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Reiseführer Hannover

Niedersächsisches Landesmuseum

 

Niedersächsisches Landesmuseum Hannover

 

In der Nachbarschaft zum Neuen Rathaus stoßen Besucher Hannovers auf das als Vierflügelanlage konzipierte Landesmuseum, das zwischen 1897 und 1902 erbaut wurde, längst jedoch ein bauliches Facelifting erhalten hat. Der Bezug zum Neuen Rathaus ist gewollt und daher liegt die Schaufassade auch nicht in Richtung auf die Stadt, sondern mit Blick auf den monumentalen Kuppelbau des Rathauses, das vom Maschpark gesäumt wird. Steht man vor dem Landesmuseum mit seinem vorspringenden Mittelbau, so zählt man nicht weniger als 15 Fensterachsen. Zudem springen die Säulenreihen ins Auge, die die beiden Obergeschosse des Hauses miteinander verbinden. Betrachtet man den Bauschmuck des Gebäudes, so kann man den Relieffries nicht übersehen, der die menschliche Entwicklung thematisiert.

Ein Dreigestirn begeistert
Wie bereits in „Hannover museal“ angerissen, liegt der Museumsschatz in der Malerei des Impressionismus begründet: Mit den Füßen im Wasser stehend, den langen Rock ein wenig angehoben, das dunkle Haar vom Wind zerzaust und ein Lächeln auf den Lippen, so malte Corinth Charlotte Behrend während eines Aufenthalts an der Pommerschen Bucht. „Paddel-Petermännchen“ ist der Titel des Gemäldes. „Petermännchen“ war der Kosename der Gattin Corinths. Unter den übrigen Porträts des Saals fällt der Blick des Betrachters auf „Reiter mit Diener und Hund“ (1918): In blauer Uniform und mit einem schwarzen Zylinder auf dem Kopf sitzt der Diener auf seinem Ross, der sich abseits von seinem Herren im Hintergrund hält. Der Herr in grünem Jagdrock hingegen ist zentral im Gemälde positioniert. Zu seinen Füßen sieht man den treuen Jagdhund. Die Reiter haben auf einem sandigen Weg an einem grünen Feldrand haltgemacht. Wonach halten sie bloß Ausschau? Zu den 17 Gemälden im „Corinth-Saal“ zählt auch das Bildnis der Frau Löffler, einer älteren, wohlhabend erscheinenden Dame mit Schoßhündchen. Hochgeschlossen ist die Seidenbluse, die sie unter ihrem tiefblauen Kleid trägt. Schwer lastet der schief auf dem Kopf sitzende, mächtige schwarzblaue Hut. Doch die Gattin eines Zuckerexporteurs scheint dies nicht zu kümmern. Eine weitere vornehme Dame malte Corinth in seinem „Damenbildnis in Rechtsprofil“: Blass sieht sie aus die elegante Dame; hoch geschlossen ist ihr dunkles Kleid; eine rostrote Feder ziert den schwarzen Hut auf ihrem Kopf.

Lovis Corinths Landschaften
Auch Landschaften verstand Corinth mit gekonntem strichigem Farbauftrag einzufangen, so auch seine Ansicht der römischen Campagna, die durch schmale Ackerstreifen geprägt ist. Im Hintergrund und von Dunst verhüllt erkennt man die Albaner Berge. Klecksig-fleckig ist der Malduktus für Corinths Ansicht des Walchensees, das neben dem Familienporträt der Künstlerfamilie Corinth hängt. In diesem Gemälde erscheint Corinth nachdenklich-mürrisch. Er steht mit Pinsel und Palette in den Händen neben seiner sitzenden Frau, die die fünf Monate alte Tochter im Schoß hält, während der Sohn neben der Mutter steht.

Nicht nur d’Andrade
Nach dem „Corinth-Saal“ betritt man den „Slevogt-Saal“. Nein, der schwarze und der weiße d’Andrade, die Porträts des portugiesischen Opernsängers, den Slevogt mehrfach porträtierte, gehören nicht zum Fundus der Landesgalerie. Zu sehen ist hingegen ein skizzenhaft erscheinendes Gemälde, das den Opernstar während seines Bühnenauftritts zeigt. D’Andrade steht an der Bühnenrampe, die Hand emporgehoben und die Champagner-Arie aus Don Giovanni singend. Wir sehen nicht nur in den Bühnenraum, sondern blicken auch in den Orchestergraben, wo die Musiker sitzen. Wie Corinth war Slevogt ein begnadeter Porträtmaler, was sich unter anderem an dem weiblichen Bildnis E.B. (um 1902) ablesen lässt: Tiefschwarz sind die Augen, die in die Ferne blicken; sorgsam gekämmt sind die dunklen Haare; ein buntes Kleid lässt dank seines Ausschnitts tief blicken.

Wie Liebermann so war auch Slevogt von exotischen Tieren fasziniert. Slevogt besuchte oftmals den Frankfurter Zoo und suchte dort Anregungen nicht nur für den „Papageienmann“, ein flüchtig hingeworfenes Gemälde, mehr Skizze als ausgereiftes Werk.  Slevogt verdanken wir auch eine Ansicht von Frankfurt. Er malte das Herz der Stadt mit dem Dom vom südlichen Mainufer aus, an dem sich das Städelsche Institut - kurz Städel - befindet. Die Bäume sind blattlos, der Himmel gräulich-bläulich verhangen – es scheint Winterzeit zu sein. Neben dem Selbstporträt des weißhaarigen Slevogts, das er kurz vor seinem Tode malte, steht die Kopfbüste des Künstlers, die Georg Kolbe geschaffen hat.

