inschriftenplatte mit historischen Daten. So erfahren wir, dass das Benediktiner-Kloster 1535 aufgehoben wurde und dann dem evangelischen Klosteramt unterstellt war.

Blick auf einen Flügel des eh. Klosters Alpirsbach

Blick auf einen Flügel des eh. Klosters Alpirsbach

Neben der Klosterkirche beherbergt die Klosteranlage auch die kath. Kirche St. Benedikt, ursprünglich das Refektorium des Klosters im Obergeschoss des Südflügels. Durch Umbau kam noch das Untergeschoss zur Kirche dazu, ohne die Fassadenansicht massiv zu verändern. Nun kommen wir zum östlichen Klosterflügel mit Kapitelsaal und Auditorium, die gotisch überformt wurden. Auf der gegenüberliegenden Seite wurde im 17. Jahrhundert das evangelische Pfarramt im ehemaligen Klosterkrankenhaus mit Badstube eingerichtet.

Alpirsbach Kurpark und Musikpavillon

Kurpark und Musikpavillon

Nach Durchquerung des Kurparks mit Musikpavillon stehen wir dann erneut vor der Klosterkirche. Zugleich fällt unser Blick auf einen Turmbau, bei dem es sich um den Turm der sogenannten Leutkirche handelt. Dieser Turm gehörte zu einer im 11. Jahrhundert geweihten Kirche, die wohl als erste Klosterkirche diente und Teil der Klosteranlage ist. Wegen Baufälligkeit von Chor und Langschiff wurde diese Kirche abgerissen und nur der Turm mit Durchgang belassen.

Alpirsbach Turm der sogenannten Leutkirche

Turm der sogenannten Leutkirche

An den Klosterkomplex schließt ein Fachwerkbau an, in dem sich das Museum für Stadtgeschichte befindet. Es widmet sich in entsprechenden Inszenierungen unter anderem dem Handwerk des Schuhmachers, des Zimmermanns und Töpfers. Die Flößerei wird ebenso thematisiert. Diese wurde 1839 durch das Aufkommen der Eisenbahn verdrängt, so ist zu erfahren. 1877 wurde die Klosterbrauerei zum Leben erweckt, Teil einer langen Geschichte des Brauens vor Ort, die im Museum lebendig wird. Auch über die Narrenzunft in Alpirsbach und die traditionellen Figuren der Fasnet kann man Wissenswertes erfahren. Weitere Museumsthemen sind u. a. „Schmied und Wagner“, „Die Eisenbahn in Alpirsbach“ und „Das Leben der Frauen in Alpirsbach um 1900“.

Alpirsbach Museum für Stadtgeschichte

Museum für Stadtgeschichte

In der Nähe des Klosters und der Brauerei finden sich weitere sehenswerte Fachwerkbauten, so auch das sogenannte Schlößle und das sogenannte Alte Schloss, einst das Gasthaus des Klosters. Auch das Stadtarchiv ist heute in einem Fachwerkbau mit weiß getünchter Ausfachung untergebracht.

Alpirsbach Brauerei und Brauwelt

Brauerei und Brauwelt

Alpirsbach ohne Brauereibesuch, das scheint nicht passend. Zum Komplex der Brauerei gehören der „Brau Laden“, der Hofkeller, das Brauereimuseum, die Schauconfiserie, das Sudhaus sowie der Brauerei-Gasthof. Wer mehr über das Bierbrauen erfahren möchte, kann sich einer Führung anschließen, die auch den Besuch des Brauereimuseums einschließt. Oder wie wäre es mit einem Bierseminar mit Bierprobe und Imbiss? Wer dann noch mehr Lust auf ein Kloster Zwickel oder Radler bekommen hat, kehrt vielleicht im Alpirsbacher Braukeller ein. Aber auch im Brauereigasthof Zur Löwen Post kann man sich seine Kehle mit Gebräu aus Alpirsbach in rustikalem Ambiente befeuchten. Sollte es dazu nicht hausgemachte Maultaschen auf Kürbisgemüse mit Salat geben? Oder sind eher Alpirsbacher Klosterbräusalat und Wurstsalat mit Starkbieressig angesagt?

Alpirsbach Markplatz mit Hotel und Restaurant Zur Löwen Post

Markplatz mit Hotel und Restaurant Zur Löwen Post

Übrigens, der Gasthof Zur Löwen Post hat eine bewegte Geschichte, wie man einer Inschriftentafel entnehmen kann: 1520 wurde es ursprünglich erbaut. Es folgte ein Wechsel von Zerstörungen durch Brände und Wiederaufbau. Schließlich fiel am 2. April 1945 eine Fliegerbombe auf das Gasthaus. Keine Frage, danach wurde es wieder aufgebaut. Und auch einen adligen Gast konnte das Haus begrüßen: Am 28. September 1885 besuchte Friedrich Wilhelm, Kronprinz des Deutschen Reiches und von Preußen den Löwen. Ob es ihm gefallen hat und ob er dem Gerstensaft zugesprochen hat, erfahren wir bei unserem individuellen Rundgang durch Alpirsbach nicht.

