Reiseführer Hannover
Vom Kröpcke zur Kreuzkirche
Mit dieser Tour „erobern“ wir uns das Herz der Stadt, in dem noch Fachwerkarchitektur und mittelalterliche Backsteinfassaden zu entdecken sind.
Die Normaluhr auf dem Kröpcke ist der Ausgangspunkt für diese Tour, die uns in die Altstadt von Hannover führt. Wir folgen dem Verlauf der Fußgängerzone, um zur Markthalle zu gelangen. Hier im Bauch von Hannover kam man sich heimische und internationale Köstlichkeiten gönnen. Vor der Markthalle steht die Marktfrau Karoline Duhnsen mit einer Kiepe auf dem Rücken, eine Skulptur von Hans-Jürgen Zimmermann, die sich unter Hannoveranern besonderer Beliebtheit erfreut. Hin und wieder stecken Vorbeigehende der guten Marktfrau auch eine leere Flasche Schnaps in ihren am Boden abgestellten Korb. Gedacht wird mit dieser Skulptur an eine Marktfrau, die, in Lindhorster Tracht gekleidet, aus dem Schaumburger Land nach Hannover reiste, um hier unter anderem Schweinebauchfleisch zu verkaufen. Noch zu ihren Lebzeiten setzte man ihr ein „Denkmal“, was die alte Dame sehr rührte.
Im historischen Zentrum
Nur wenige Schritte von hier ist das Objekt „Diamant II“ von Sandford Wurmfeld ein wahrer Kontrast zu den Backsteinfassaden des Alten Rathauses und der Rathausapotheke, über deren Eingang ein Einhorn zu sehen ist. Das Alte Rathaus ist wohl der älteste Profanbau der Stadt und geht auf das 13.Jahrhundert zurück, als man hier eine Lager- und Kaufhalle mit einem Versammlungssaal im Obergeschoss errichtete.
Ein Einhorn schmückt die Rathausapotheke
Hinter dem Rathaus steht die Bischofskirche der Stadt, die Marktkirche. Mit dem Bau der gotischen Hallenkirche, die einen romanischen Vorgängerbau ersetzte, wurde vermutlich um 1300 begonnen. Das Kirchenschiff gliedert sich in drei Schiffe mit je fünf Jochen. Im Osten schließt sich an die Halle der Chor an, der aus einer Haupt- und zwei Seitenapsiden besteht. Vor der Kirche sehen wir das Standbild eines noch recht jung erscheinenden Martin Luther. Recht zahlreich sind in den Außenmauern die dort eingelassenen Reliefplatten, darunter auch die eines Chorknaben mit weitem Mantel und eine Kreuzigungsdarstellung. Unweit von der Marktkirche existieren noch einige Fachwerkbauten entlang der Kramerstraße, in der Knochenhauerstraße, am Holzmarkt und in der Burgstraße. Teilweise stammen sie aus dem 17. Jahrhundert, so die Häuser Kramerstraße 8 und 12 sowie Burgstraße 31 und 32, teilweise aber auch wie am Holzmarkt aus dem späten 18. und 19. Jahrhundert. In der Altstadt findet man zahlreiche Restaurants und Cafés, ob das Café Konrad oder Café Bar Celona, die zum Verweilen einladen.
Die Bebauung der Westseite des Holzmarktes stammt aus der Zeit nach 1945. Einzig das sogenannte Noltehaus mit Mittelerker blieb als Neorenaissance-Bau des 19. Jahrhunderts unbeschadet erhalten. Zum Ensemble am Holzmarkt gehört die Rekonstruktion des Leibnizhauses, das eigentlich in der Schmiedestraße stand. Besonders beeindruckend ist die dem Fachwerkbau vorgeblendete Renaissancefassade. Inmitten des Platzes steht der Oskar-Winter-Brunnen, der 1896 von einem am Holzmarkt ansässigen Eisenwarenhändler gestiftet wurde. In das Brunnengitter ist der sogenannte Wunschring integriert, der so geschickt angebracht ist, dass er sich zwar drehen, aber niemals entfernen lässt. Es wird erzählt, dass wer an dem Ring reibe, einen Wunsch frei habe, der in Erfüllung gehe. Weiterhin ist überliefert, dass die Mitglieder des Magistrats einst zum Brunnen gingen und den Wunschring ins rechte Lot brachten, wenn die Geschäfte nicht so liefen, wie sie sollten. Eingebürgert haben sich seither die Worte: „Ich gehe zum Ding“. Mitdenken muss man sich dabei allerdings auch die Worte: „Ein Ding drehen“!