Dänemark in Hannover
Die winterliche Stimmung bei Roskilde hat Lauritz Andersen Ring vor 1913 eingefangen. Die Straße ist links und rechts von Schneeresten gesäumt. Kein Mensch ist unterwegs. Auf einer Anhöhe am Horizont steht eine Mühle. In der Ferne ist auch eine Kirche zu erkennen. In der welligen Landschaft ragen die hinter tiefbraunen Äckern gelegenen Gehöfte nur teilweise mit ihren Dächern hervor. Der Himmel liegt grau und schwer über dem Land. Zu sehen ist außerdem in einem der Kabinette Alfred Gottschalks Ansicht des Antwerpener Hafens. Gut zu erkennen ist der Turm der Liebfrauenkathedrale im Hintergrund. Ein Großsegler hat gerade festgemacht, während ein Dampfschiff zur Fahrt ablegt. Vom gleichen Maler ist außerdem „Platanenweg im Schnee“ (1888) zu sehen: Leer ist die von Bäumen gesäumte Straße. Der Schatten einiger Häuser wirft sich über die Straße, die in die Ferne führt. Banal scheint der Bildgegenstand in Harald Slott-Møllers Teichlandschaft, die um 1900 gemalt wurde. Der Teich liegt im fahlen Licht des Halbmondes, der zentral am Himmel steht. Das Laub der umstehenden Bäume gleicht einem grünen Wattebausch. Peder Severin Krøyer schuf den „Südstrand von Skagen“: Boote sind an Land gezogen; drei schwarz gekleidete Knaben machen sich an einer Karre zu schaffen, die sie ans Meer geschoben haben. Neugierig schaut ein weiterer Knabe dem Treiben zu.

Mehr als nur Berliner Secession
Welle auf Welle bricht sich, schlägt um, vergeht im Wellental – dies ist eine Ansicht, die Karl Hagemeister 1914 malte und „Die Woge“ nannte. Hagemeister gehörte zur Berliner Secession, während Constantin Meunier, dessen Plastik „An der Tränke“ zu sehen ist, den belgischen sozialen Realisten des ausgehenden 19. Jahrhunderts zugerechnet wird. Das Licht des Südens bannte Lesser Ury in seiner Ansicht des Gardasees von 1895. In den Süden zog es auch Paul Baum und Maurice Denis, die beide die Ansicht der Geschlechtertürme von San Gimignano malten. Baum malte im Stil des Pointillismus von einem erhöhten fernen Standpunkt aus das heutige Weltkulturerbe in der Toskana, während Maurice Denis uns eine „Nahsicht“ präsentiert, die 1907/08 entstand. Aus der im morgendlichen Dunst liegenden Lagune taucht in Paul Signacs „Ste Maria della Salute in Venedig“ der sakrale Kuppelbau auf, während einige Boote auf dem Wasser im flirrenden, rosabläulichen Licht schaukeln. Stadtansichten präsentieren uns Edouard Vuillard („Le Boulevard des Batignolles“, 1909/10 ?) und Jean-François Rafaëlli („Pariser Vorstadtlandschaft“ um 1880/90). Rafaëlli erfasst dabei die beginnende Industrialisierung, in dem er in den Bildhintergrund die rauchenden Industrieschlote setzt, während im Vordergrund ein Schimmel grast und Hühner nach Würmern picken. Eugéne Boudin ist mit „Die Pont Corneille zu Rouen im Nebel" (1895) gleichfalls ein Chronist des gesellschaftlichen Wandels: Der Himmel ist dunstig und rauchverhangen; ein Lastkahn dümpelt auf dem Wasser, während rauchende Schornsteine Sinnbild der Industrialisierung sind. Von neuen Zeiten, dem Fortschritt auf Schienen, kündet Claude Monets „Der Bahnhof Saint Lazare/ Le Signal“ (1877): Der Dampf der Lokomotiven mischt sich mit den Wolken und dem Dunst. Im Vordergrund sieht man zwei Signale, neben denen ein „schwarzer Schattenmann“ wartet.

Spitzweg und ...
Zur Sammlung gehören nicht nur kleinformatige Arbeiten von Carl Spitzweg wie „Der Gratulant“, sondern auch Landschaften und Porträts des Malerfürsten Franz von Lenbach. Auch Wilhelm Busch ist in der Landesgalerie vertreten, nicht mit den Streichen von Max und Moritz, sondern mit der „Großen Herbstlandschaft mit Kühen“ (1885/6).

Was malt denn der Herr Liebermann?
Mit einer Ansicht des Gartens von Max Liebermann am Wannsee erhält man einen Eindruck von der Lebenswelt des Malers. Hinter dem lichten Laub zahlreicher Birken scheint die gelb getünchte Villa hervor, die der Maler zeitweilig bewohnte. Aus der Zeit seiner zahlreichen Hollandreisen stammt „Am Strand von Noordwijk“. Zu sehen ist außerdem das Bildnis einer gebückten Frau in schwarzer Kleidung, die zwei Ziegen am Strick durch die Dünen führt. Das harte Leben auf dem Lande spiegelt das großformatige Gemälde „Arbeiter im Rübenfeld“ wieder. „Tiergarten“ und „Biergarten“ sind Liebermanns Berliner Impressionen jenseits seines eigenen Domizils am Wannsee, das er in zahlreichen Gemälden für die Nachwelt festgehalten hat.

 

Niedersächsisches Landesmuseum Hannover
Willy-Brandt-Allee 5
30169 Hannover
Telefonzentrale Tel. (05 11) 98 07 - 6 86
Öffnungszeiten
Di, Mi., Fr..-So. 10 -17 Uhr, Do. 10 - 19 Uhr
www.nlmh.de/


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