Alpirsbach - ein Biergenießer

Ein Biergenießer

Das Gasthaus Zur Löwen Post ist beileibe nicht das einzige historische Gasthaus, das in der Kur- und Klosterstadt zu finden ist: Da sind am Markplatz noch Zur Krone, Zum Hirsch und Zum Raben zu nennen. Und inmitten der Gasthäuser steht das Rathaus der Stadt mit seinen Arkaden. Die Bauinschrift besagt: „Auf Befehl des berühmten Fürsten Christoph Herzog von Württemberg wurde das Amtsgebäude durch den Verwalter in Auftrag gegeben und erbaut. Im Jahr 1566. Als Rathaus fungiert das imposante Gebäude mit Uhrtürmchen seit dem 19. Jahrhundert.

Alpirsbach Das Rathaus mit Arkaden

Das Rathaus mit Arkaden

Und zum Schluss: Wer sich für Glasblaserei und alte Druckkunst interessiert, der wird in der Stadt bei einem entsprechenden Besuch in der Glasbläserei in der Krähenbadstraße und im sogenannten Offizin unweit des Museums für Stadtgeschichte fündig.

 

Informationen

https://www.stadt-alpirsbach.de

https://www.alpirsbacher.de

 

Unterwegs im Kinzigtal
Ein Reiseführer durch den mittleren Schwarzwald

Die Kinzig fließt durch den mittleren Schwarzwald zwischen Kehl im Rheintal und Loßburg im Schwarzwald, wo das Flüsschen auch entspringt. Entlang des 93 Kilometer langen Flusslaufes finden sich sehenswerte Fachwerkstädte wie Schiltach, Haslach und Gengenbach. Einstiges Klosterleben und die hohe Kunst des Brauens machen den Reiz von Alpirsbach aus. In einem Nebental der Kinzig, im Gutachtal, stoßen wir auf das Freilichtmuseum Vogtsbauernhof mit verschiedenen Gehöften aus allen Teilen des Schwarzwaldes. Ein weiterer lohnenswerter Abstecher führt nach Zell am Harmersbach, wo neben Spuren der mittelalterlichen Stadtbefestigung auch die Architektur des Jugendstils das Stadtbild prägt. Rund um Gengenbach und Offenburg versteht man etwas von edlen Weinen. Man besucht dabei ein wichtiges Gebiet des badischen Weinbaus. Auf dem Ortenauer Weinpfad, einem Wanderweg quer durch die Region, kann man mehr über Reben und Rebensaft in Erfahrung bringen.

Die Kinzig war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts eine wichtige Wasserstraße, auf der Flößer unterwegs waren. Sie brachten Bauholz nach Straßburg und auch nach Amsterdam. Mit dem Aufkommen der Eisenbahn wurden die Flößer dann arbeitslos. Ab und an gibt es noch Schauflößen auf der Kinzig bei Schiltach zu sehen. Ist man auf dem Flößerpfad von Loßburg nach Wolfach unterwegs, dann folgt man den Spuren der Flößer, erfährt dank zahlreicher Informationstafeln am Wegesrand, was ein Flößerbub zu tun hatte oder was ein Gamber ist. Schließlich organisieren die Narrenzünfte der genannten Städte zur Fasnet närrische Umzüge in der Tradition der schwäbisch-alemannischen Fasnet. Dann beherrschen Hexen, Hemdglunker, Narrenbolezei, Klepperlesgarde, Büttel, Storch und Elefant die Straßen und Gassen.

 

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Gutach. Im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof durch den Schwarzwald wandern

Der Besuch des Freilichtmuseums ersetzt gewiss nicht das Wandern auf dem Westweg oder auf dem Flößerpfad Kinzigtal, aber zumindest bekommt man einen Einblick in die Lebensweise zwischen südlichem und nördlichen Schwarzwald. Rund um den Vogtsbauerhof, der an Ort und Stelle geblieben ist, hat man 23 Bauwerke unterschiedlicher Architektur zusammengetragen, ob vom Schauinsland auf 1100 m ü. M, von Oberwolfach im Kinzigtal oder vom Hotzenwald.

