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Herrenhaus Errera

Das heutige repräsentative Haus der flämischen Regierung, vor dem der flämische Löwe im Brüsseler Wind weht, gehört zum klassizistischen Ensemble am Park von Brüssel. An dieser Stelle, dem so genannten Koudenberg, stand einst das Schloss des Grafen Lambert II. aus Löwen. Der heutige Stadtpark von Brüssel war beim Bau des Schlosses im 11. Jahrhundert die Warande, das Jagdgebiet des Löwener Fürsten. Im Laufe der Jahrhunderte ließen nachfolgende Fürsten das bestehende Schloss stetig erweitern und dem Zeitgeschmack entsprechend umgestalten. Hier residierten nicht nur Karl der Kühne, sondern auch der in Gent geborene Karl V., der als Kaiser Karl Weltgeschichte schrieb. Im Winter 1731 brannte der Palast auf dem Koudenberg allerdings fast vollständig nieder.

Dies war das Fanal für die komplette Umgestaltung des Koudenbergs im Stil des Klassizismus. Der Koningplein entstand 1781 und vier Jahre später war auch das Quartier rund um die nunmehr als öffentlicher Park gestaltete Warande vollendet. Der Baugrund des Herrenhauses Errera wurde durch die damalige Herrscherin über die Südlichen Niederlande (dem heutigen Belgien), die österreichische Monarchin Maria-Theresia, den Norbertinern der Abtei von Grimbergen vermacht. Diese wurden zugleich verpflichtet innerhalb von drei Jahren diesen Grund und Boden zu bebauen. Als federführender Architekt wurde dafür Barnabé Guimard gewonnen, der im Auftrag der Norbertiner für die Realisierung des Stadtpalastes der Norbertiner zwischen 1780 und 1783 verantwortlich war. Der schlichte, in Weiß gehaltene Bau mit einer deutlichen Rustika weist als Merkmal des Klassizismus außerdem einen Dreiecksgiebel über dem vorspringenden, dreiachsigen Mittelbau auf.

Benannt ist das Haus nach der italienischen Bankierfamilie Errera, die bis 1977 Eigentümer des Anwesens war, ehe es in Staatsbesitz überging und 1983 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Wenige Jahre später wurde das Gebäude durch den damaligen Nutzer, das Musikkonservatorium, für unbewohnbar erklärt. Nach einem verheerender Wasserschaden im Winter 1988 vergingen Jahre des Leerstandes, ehe die Regionalregierung Flanderns 1992 Eigentümer der Liegenschaft wurde. Mehrjährige Restaurierungsmaßnahmen schlossen sich an den Eigentümerwechsel an. Ziel dieser 1998 beendeten Instandsetzung war es, in der Hauptstadt Flanderns ein Amts- und Empfangshaus der flämischen Regionalregierung herzurichten.

Ursprünglich gedacht als städtische Variante des hochherrschaftlichen Sommerhauses besitzt die Liegenschaft einen Ehrenhof, der von einer hohen Mauer umschlossen ist. Wer über den Hof und die Eingangshalle das Herrenhaus betritt, wird nicht nur die Chinoiserien des Chinesischen Zimmers, sondern auch den in Elfenbeinweiss ausgeschlagenen Spiegelsaal mit seinen Säulen betreten. Die Dekoration der Räume nimmt Bezug auf die Antike, so dass man Apollo ebenso wie Dreifüße oder Rauchschalen als Ornamente der Wände und Türen findet.

Errerahuis
Koningsstraat 14
1000 Brussel
Tel. 0032 - (0)2 - 5 53 47 00

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