Die Geschichte der Stadt
Hier am Holzmarkt wird auch die Geschichte des Königreichs Hannover und der Stadt bewahrt. Dies ist die Funktion des Historischen Museums, ein moderner Museumsbau, der in das Ensemble von Beginenturm, Zeughaus und Marstalltor integriert wurde.
Wer sich zum Hohen Ufer begibt, kann am Samstag über den Flohmarkt schlendern und am anderen Leineufer die prallen Nanas betrachten. Fast übersehen wird, dass auch am Zeughaus Kunst inszeniert wurde. Nur bei Dunkelheit kann man die Leuchtschrift entziffern, die an der Mauer des Zeughauses angebracht wurde und von dem Konzeptkünstler Joseph Kosuth stammt. Dessen Installation ist eine Hommage an den Universalgelehrten Leibniz, nach dem auch die Universität benannt wurde.
Am Leineufer haben die Nanas von Niki de Saint Phalle ihr Zuhause
Kommt und lasst uns Feste feiern, oder?
Durch das Marstalltor laufend gelangen wir zur Burgstraße und anschließend zum Ballhof mit seiner pittoresken Platzbebauung. Hier traf man sich einst zum Federballspiel, feierte ausgelassene Hoffeste. Teil der Platzgestaltung ist der Ballhofbrunnen, dessen Entwurf vom Pfaffenhofener Bildhauer Helmut Otto Schön stammt und dem Komponisten Carl Orff gewidmet wurde.
Bei schönem Wetter trifft sich Hannover im Teestübchen am Ballhof, lässt sich in Liegestühlen nieder und schlürft einen der über 30 auserlesenen Tees, die im Angebot des Teestübchens sind. Jazz-Konzerte und Salsaabende, die einst auf dem Ballhof stattfanden, gehören leider nicht mehr zum Unterhaltungsprogramm auf dem Platz. Anwohner hatten sich über den Lärm beklagt: „Ausgetanzt: Salsa-Fest am Ballhof abgesagt“ textete die Neue Presse am 18. Juni 2009. Ob es doch noch einmal einen beschwingten Ballhof geben wird, steht also in den Sternen.
Eine der alten Kirchen der Stadt
Nächste Station unseres Rundgangs ist die Kreuzkirche, die hinter der Häuserschlucht der Kreuzstraße auftaucht. Das Gotteshaus, das im 17. Jahrhundert barockisiert wurde, wurde 1943 derart schwer beschädigt, dass 1959 bis 1961 ein Wiederaufbau erfolgen musste. Bei der Anlage des Turms orientierte man sich an Baunterlagen aus dem Jahr 1630. Angebaut an das Kirchenschiff ist die barocke Duve-Kapelle, die aus Sandstein erbaut wurde und mit Spruchtafeln und Wappen verziert ist. Auch vor diesem Gotteshaus findet man Kunst im öffentlichen Raum: eine schlanke Lichtspirale, von Christian Weise aus Edelstahl gefertigt.
Wer nun eine kleine Pause einlegen möchte, der lenkt seine Schritte ins anniway - das Mal-Café in der Altstadt (Knochenhauerstr. 16). Verfehlen kann man es nicht, denn zahlreiche bunt bemalte Stühle zieren die Fassade des Hauses, in dem sich das Café befindet. Das Café ist eine soziale Einrichtung, deren Möblierung durch psychisch Kranke gestaltet wurde. Die bemalten Stühle, auf denen man Platz nimmt, kann man übrigens auch käuflich erwerben. Hausmannskost zu moderaten Preisen wird im anniway ebenso angeboten wie Kaffee und Kuchen.
Suchen bei schwarzaufweiss
Das könnte Sie auch interessieren