Freilichtmuseum Vogtsbauernhof in Gutach

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Gengenbach. Eine Perle an der Deutschen Fachwerkstraße

Was haben Duderstadt, Celle, Einbeck, Quedlinburg, Bietigheim-Bissingen, Herrenberg und Haslach mit Gengenbach gemeinsam? Sie liegen alle an verschiedenen regionalen Abschnitten der Deutschen Fachwerkstraße. Diese 1990 ins Leben gerufene Kulturroute erstreckt sich von der Elbe bis zum Neckar und zum Bodensee, schließt das Wendland ebenso wie den Harz, das Weserbergland und die Oberlausitz mit ein. Zu sehen sind Fachwerkbauten aus dem 13. bis zum 19. Jahrhundert. Enge Gassen und Stadttore sowie Reste der Stadtmauer lassen das Mittelalter wieder aufleben.

Gengenbach

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Haslach. Ein Haselstrauch gab der Fachwerkstadt den Namen

Das Stadtwappen von Haslach ist ein sogenanntes sprechendes Wappen. Bereits das erste Stadtsiegel zeigte einen stilisierten Haselstrauch, der namensgebend für die Stadt war. Einst war die Fachwerkstadt im Kinzigtal eine fürstenbergische Amtsstadt, ehe sie dann zum Großherzogtum Baden kam. Wie Schiltach, Gengenbach, Celle oder Wernigerode und Quedlinburg liegt die Stadt an der Deutschen Fachwerkstraße.

Haslach

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Offenburg. Die „Stadt in der Ortenau“ jenseits von Aenne Burda

Unzweifelhaft ist Offenburg mit Aenne Burda und Burda-Moden in Verbindung zu bringen. Doch Offenburg, die „Stadt in der Ortenau“, ist auch bekannt für ihre Weine und Weingüter wie die Ortenauer Weinkeller GmbH und die Fessenbacher Winzergenossenschaft. Auch für die, die keine Weinliebhaber sind, bietet die Stadt Sehenswertes, ob nun Barockes am Marktplatz oder die Stadtbefestigung entlang des Zwinger-Parks.

Offenburg

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Schiltach. Ein Herz aus Fachwerk, Flößergeschichte und …

Wer die Kinzig überquert, der steht vor einem Hang, an den sich dicht an dicht mehrgeschossige Fachwerkhäuser klammern. Hinter diesen liegt das Herz der Fachwerkstadt, das über eine steile Steintreppe zu erreichen ist. Dass überhaupt eine derart einmalige Fachwerkarchitektur das Stadtbild prägt, erscheint nach drei verheerenden Stadtbränden wie ein Wunder. Aufgabe kam nicht in Frage, denn im württembergischen Grenzort war gutes Geld zu verdienen. Die Flößerei auf der Kinzig, die einst auch sehr einträglich war, ist allerdings längst verschwunden, sieht man von gelegentlicher Schauflößerei einmal ab. Verbunden mit der Stadt an der Kinzig ist außerdem der Name „hansgrohe“, der für Duschspaß und Smart Living steht.

Schiltach

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Zell am Harmersbach. Storchenturm, alte Waschküche und …

Wer im Kinzigtal zwischen Gengenbach und Alpirsbach unterwegs ist, sollte durchaus mal vom Weg abweichen und ins Städle am Harmersbach fahren. Reste der alten Stadtmauer sind neben dem Storchen- und dem Hirschturm zu finden. Nein, mit Rothenburg ob der Tauber oder Nördlingen kann der Ort am Harmersbach nicht mithalten, denn eine begehbare Stadtmauer haben nur die genannten Städte vorzuweisen. Doch Pfarrhofgraben und Grabenstraße sowie der Straßenverlauf machen den Resten der Stadtmauer deutlich, dass wir uns in einem mittelalterlichen Städtchen befinden. Und wer einen Sinn für Kunst der Gegenwart hat, der kommt beim Besuch von Zell am Harmersbach außerdem auf seine Kosten.

Zell am Harmersbach

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Donaueschingen. Donauquelle, Jugendstil und …

Was fällt einem zur Stadt Donaueschingen spontan ein? Das Schloss derer von Fürstenberg nebst Brauerei? Die Donauquelle am Rande des Schlossareals? Der Zusammenfluss von Breg und Brigach zur Donau? Das herbstliche Musikfestival? Ein internationales Reitturnier von internationaler Bedeutung? Gewiss, all das macht die Stadt aus und doch gibt es noch weitere Schätze, so für Kunstliebhaber das Museum Art.Plus am Rande des Schlossparkareals und am Ufer der Brigach gelegen, sowie sehenswerte Jugenstil-Architektur.

Donaueschingen

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