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Frits Van den Berghe - Expressionismus flämischer Art, politische Karikatur und ...

Am Rande der Genter Innenstadt wurde Frits Van den Berghe am 3.4.1883 als Sohn eines Sekretärs der Universitätsbibliothek geboren. Vier Jahre später erblickt ein lebenslanger Freund und Förderer des flämischen Expressionismus, Paul-Gustave Van Hecke (1887-1967), das Licht der Welt. Und auch die am 7. 12.1887 geborene Stella van de Wiele sollte im späteren Leben des Künstlers eine besondere Rolle spielen. Sie wurde zwischen 1912 und 1917 die große Liebe des Kunstmalers und war gleichzeitig der Grund für die jahrelange Trennung van den Berghes von seiner Ehefrau und seinen Kindern.

 Van den Berghe besuchte bis 1898 die Stadtschule in der Onderstraat in Gent, ehe er sich in der Königlichen Akademie für Schöne Künste einschrieb und in der Scheldelaan häuslich einrichtete. Zu seinen Mitschülern gehörten unter anderem Albert Servaes, ein flämischer Expressionist, der durch seine religiösen Themen bekannt wurde. Bis 1903 folgte er dem Unterricht an der Kunstakademie, um anschließend zu Albert Servaes in das »Künstlerdorf« St. Martens-Latem zu ziehen. Bis 1913 lebte Van den Berghe wenn auch nicht ständig, so doch während des Sommers in diesem malerischen, südlich von Gent gelegenen Leiedorf. In diese Zeit fiel auch die Hochzeit mit Elvira van Houte. Im Jahr der Eheschließung, 1907, arbeitete Van den Berghe gemeinsam mit seinem Schwager Jules Hoste an der Gestaltung des sozialistischen Festhauses »Ons Huis« am Vrijdagmarkt. Wegen des unerwarteten Todes von Hoste blieb diese Arbeit jedoch unvollendet.
Im nachfolgenden Jahr wurde Van den Berghe zum Dozenten an der Königlichen Akademie für Schöne Künste ernannt und unter seiner Federführung gründete sich die Vereinigung »Freunde von Bosch und Leie«, zu der Künstler aus St. Martens-Latem wie George Minne, Gustave van de Woestijne und Albert Servaes gehörten. 1913, in einer Phase geringer Schöpferkraft, wurde auf der Genter Weltausstellung das ein Jahr zuvor fertiggestellte »Porträt meines Vaters« öffentlich gezeigt.

Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges verließ Van den Berghe gemeinsam mit dem flämischen Expressionisten Gustave De Smet (1877-1943) das Land, um sich in Amsterdam niederzulassen. Seine Geliebte Stella van de Wiele folgte ihm. Während dieser Zeit malte er vor allem Blumenstilleben und legte Hand an das  »Porträt von Stella van de Wiele«. 1916 waren dann in einer großen Ausstellung 23 Arbeiten von Van den Berghe und 39 von de Smet erstmals in den Niederlanden zu sehen. Nach dem Bruch mit seiner Geliebten, die nach Brüssel an das Olympia-Theater zurückkehrte und ihre Schauspielerkarriere fortsetzte, kehrte auch Van den Berghe nach Belgien zurück. Doch die Monate, die Van de Berghe in Belgien verbrachte, waren gezählt. 1919 begab er sich wieder in die Niederlande, zu Jozef Cantré, einem Bildhauer, der in Blaricum lebte. Eine Ausstellung, die im April 1920 in Groningen stattfand und den Titel »Flämische Kunst« trug vereinte die Arbeiten der alten Freunde Cantré, Van den Berghe und de Smet. Nach weiteren zwei Jahren hieß es für de Smet und Van den Berghe, in die alte Heimat zurückzukehren. Sie fanden Unterschlupf bei dem Kunstmaler Constant Permeke, der sich in Oostende niedergelassen hatten und mit seinen erdverbundenen derben Bauerngestalten phasenweise auch den Stil von Van den Berghe beeinflußte. Doch der unruhige und umtriebige Van den Berghe, der 1922 ein Skizzenbuch von Oostende und Bachte-Maria-Leerne vollendete, blieb nur kurze Zeit. Ihn zog es wieder an die Leie, die ihm entscheidende Inspiration war. In dem kleinen Flecken Afsnee entstanden Arbeiten wie »Die Leie bei Deurle« oder »Die Leinenfischer an der Leie«. Wie auch andere Maler der »Künstlerkolonie von St. Martens-Latem« bezog Van den Berghe ein Teil seiner Inspiration aus dem Landleben Ostflanderns.

Seinen ersten öffentlichen Auftritt nach seiner Rückkehr nach Belgien erlebte der Künstler im Rahmen der Ausstellung »Kunst van Heden«, im Juni 1924 in Antwerpen organisiert wurde. Auch an der Ausstellung der Galerie Georges Giroux (Brüssel) im Dezember des folgenden Jahres war Van den Berghe neben De Saedeler, Minne, Van de Woestijne und Servaes beteiligt. Die Gründung von »Le Centaure«in Brüssel war für Van de Berghe ein Segen, da er durch diese Kunstgesellschaft regelmäßig ein Monatssalär von 5000 Frank erhielt, für das er nach einer ursprünglichen Vereinbarung 16 große Gemälde im Jahr abliefern mußte, die durch die Galerie an Anleger abgegeben wurden. Auch die Begegnung mit dem Industriellen Emanuel Hoffmann, der aus der Schweiz stammte, waren für den Künstler von Vorteil, da ihm acht Arbeiten, so auch »Picknick« (1924), »Die Fischer« (1925) und »Der Flötenspieler« abgekauft wurden. 1929 schließlich erfolgte in der Galerie »Le Centaure« eine Ausstellung mit vierzig Gemälden, darunter »Das singende Bild« (1928) und »Traum« (1927).

Ab dem Jahr 1931 arbeitete Van den Berghe für das Wochenblatt »Koekoek«, für das er politische und soziale Karikaturen erarbeitete. Die entstandenen politischen Figuren zierten bis 1935 das Deckblatt dieses Wochenblattes. Gemeinsam mit Jozef Cantré stellte Van den Berghe 1933 unter der Schirmherrschaft der Sozialistischen Studienvereinigung in Gent jüngste Arbeiten aus. Zu ihnen zählten »Der Kompagnon« (1932) und »Der Wohnwagen« (1930). Unabhängig davon ging der Künstler seinem Broterwerb als Illustrator nach und erarbeitete den Comic »Pikkel en Duim«, der bis 1939 erschien. Nebenher beteiligte er sich immer wieder an Ausstellungen, so auch an der der Vereinigung der »Freunde der Kunst« in Brüssel, die im August 1938 stattfand. Für diese Gelegenheit sandte er unter anderem »Das singende Bild« (1928) und »Der Kompagnon« (1932) ein. In dieser Zeit erschien der Künstler von Angst und Todesfurcht geplagt zu sein, da immer wieder Selbstdarstellungen mit Totenschädeln in seinen Bildkompositionen auftreten, etwa in »Selbstporträt mit Totenschädel«. Nicht als alter Mann, sondern mit 56 Jahren stirbt Van den Berghe am 23. September 1938.

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