Reiseführer Hannover
Vom Maschpark zum Leineschloss
Dass Hannover grün ist, kann man vor allem in den Herrenhäuser Gärten erleben. Auch darüber hinaus finden sich grüne Oase wie der Marschpark. Zugleich aber zeigt sich beim Besuch der Neustadt und Teilen der Altstadt die reiche Baugeschichte der niedersächsischen Landeshauptstadt, die sich der Kunst gegenüber offen zeigt.
Blick über den Maschpark auf das Neue Rathaus
Es wären nur wenige Schritte von der kleinen innerstädtischen Parkanlage zum Leineschloss, dem heutigen Sitz des Niedersächsischen Landesparlaments, doch auf unserem Rundgang wollen wir uns auch der Calenberger Neustadt widmen, die sich südlich der Leine erstreckt. Nach dem Verweilen im Maschpark machen wir uns gen Leine auf, die entlang der Culemannstraße dahinfließt.
Hier residieren die Stadtväter
Am Rande des Parks, der in seiner Gestaltung auf das 19.Jahrhundert zurückgeht, ist die monumentale Architektur des Neuen Rathauses ein Blickfang. 10 Mio. Reichsmark hat der Bau verschlungen, der auf mehr als 6000 Buchenpfählen ruht und seither der Sitz des Oberbürgermeisters der Stadt ist. Äußerlich erscheint der Bau, in dem sich Neobarock und Neorenaissance ein Stelldichein geben, beinahe wie ein Prunkschloss, zu dem auch zwei Innenhöfe gehören. Nebenan kann man im Kestner-Museum eine Reise ins Alte Ägypten unternehmen und zudem auch einen sehr guten Überblick über die Geschichte des Kunstgewerbes und Designs gewinnen. Schräg gegenüber vom Kestner-Museum steht der Wangenheim-Palais, dessen Entwurf dem Hannoveraner Baumeister und Oberhofbaudirektor Georg Ludwig Friedrich Laves zu verdanken ist. Errichtet wurde dieser klassizistische Bau im Auftrage von Graf Georg von Wangenheim im ersten Drittel des 19.Jahrhunderts. Nicht zu übersehen ist der vorgesetzte fünfachsige Mittelbau mit einem Säulenportikus. Ebenso markant ist der halbzylindrische Vorbau an der Westseite, der einst als Wintergarten diente. Dass das Stadtwappen im Giebelfeld des Palais' zu sehen ist, rührt daher, dass der Palais zwischen 1862 und 1913 als Rathaus diente. Wer vor dem Palais auf den Bus wartet, tut dies in einer Designer-Bushaltestelle: Massimo Iosa Ghini konzipierte die Haltestelle „Das Boot“ am Friedrichswall.
Auf in die Neustadt
Unser Weg führt uns entlang der Leine zur Hardenbergstraße. Dort entdecken wir vor der Oberfinanzdirektion den „Steinernen Wächter“ von Kurt Lehmann, eines der zahlreichen Kunstwerke im öffentlichen Raum, auf die die Leinestadt überaus stolz sein darf. Wo sonst kann man ohne Eintrittsgeld Kunst auf Schritt und Tritt genießen wie in Hannover!
Ähnlich wie die Oberfinanzdirektion wurde auch das Gebäude der Polizeidirektion in der ersten Dekade des 20.Jahrhunderts erbaut. Es handelt sich um einen zweiflügeligen Komplex mit Gefängnis. Auffällig ist der Mittelbau mit zwei flankierenden Türmchen. Nicht minder ins Auge springen die drei halbrunden Ecktürme mit gestuften Zwiebelhauben. Doch gar so prächtig wie das nahe gelegene Rathaus ist dieser öffentliche Bau nicht ausgefallen.
Niedersächsisches Hauptstaatsarchiv,
das im Kern zwischen 1713 und 1721 erbaut wurde
Über die Waterloostraße und die Lavesallee querend erreichen wir die Archivstraße, wo sich die Reformierte Kirche der Stadt befindet. Die in der Neustadt erbaute Kirche wurde 1898 in neogotischem Stil erbaut und in einer Bombennacht im Oktober 1943 ein Opfer der Flammen. Der teilweise vorgenommene Wiederaufbau konnte 1963 abgeschlossen werden.
Zwei Kirche und eine verschwundene Synagoge
Beim weiteren Rundgang tritt die Hof- und Stadtkirche St.Johannis in unser Blickfeld. Die einschiffige Kirche mit Doppelempore vereint Predigt- und Andachtsraum. Der Rechtecksaal besitzt im Osten eine Altarnische. Im Westen hingegen, von Treppenhausanbauten eingefasst, steht der 1691 bis 1700 erbaute Turm mit so genannter welscher Haube. Hinter dem Landeskirchenamt stand einst die Synagoge der Stadt, die am 9. November 1938 zerstört wurde. Ein Mahnmal mit dem Umriss des Gotteshauses – es unterscheidet sich in der Architektur kaum von Kirchenbauten der Stadt – und die Inschrift „Ungestillt rinnt die Träne um die Erschlagenen unseres Volkes. Jer. 8:23“ sind Erinnerung und Mahnung zugleich. An der Clemensstraße stoßen wir auf die St. Clemens Propsteikirche, das Gotteshaus der Katholiken Hannovers. Auftraggeber des Sakralbaus war die katholische Gemeinde der Stadt, die von Herzog Ernst August aufgrund des Kurkontraktes zur freien Religionsausübung 1692 die Genehmigung für einen Kirchenbau erhielt.
Skulpturenmeile light
Stehen wir anschließend an der viel befahrenen Straße Leibnizufer, so sind wir zugleich auf der sogenannten Skulpturenmeile. Dank der Initiative des Galeristen und Kunstsammlers Robert Simon haben zwischen Friederikenplatz und Georgengarten zahlreiche Skulpturen renommierter Bildhauer ihren Platz gefunden. Die drei knallbunten Nanas am Leineufer gehören ebenso dazu wie Bernhard Heiligers Stahlgebilde „Deus-ex-machina“.
Foto rechts: Teil der Skulpturenmeile zwischen Leineschloss und Georgengarten: Brigitte Denninghoff & Martin Matschinsky „Genesis“
Landesangelegenheiten werden hier beraten
Unweit der Leinebrücke, die zum Leineschloss führt, bespielt „Avenue K“ von Kenneth Snelson den Mittelstreifen der mehrspurigen Straße. Betrachtet man das Objekt aus zahlreichen Stangen, so könnte man an einen künstlichen Laubengang denken. An das Leineschloss angebaut ist der moderne Parlamentsbau von Dieter Oesterlen. An dessen Fassade erblicken wir drei moderne Fahnenträger: Sturm, Regen und Sonnenwind, Arbeiten des Bildhauers Jürgen Weber.
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